1443 - Die Hölle stirbt nie
auf dem Laken ausbreitete. Das war alles, aber es reichte, denn in der Stille war kein Atmen mehr zu hören.
Was Travis Beck bei seiner Freundin nicht geschafft hatte, das war dem Teufel gelungen.
Im Bett lag eine Tote. Sie hatte die Begegnung mit der Hölle nicht überstanden.
Ich spürte, wie mir die Röte ins Gesicht stieg. Ich war wahnsinnig wütend. Ich hätte vielleicht anders handeln können, denn ich fragte mich, wer die Frau letztendlich umgebracht hatte.
Der Teufel oder mein Kreuz?
Möglicherweise beide Kräfte. Einmal die der Hölle und zum anderen diejenigen, die ihr entgegenstanden.
»Du musst dir keine Vorwürfe machen, John. Es hat eben so geschehen sollen.«
»Ja, ich weiß, aber wir hätten trotzdem anders handeln können. So muss man das sehen.«
»Nein, hättest du nicht. Der Teufel wollte das Opfer. Und er wollte uns nicht nur zeigen, dass er noch da ist, sondern dass man mit ihm weiterhin rechnen muss.«
»Und mit seinem Kreuz.«
»Du sagst es.«
Einen Moment später öffnete sich die Tür und Dr. Davies betrat das Krankenzimmer. Mitgebracht hatte er eine korpulente Schwester. Beide sahen sie die Frau auf dem Bett, und es war gut, dass Suko schnell zur Tür ging und sie schloss.
»Jetzt haben Sie uns etwas zu erklären, Mr Sinclair«, flüsterte der Arzt, der seine Erregung kaum unter Kontrolle halten konnte.
***
Die Zeit – die verfluchte Zeit! Für einen Wartenden wie Travis Beck war sie einfach zu lang. Er wollte raus, er wollte sich mit dem Kreuz zeigen, er wollte demonstrieren, welche Macht er durch diesen Gegenstand gewonnen hatte, aber er konnte nicht so handeln, wie er es gern getan hätte. Er musste warten, und er würde sich hüten, dem Höllenherrscher den Gehorsam zu verweigern.
Immer wieder trat er ans Fenster, um nach draußen zu blicken. Es war nicht viel zu sehen, weil die Steinmauer den Garten umfriedete.
So schaute er meistens gegen den Himmel.
Dabei ging es ihm gut. Niemand hatte gesehen, wie er das Haus in Besitz genommen hatte, abgesehen von ein paar Seevögeln, die immer wieder die Luft durchschnitten. Er war allein, und das würde auch so bleiben, obwohl er den Teufel im Hintergrund wusste.
Nur hatte der sich seit einigen Stunden nicht mehr gemeldet.
Draußen neigte sich der Tag allmählich dem Ende entgegen. Der Himmel wurde noch grauer, und als Beck einmal die Haustür öffnete, da merkte er, dass der Wind zugenommen hatte. Er blies in sein Gesicht und brachte einen kalten Schauer mit.
Er ging durch das Haus. Auch die obere Etage hatte er sich angeschaut. Die Zimmer hatten schräge Wänden. Alle Räume sahen irgendwie leer aus, obwohl sie eingerichtet waren. Aber es fiel auf, dass selten jemand dort seine Zeit verbrachte. Es gab nichts Persönliches. Kein Bild und auch kein anderes Andenken.
Travis Beck ging wieder die Stufen der Treppe nach unten. Sein Gang war ein anderer geworden. Viel lockerer und federnder. Er freute sich darüber. Der Pakt mit dem Teufel schien seine Energie beflügelt zu haben. Er fühlte sich so gut wie lange nicht mehr.
In der Küche hatte er eine Flasche Whisky gefunden. Zwei Schlucke hatte er sich schon gegönnt. Medizin gegen die Kälte, denn die Heizung war ausgeschaltet.
Und immer wieder stellte er sich die gleichen Fragen. Wann ging es endlich los? Wann griff der Teufel wieder auf ihn zurück? Was würde er für ihn haben?
Er wusste die Antworten nicht. Aber die innere Spannung blieb.
Das Kreuz hatte er auf den nicht sehr hohen Tisch im Wohnraum gelegt. Es lag auf einer gestickten Decke, und es sah irgendwie kitschig aus.
Er blieb neben dem Tisch stehen und starrte es unverwandt an. Es fiel ihm schwer, sich von seinem Anblick zu lösen, denn in diesem Kreuz steckte die Macht des Teufels. Es war für ihn so etwas wie ein Unterpfand, und er rechnete damit, dass der Teufel ihn auf einen höllischen Kreuzzug schicken würde.
Er würde seine Zeichen setzen. Die Welt würde auf ihn aufmerksam werden. Er bekam Macht, und er würde meilenweit über den Menschen stehen, wenn er daran dachte, dass der Teufel ihm nur einen kleinen Teil seiner Macht abgeben würde. Dann war er bereit, Teile der Welt in Trümmer zu legen, und er wünschte sich, dass die Menschen in all ihrer Angst zu ihm überliefen und ihn anbeteten.
Noch hatte er keinen Beweis, dass dies auch so eintreten würde, aber er war guter Dinge, weil man sich auf den Teufel mit Fug und Recht verlassen konnte.
Die Flasche mit dem Whisky hatte er mit in den
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