1443 - Die Hölle stirbt nie
»Was können Sie sich vorstellen, Mr Sinclair?«
Ich hob die Schultern. »Es geht tatsächlich um den Teufel, auch wenn Sie es nicht wahrhaben wollen oder können.«
»Den gibt es doch nicht!«
»Meinen Sie?«
»Das ist – damit macht man Menschen Angst, finde ich. Der Teufel ist nur…«
Ich wollte nicht mit ihm diskutieren. Es hätte keinen Sinn gehabt.
»Noch mal, Doktor, versiegeln Sie dieses Zimmer, bis unsere Kollegen hier erscheinen werden. Danach sehen wir weiter.«
»Wie Sie meinen.«
Es passte ihm alles nicht, das war ihm anzusehen, aber gewisse Dinge musste man einfach hinnehmen, ob man nun daran glaubte oder nicht.
Ich gab Suko ein Zeichen, der die Tür öffnete und nickte. Dr. Davies verstand. Er verließ das Krankenzimmer und nahm Schwester Kate gleich mit. Er sprach mit ihr auf dem Flur einige Sätze, dann eilte er davon.
»Ich werde hier vor dem Zimmer Wache halten«, erklärte Schwester Kate meinem Freund. Dann lächelte sie. »Es ist für Dr. Davies nicht akzeptabel, dass jemand auf diese Art und Weise stirbt. Da kann man ihm keinen Vorwurf machen.«
Bevor ich die Tür schloss, hatte ich noch einen letzten Blick auf die Leiche geworfen. Dabei war mir die letzte Bemerkung nicht entgangen. »Warum kann man ihm keinen Vorwurf machen?«
Die Schwester schaute mich an. Auf ihren prallen Wangen malten sich rote Flecken ab. »Das will ich Ihnen sagen – ach nein, lassen wir das. Ich wollte sowieso kurz mit Ihnen sprechen.«
»Bitte.«
»Zwar stehe ich dem Teufel auch nicht positiv gegenüber, aber ich weiß sehr gut, was die Patientin gesagt hat. Wobei ich nicht wissen kann, ob sie im Fieberwahn gesprochen hat oder nicht. Jedenfalls hat sie gesagt, dass es den Teufel gibt.«
»Haben Sie mit Dr. Davies darüber gesprochen?«
»Ja, aber nur kurz. Er hat mich ausgelacht. Sie haben seine Reaktion ja selbst erlebt.«
»Das stimmt allerdings.«
»Und ihr Tod – ihr Tod muss einfach schrecklich gewesen sein. So sehe ich das.«
Dagegen konnte ich nichts sagen. Er war schlimm gewesen, sie hatte gelitten, doch in mir stieg die Frage auf, warum dies so hatte eintreten müssen. Mit einer Antwort hatte ich so meine Probleme, denn Lynn Haskin hätte niemandem gefährlich werden können.
Aber ich kannte auch Asmodis. Er war jemand, der immer mehr wusste und den meisten einen Schritt voraus war. Sicherlich wusste er bereits, dass Suko und ich uns eingemischt hatten. Er wollte uns dann den Weg zu seinem neuen Diener verbauen.
Ich fragte die Schwester, ob ihr sonst noch irgendwelche Ungereimtheiten aufgefallen waren.
Sie runzelte die Stirn. »Eigentlich nicht. In den geflüsterten Sätzen ging es einzig und allein um den Teufel und auch um ihren Freund, der auf sie eingeschlagen hat.«
»Mit einem Kreuz«, sagte ich.
»Ja, ja, Mr Sinclair. Das hat sie sogar des Öfteren wiederholt. Sie sprach von einem großen goldenen Kreuz, obwohl ich das nun wirklich für übertrieben halte. Oder etwa nicht?«
Ich hob die Schultern an. »Das kann ich Ihnen nicht sagen, Kate.«
Sie blickte mich starr an. »Aber Sie wollen ihren Mörder finden, nicht wahr?«
»Das stimmt.«
»Müssen Sie dann nicht in der Hölle suchen, wenn es sich um den Teufel handelt?«
Sie hatte gut nachgedacht, und ich gab ihr im Prinzip Recht, was sie wiederum erbleichen ließ. Sie sagte nichts mehr und wandte sich ab.
»Wir werden Sie dann allein lassen. Um die Tote wird man sich vom Yard her kümmern.«
»Ich weiß, und ich bleibe auch hier stehen. Sagen Sie das Ihren Leuten.«
»Mache ich.«
Ich gab ihr die Hand und bedankte mich für ihre Hilfe.
Im Krankenhaus war der Einsatz von Handys verboten. Suko und ich gingen nach draußen, wo wir zunächst mal tief Luft holten, weil wir froh darüber waren, den Geruch des Krankenhauses losgeworden zu sein.
Ich telefonierte mit den Kollegen und sagte ihnen, was sie vorfinden würden.
Sie kannten mich, sie waren Überraschungen gewöhnt. Später würden sie sich wieder melden.
Ich wurde die Erinnerung an die Flüssigkeit, die aus dem Mund der Frau gedrungen war, nicht mehr los. Sie hatte sich auf dem Laken verteilt. Sie war nicht rot gewesen. Es hatte sich nicht um Blut gehandelt. Vielleicht ein verwandeltes Blut, das war auch möglich.
Ich steckte das Handy wieder weg und glaubte, dass Suko die gleichen Gedanken verfolgte wie ich.
»Travis Beck«, sagte er. »Er ist derjenige welcher. Ihn müssen wir finden.«
»Und er besitzt das Kreuz.«
»Ja, das auch, John. Aber wo können
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