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143 - Rulfan von Coellen

143 - Rulfan von Coellen

Titel: 143 - Rulfan von Coellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Taschen.
    »Zur Jagd?« Calundula blickte auf den Chronometer über der Luke. Kurz nach Mitternacht. Sie horchte in sich hinein. In ihrem Schädel spürte sie den allgegenwärtigen Druck. In ihrer Stirn brannte eis, als wäre sie innen entzündet. Doch keine Stimme erhob sich. »Wer hat dich gerufen?«
    »Der Herr.« Mit langsamen, konzentrierten Bewegungen schnürte PXL seine Stiefel.
    »Ich gehe mit dir.« Calundula schlüpfte in ihre graue Kombi.
    »Du bist doch nicht gerufen worden.«
    Calundula antwortete nicht. Sie zog sich an und folgte ihrem Geliebten aus ihrer Schlafzelle auf den Gang hinaus und zum zentralen Lift. Gemeinsam fuhren sie ins Jagdschloss hinauf.
    Die Lifttüren öffneten sich. Davor warteten Guur und Sharan mit fünf Bunkerkolonisten, unter ihnen das Mädchen aus Coellen und ein Halbwüchsiger, dem Calundula eine Rippenplastik eingesetzt hatte.
    »Was hast du hier oben zu suchen?«, fuhr Sharan sie an.
    »Ich… ich wollte…« Zwei Mächte rangen in Calundula Kopf miteinander. Die Liebe zu PXL und die Sorge um ihn auf der einen, die Furcht vor IHNEN und die brennende Kraft in ihrem Schädel auf der anderen Seite. »Ich dachte… ich dachte, es muss etwas geschehen sein, wenn es um die Zeit zur Jagd geht, und ich dachte, man braucht mich vielleicht.«
    »Später«, beschied Sharan ihr knapp. »Wir rufen dich, wenn wir dich brauchen.« Sie trug einen dunkelbraunen Wakudapelz über ihrem Lederharnisch. Um ihren Hals hing an einem Lederriemen ein daumenlanges schwarzes Kästchen mit einer kleinen Antenne an der Oberseite. Ein spezielles Funkgerät, vermutete Calundula.
    »Tatsächlich ist etwas geschehen«, sagte Guur. Er hatte sich in seinen langen Mantel gewickelt. »Vier Feinde treiben in Dysdoor ihr Unwesen. Sie müssen neutralisiert werden. Dafür werden wir im Wald ein wenig trainieren.«
    »Danach erst tragen wir den Krieg nach Süden und Westen«, fügte Sharan hinzu. »Und jetzt geh schlafen. Noch hat niemand nach dir verlangt.«
    Calundula stand auf der Schwelle der Lifttüren, PXL ging an ihr vorbei. Sie fragte nicht, warum Krieg nach Süden und Westen getragen werden musste und von welchem Krieg die Königin überhaupt sprach. SIE mochten es nicht, wenn man Fragen stellte. Die heiße Kraft in ihrem Kopf rührte sich. Es war auf einmal, als würde sie brennende Fühler in all ihre Hirnwindungen ausstrecken.
    »Willst du wohl gehorchen?«, herrschte Sharan sie an.
    Calundula trat zurück in den Lift. Ihre ängstlich geweiteten Augen hingen am traurigen Gesicht ihres Geliebten. Sie spürte, dass ihm ein Unglück drohte. Die Lifttüren schoben sich zusammen.
    »Warte«, hörte sie Guur sagen. Die Lifttüren stoppten, glitten zurück in die Wand. Die Rechte auf dem Außensensor, stand der junge Barbarenfürst – so sah er in Calundula Augen aus – seitlich des Lifts. »Es ist eine eigenartige Kraft in dir.« Er winkte Calundula aus dem Aufzug. »Eine rätselhafte Kraft, findest du nicht auch, Liob’hal’sharan?« Die Herrin reagierte nicht. »Ich will sie näher kennen lernen, diese Kraft. Nehmen wir dieses Exemplar doch einfach mit zum Training.«
    Sharan antwortete nicht, gab aber durch eine gleichgültige Geste zu verstehen, dass Guur tun und lassen sollte, was er für nötig hielt. Der fasste Calundula am Arm und zog sie an sich vorbei zu der Gruppe der Wartenden. Calundula ging zu PXL und ergriff seine Hand. Einerseits war sie erleichtert, andererseits alarmiert.
    Sie verließen das Schloss und das eingezäunte Außengelände und drangen in den nächtlichen Wald ein. Guur marschierte hinter den sieben Marienthalern, Sharan ging voran. Anfangs leuchtete sie mit einer Stablampe den Pfad aus; ein Wildwechsel. Später, als der Mond aufging und sein Licht durch die Baumkronen sickerte, schaltete sie die Lampe aus.
    Sharan wies an, dass sich die sieben Männer und Frauen einander an den Händen fassten. Als wollte sie ihn schützen, ging Calundula vor PXL. Sie hielt seine Hand so eisern, dass er sie einmal flüsternd bat, nicht so fest zuzudrücken. Hinter PXL torkelte das Mädchen Suse, und vor Calundula ging der Halbwüchsige, dem sie, genau wie PXL und Suse, die künstliche Rippe eingepflanzt hatte.
    Nach einer Stunde Marsch schälten sich die Umrisse dreier Gestalten aus der Dunkelheit. Drei Menschen stapften durchs Unterholz, alle drei Bewohner Marienthals. Bei Sharan blieben sie stehen, tuschelten ein paar Worte mit der Herrin und huschten danach Richtung Marienthal

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