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146 - Winterkrieger

146 - Winterkrieger

Titel: 146 - Winterkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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hatte.
    4. Crow hatte sich Willards Vermutung, der Junge mit der Schrottwaffe könne Cleveland getötet haben, so schnell zu eigen gemacht, dass man glauben konnte, er sei froh, jemanden gefunden zu haben, dem man die Schuld am Tod unseres Captains in die Schuhe schieben konnte. Die sofortige Exekution des »Verdächtigen« besagte: A) Wir haben den Täter erledigt, also brauchen wir nicht nach einem anderen zu suchen. B) Falls der Junge Clevelands wirklichen Mörder gesehen hat, war er nun kein brauchbarer Zeuge mehr.
    5. Dass Sergeant Grover nicht damit einverstanden sein könnte, wenn man im Vorübergehen mal eben eine Nachtratte umlegte, war Crow wohl nicht in den Sinn gekommen. Willards Drohung »Das hat ein Nachspiel, Crow!« hätte sich vielleicht negativ auf die Generalstabskarriere ausgewirkt, die Artie anstrebte. Also hatte auch Willard dran glauben müssen.
    6. Dass unser Renegat – ein simpler Baubürokrat –
    Handgranaten in seiner Unterhose versteckt hatte, um sich lieber in die Luft zu sprengen als sich von der Präsidentin einen Tadel einzufangen, konnte ich überhaupt nicht glauben.
    Artie hatte ihn erschossen, um ihm den Mord an Willard Grover in die Schuhe zu schieben. Vermutlich hatte er Rosalies Mann im gleichen Moment erschossen, in dem die Granate geflogen war, die den Renegaten und die sich am Boden duckenden Huren getötet hatte.
    All diese Ungereimtheiten hätten natürlich auch dem Ausschuss auffallen müssen, der uns nach Clevelands und Grovers Tod verhörte. Aber die Präsidentin war wohl nicht daran interessiert, ihre Elitetruppen in ein schlechtes Licht zu rücken, und favorisierte die »einfache Variante« als gegebene Wahrheit.
    Crow hatte in dem Auftrag vermutlich eine günstige Gelegenheit gesehen, sich jemanden vom Hals zu schaffen, der ihm im Weg stand: Cleveland. Als Kollateralschaden. Ich zweifelte nicht daran, dass er mit Leuten aus der höchsten Ebene kungelte. Die dazu nötigen Beziehungen hatte er. Er war Sprössling eines Obristen. Seine Mutter war Generalärztin.
    Seine kleine Schwester arbeitete im Planungsstab des Nationalen Sicherheitsrates.
    Dass er Karriere machen wollte, hatte er nicht verschwiegen. Menschen, die mit dem zufrieden waren, was sie hatten, verachtete er.
    Dass er sein erstes Ding nicht für einen warmen Händedruck gedreht hatte, merkte ich bald: Tage später war er mir um einen Dienstgrad voraus. Als ich Jahre später Captain wurde, kriegte Crow den ersten Generalsstern. Und während ich Captain blieb, holte er sich noch drei weitere Sterne dazu und löste schließlich Präsident Hymes ab, die möglicherweise ehrlichste Haut in diesem ganzen machtbesessenen Klüngel.
    Wer weiß, ob er ihn nicht auch auf dem Gewissen hat; zuzutrauen wäre es ihm.
    Rosalie und ich fragten nicht, wieso Artie ständig die Treppe rauf flog und die Sterne auf seinen Schulterstücken sich mehrten. Die Antwort kannten wir: »Ich bin eben besser als ihr.« Außerdem war er bei den Winterkriegern nur noch wenige Monate mit uns zusammen, dann holte ihn der Stab und er zog ein Dutzend Ebenen höher, wo er Victor Hymes’ Berater austrickste, überall sein Spinnennetz anlegte und daraufhin arbeitete, irgendwann Kaiser von Amerika zu sein.
    Aber ich schweife ab.
    Nach Beendigung des Lehrgangs erhielten Rosalie und ich eine Urkunde. Arthur Crow wurde nach einigen Wochen als 1st-class-Lieutenant aufgrund seiner Heldentaten zum Captain befördert. Dann rief uns Major Montgomery zu sich, der uns mit den legendären Worten »Ihr seid also die berühmten Winterkrieger, haha!« begrüßte.
    Montgomery war Clevelands Chef gewesen und spielte die Rolle des Verbindungsoffiziers zum Oberwelt-Bürgermeister.
    Die beiden hatten sich etwas ausgedacht, um den nach Waashton strömenden Mob zu dezimieren: eine Geisterschwadron, die als Ankläger, Richter und Henker in einem tätig sein sollte.
    »Die Präsidentin ist der Meinung«, erläuterte Major Montgomery, »dass es dem Aufbau der neuen Zivilisation nicht dienlich sein kann, wenn die Hauptstadt unserer Bewegung schon zu Anfang in einer Flut von zwielichtigen Gestalten ersäuft. Wollen wir doch mal ehrlich sein: Die meisten Figuren, die sich da oben breit machen, sind doch gar nicht daran interessiert, sich für ein Gemeinwesen zu engagieren, das uns als Basis zur Neueroberung des Kontinents dienen soll…« Er schaute uns an. »Diese Typen hat es doch nur aus einem Grund hinter die Mauern unserer Stadt gezogen: In ihrem Schatten können sie

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