1456 - Catwalk in die Hölle
tun.«
Plötzlich setzte sie sich in Bewegung. Sie war verdammt flink auf ihren kurzen Beinen. Mit dem Rücken zur Tür baute sie sich auf und streckte uns abwehrend die Hände entgegen.
»Sie kommen hier nicht hinein. Oder nur über meine Leiche, verstehen Sie?«
Wir hatten verstanden. Sehr gut sogar, aber von uns dachte keiner daran, aufzugeben. Als Suko auf Elvira zuging, da duckte sie sich, denn sie ahnte, was kam, und sie wusste auch, dass sie gegen Sukos Kräfte nicht ankam.
»He, was soll das?«
Suko blieb höflich. »Ich möchte Sie bitten, zur Seite zu treten. Das ist alles.«
Sie stampfte wieder auf. »Ich weiche nur der Gewalt!«
»Dann eben so!«
Elvira riss die Augen erschreckt auf. Und als sie ihren Mund öffnete, da hatte Suko bereits zugepackt. Seine Hände umklammerten ihre Schultern. Es bedurfte nur eines kleinen Rucks, und sie schwebte über dem Boden.
Wie ein Hampelmann zappelte sie in Sukos Griff. Sie kreischte ihre Wut hinaus. Ihr Gesicht lief rot an, und sie hörte nicht auf zu strampeln.
Suko stellte sie in der Ecke ab. »Und hier bleiben Sie stehen«, erklärte er. »Sie werden sich nicht vom Fleck rühren und uns unsere Arbeit tun lassen.«
Elvira sagte nichts mehr. Sie schnappte nur nach Luft. Dabei rollte sie auch mit den Augen. Dann presste sie beide Hände an die Stelle, wo in der Brust das Herz schlägt.
Suko kehrte zu uns zurück. Verschlossene Türen waren etwas, um das er sich gern kümmerte.
Er bückte sich, besah sich das Schloss und lächelte. »Es ist kein Problem.«
Bill hatte sich umgedreht und schaute zu Elvira hin. Sie stand weiterhin am selben Platz, aber ihre Augen versprühten Blitze, und sie wäre uns am liebsten der Reihe nach an die Kehle gefahren.
Suko brauchte nicht viel Zeit. Als er sein kleines Besteck wieder in der Tasche verschwinden ließ, nickte er uns zu.
»Sie ist offen!«
»Dann los«, sagte ich und fasste an die Klinke. Das hatte Elvira gesehen, und plötzlich brach es aus ihr hervor.
»Verbrennen!«, brüllte sie. »Das Feuer der Hölle wird euch verbrennen…«
***
Hatte sie etwas anderes erwartet?
Glendas Blick glitt in eine Szenerie hinein, wie sie sich die Vorhölle vorgestellt hatte.
Feuer!
Lodernde und gierige Arme, die sich nach allen Seiten streckten.
Flammen von heller und auch greller Farbe, die fauchten und zuckten, bevor sie in die Höhe stiegen und dort ein normales Aussehen annahmen.
Die Hitze hätte Glenda wie ein Schwall treffen müssen. Da dies jedoch nicht geschah, gab es für sie nur eine Erklärung, was das Feuer anging.
Das waren keine normalen Flammen, die sich in irgendeinem Kamin ausbreiteten. Es war das kalte und doch mörderische Feuer der Hölle, das ebenso vernichten konnte.
Beide Frauen waren so nahe an die offene Tür herangetreten, dass Glenda den Widerschein der Flammen auf ihrem nackten Körper sah. Dort zeichnete sich ein ständiges Huschen und Zucken ab, ohne dass Glenda auch nur einen Hauch von Wärme gespürt hätte.
Marlene hatte von einer Schutzengelfunktion gesprochen. So verhielt sie sich auch. Sie stand dicht bei Glenda und dachte nicht daran, ihren Platz zu verlassen.
Glenda hatte ihre Überraschung überwunden und flüsterte: »Was ist das? Wozu dieses Feuer?«
»Ich will es dir sagen. Es ist das Feuer der Vorhölle. Das Feuer, das die Diener des Meisters stählt. Die Flammen, die schon seit Ewigkeiten brennen. Und es ist zugleich das Feuer, das uns stark macht und uns an Lucius bindet.«
»Wieso?«
»Jeder von uns ist hineingegangen, verstehst du? Es ist der Catwalk in die Hölle, auf dem du dich befindest. Ein Laufsteg zu jemandem, der dem Teufel sehr, sehr nahe steht. Der ihm schon seit Urzeiten zu Diensten ist.«
»Du meinst Lucius?«
»Genau ihn. Und er befindet sich dort. Er wartet auf dich. Du wirst Marshas Nachfolgerin, aber zuvor musst du durch die Kräfte des Höllenfeuers gestählt werden.«
»Nein!«
Marlene konnte nur lachen. »Es gibt kein Nein. Seit du hier bist, musst du alles tun, was Lucius bestimmt. Wer an seiner Seite leben will, der muss durch das Feuer. Du hast dich entschieden, und du wirst gehen.«
»Wenn ich nicht will, dann…«
»Werden wir dich zwingen. Wir werden dich packen und in die Flammen werfen. Dann jedoch ist es um dich geschehen, denn sie merken verdammt genau, wer zu ihnen steht und wer nicht. Das solltest du bedenken. Wenn die Flammen es wollen, können sie dich vernichten.«
Glenda nickte. »Ja, ich weiß. Das habe ich erlebt. Die
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