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1446 - Der Eis-Schamane

1446 - Der Eis-Schamane

Titel: 1446 - Der Eis-Schamane Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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beruhigend auf ihn ein, und sie wunderte sich, dass Todd ihr antwortete.
    »Es ist nicht zu begreifen.«
    »Ich weiß.«
    Mike Todd verzog den Mund, als der feuchte Waschlappen wieder den Rand der Wunde berührte. Er saugte scharf die Luft ein und hörte die leise Entschuldigung.
    »Das will ich nicht hören. Wie heißt du eigentlich?«
    »Carlotta.«
    »Wohnst du hier?«
    Sie hatte mit dieser Frage gerechnet, und so fiel ihr die Ausrede nicht schwer.
    »Ich bin eine Verwandte und nur zu Besuch. Ich will aber auch bei Maxine lernen.«
    »Um später mal Tierärztin zu werden?«
    »Genau.« Sie säuberte wieder die Umgebung der Brustwunde. Der Schnabel hatte nicht zu stark hineingehackt. Ein Knochen hatte ihn aufgehalten.
    »Finde ich toll. Hoffentlich wirst du mal so gut wie deine Tante.«
    »Ich bemühe mich. Maxine ist auch sehr zufrieden mit mir. Das hat sie zumindest gesagt.«
    Der Förster schloss für einen Moment die Augen. Carlotta freute sich, dass er auch lächeln konnte. Er schien auf einem guten Weg zu sein. Allerdings schwitzte er stark, und so sah sich das Vogelmädchen gezwungen, sein Gesicht an einigen Stellen abzutupfen.
    »Ich liebe die Tiere auch, Carlotta. Überhaupt die Natur. Sie ist etwas Wunderbares. Sie muss gehegt und gepflegt werden. Man darf sie nicht pervertieren.«
    »Das denke ich auch. Aber die Menschen hören zumeist nicht auf die Signale. Denken Sie nur an die Katastrophe vor einem Jahr in Asien. Als das Meer zum Killer wurde.«
    »Leider. Es sind immer die Menschen.« Er zuckte leicht zusammen, weil Carlotta wieder eine Stelle berührt hatte, die ihn schmerzte. »Aber es gibt auch die Gegenseite.«
    »Ja…?«
    Mike Todd deutete ein Nicken an. Er schaute zu, wie Carlotta den Lappen über der Schüssel auswrang.
    »Diese Seite gibt es. Ich habe sie erlebt, und das Gleiche ist auch dir passiert.«
    »Sie meinen den Vogel!«
    Der Förster hätte beinahe gelacht. Aus seinem offenen Mund drang jedoch nur ein Krächzen. Er musste sich sammeln, bevor er weiter sprechen konnte.
    »Es ist kein Vogel. Er ist auch kein Mensch.«
    »Und was ist er?«
    »Ein Vogelmensch.«
    Carlotta saß auf dem Rand der Couch und schaute auf den Förster hinab. Sicher war sie sich nicht, aber sie wurde die Ahnung nicht los, dass dieser Mann mehr wusste, als er bisher gesagt hatte. Und dass er jetzt eine Gelegenheit gefunden hatte, darüber mit ihr zu sprechen.
    »Ja, ein Vogelmensch«, wiederholte der Förster. Sein Blick nahm einen anderen Ausdruck an. Er schien sich in irgendwelchen Fernen zu verlieren oder in der Vergangenheit zu suchen.
    Carlotta wusste, dass sie den Förster jetzt in Ruhe lassen musste.
    Die Umgebung der meisten Wunden hatte sie schon gesäubert.
    Der Mann war jetzt dabei, nach den richtigen Worten zu suchen, was ihm nicht leicht zu fallen schien. Er runzelte die Stirn, er deutete ein Kopf schütteln an, und die gesamte Mimik wies darauf hin, dass in seinem Innern etwas passierte, mit dem er so seine Probleme hatte.
    Schließlich öffnete er sich und sagte: »Ich habe den Angreifer ja gesehen. Sehr nah sogar.«
    »Und?«
    »Nun ja, es war kein schöner Anblick, aber ich habe trotzdem etwas herausfinden können. Ich bin mir auch sicher, dass ich mich nicht getäuscht habe. Deshalb kann ich jetzt auch darüber sprechen.«
    »Was ist denn daran so schlimm?«
    »Ich kenne das Monster!«
    »Was?«
    »Ja, Carlotta, ich kenne den Vogelmenschen. Zuerst dachte ich an einen Irrtum, aber er ist sehr nahe an mich herangekommen. Trotz seines Vogelgesichts sind mir einige Eigenschaften seines echten Gesichts nicht verborgen geblieben.«
    »Was ist das gewesen?«
    »Darum geht es nicht. Ich sage dir jetzt, wer er ist, und ich liege wahrscheinlich nicht falsch damit.«
    »Ja, das – ich meine – ich bin gespannt.« Carlotta war ziemlich durcheinander.
    »Ich kenne sogar seinen Namen. Er heißt Elias.«
    Das Vogelmädchen sagte nichts. Es blieb steif sitzen und hatte den Rücken durchgebogen. Nur die Augen bewegte es, und die Haut an der Stirn krauste sich.
    »Du glaubst mir nicht?«
    Sie wollte den Förster nicht enttäuschen und sagte mit leiser Stimme: »Doch, ich glaube Ihnen. Ich muss nur darüber nachdenken, verstehen Sie? Den Namen habe ich noch nie zuvor gehört. Er ist sehr ungewöhnlich, denke ich.«
    »Stimmt.«
    »Und wer ist dieser Elias genau?«
    »Frag lieber, wer er war. Ich kann dir sagen, dass er ein ungewöhnlicher und seltsamer Typ war. Ein Einzelgänger, der mit den Menschen nicht

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