1456 - Catwalk in die Hölle
sich die Frau auf den Catwalk schwang.
Sie war zuvor etwas zurückgewichen und stand jetzt dicht hinter Glenda.
»Nun«, flüsterte sie.
»Was willst du?«
»Ich werde dich begleiten. Ich werde so etwas wie ein Schutzengel für dich sein.«
Glenda konnte nicht anders. Sie musste lachen. »Du und ein Schutzengel? Du bist doch eher das Gegenteil davon.«
»Nein, Glenda, auf meine Art bin ich für dich der Schutzengel.«
Sekunden danach merkte Glenda, was die Person damit gemeint hatte. Die Hände glitten an ihren beiden Körperseiten in die Höhe, und Glenda zuckte bei dieser Berührung zusammen. Sie erreichten die nackten Schultern, blieben für einen Moment darauf liegen, und Glenda wartete darauf, dass sie wieder nach unten glitten, aber das geschah nicht.
Marlene bewegte den Kopf so, dass ihre Lippen nicht mehr weit von Glendas Ohr entfernt waren. Nach einem kurzen, schnellen Atemzug flüsterte sie die Worte: »Ich bin deine Begleiterin und werde es bis zum Ende des Catwalks bleiben. Ich werde dich führen und dafür sorgen, dass du in unseren Kreis aufgenommen wirst…«
Ihre Hände bewegten sich wieder. Sie glitten sanft auf Glendas Hals zu und streichelten ihn. Seltsamerweise empfand Glenda die Berührung der Frauenhände als beruhigend und angenehm. Sie dachte nicht daran, sie abzuschütteln und wehrte sich auch nicht, als die Hände anfingen, ihren Körper zu erkunden.
Auf ihren Brüsten blieben sie liegen. »Wir alle gehören zusammen, Glenda. Wir alle sind eine Familie. Es gibt keine Geheimnisse zwischen uns. Es ist die Art der Liebe, wie sie nur die andere Seite geben kann…«
Glenda hielt die Augen halb geschlossen. Irgendwie fühlte sie sich weggetragen. Das Gewicht ihres Körpers war zwar noch vorhanden, nur fühlte sie sich viel leichter, und eine unglaubliche Hochstimmung erfüllte sie.
Der Begriff Schweben kam ihr in den Sinn. Es war so wunderbar.
Schon jetzt schien sich die Tür geöffnet zu haben, die auf die andere Seite führte.
»Fühlst du dich gut?«, fragte Marlene. Sie bewegte ihre Hände leicht über die Brustspitzen hinweg.
»Ja, ich fühle mich gut.«
»Das muss auch so sein.«
Glenda wunderte sich über sich selbst, dass sie eine derartige Antwort gegeben hatte. Normalerweise hätte sie sich sonst nie so verhalten. Sie wusste, dass sie in einen Bann geraten war. Sie wusste auch, dass sie jetzt etwas dagegen hätte unternehmen müssen, aber sie war nicht mehr in der Lage, sich dagegen zu wehren.
»Und jetzt schau nach vorn!«, flüsterte Marlene. Ihre Hände sanken nach unten und strichen über Glendas Hüften hinweg.
Glenda glaubte, in der Zwischenzeit noch weiter vorgeschoben worden zu sein. Sie sah die Doppeltür viel näher, und sie kam ihr auch größer vor.
Auf beiden Seiten war sie jeweils mit sechs quadratischen Kästen verziert, die wulstig nach vorn standen und keine feine Intarsienarbeit waren.
Die Tür war noch geschlossen. Glenda wusste trotzdem, dass sich dahinter etwas verbarg. Sie hörte nichts, sie sah es nur, denn dort, wo die Tür mit dem Boden nicht ganz abschloss, schimmerte Licht durch, das nicht starr lag, sondern sich bewegte, als würde hinter der Tür ein Feuer zucken.
Marlene veränderte ihre Haltung. Sie schob sich in Glendas Rücken nach rechts, blieb für einen Moment an ihrer Seite stehen, um dann nach Glendas Hand zu fassen, die sie fest umklammerte.
»Es ist so weit«, flüsterte sie. »Ich spüre es…«
»Was?«
»Es wird sich öffnen, und dann werden wir gemeinsam die letzten Schritte auf dem Catwalk gehen…«
Marlene hatte die Worte kaum ausgesprochen, als Glenda für einen kurzen Moment ein leises Quietschen vernahm, dann war es wieder verschwunden.
Aber es hatte etwas zu bedeuten gehabt, denn beide Türflügel schwangen synchron nach innen und gaben den Blick auf etwas völlig Neues frei, das Glenda nur staunen lassen konnte…
***
Würde man uns öffnen, oder blieb das Haus für uns verschlossen?
Genau diese Frage stellte sich Bill, und es dauerte eine gewisse Weile, bis er sie beantwortet bekam. Die Stimme einer Frau tönte durch die Rillen eines Lautsprechers.
»Was wollen Sie?«
Das hörte sich nicht eben freundlich an. Entsprechend waren unsere Blicke, die wir uns zuwarfen.
Bill sagte: »Wir müssen mit Ihnen reden.«
»Ach, gleich zu dritt?«
Wieder hatte uns die Frauenstimme etwas preisgegeben.
Es musste also doch in der Nähe eine Kamera installiert sein, die den Eingangsbereich beobachtete.
Bill verzog
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