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146 - Winterkrieger

146 - Winterkrieger

Titel: 146 - Winterkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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leichter an den Errungenschaften schmarotzen, die sie aus Dummheit oder Trägheit selbst aufzubauen nicht in der Lage waren.«
    »Genau«, sagte der frisch gebackene Captain Crow.
    Major Montgomery schlug mit der Faust auf den Tisch.
    »Das Gesindel, das in unsere Stadt strömt«, fuhr er fort,
    »bindet unser Personal. Solange unsere bewaffneten Kräfte in der Hauptstadt Polizeiarbeit leisten müssen statt den Kontinent wieder in Besitz zu nehmen, vergeuden wir Energien.«
    Wenn sich diese Elemente nicht mit Schikanen vertreiben ließen, so sein Schluss, müsse eben Angst und Schrecken gesät werden. Zu diesem Zweck werde er eine Spezialeinheit aus dem Boden stampfen. Name: Winterkrieger. Aufgabe: Den Tod unter jene Oberweltler zu säen, die glaubten, sie könnten ihre rückständigen Traditionen und dummen Stammesquerelen in unserer Stadt weiterführen.
    »Es ist nicht die Aufgabe der Winterkrieger, sie zu unserer Lebensweise zu bekehren. Es ist die Aufgabe der Winterkrieger, sie zu exekutieren.«
    Rosalie erbleichte. Nicht nur sie fühlte sich zum reinen Killer degradiert. Ich hatte in den Datenbanken ein bisschen über die Zivilisation unseres Kontinents vor dem Kometeneinschlag gelesen und fragte mich, ob ich wirklich so viel missverstanden haben konnte.
    »Und Sie«, Major Montgomery trat vor den Schreibtisch und baute sich vor uns dreien auf, »habe ich als Ausbilder der neuen Winterkrieger vorgesehen.« Sein Blick fiel auf Crow.
    »Was sagen Sie dazu, Captain?«
    »Ich weiß die Ehre zu schätzen, Sir«, lautete Crows Antwort.
    »Lieutenant Flannagan?«
    »Kann mir schlimmere Aufgaben vorstellen, Sir«, sagte ich vorsichtig, damit man nicht auf die Idee kam, ich könne zur Meuterei neigen.
    »Sergeant Grover?«
    Rosalie antwortete nicht sofort. Seit Willards Tod war sie ruhiger geworden. »Es muss wohl sein, Sir.«
    »Vortrefflich.« Montgomery rieb sich die Hände. »Die Präsidentin ist stolz auf Sie. Ich habe von Anfang an gewusst, was in Ihnen steckt. In den nächsten Wochen werden Sie einen Zug Winterkrieger ausbilden, der hoffentlich noch vor der Schneeschmelze einsatzbereit ist.«
    »Sir, ja, Sir!«, brüllten wir. Ich hätte kotzen können, so schlecht war mir dabei.
    »Äh, noch etwas…« Montgomery händigte Arthur Crow ein Papier aus, auf dem stand, dass er nun die Position ausfüllte, die zuvor Cleveland bekleidet hatte. Es wunderte mich inzwischen nicht mehr.
    Montgomery bedankte sich noch einmal bei uns, dann durften wir abtreten. Captain Crow fuhr mit dem Expresslift zu seinen Eltern hoch, um ihnen von seiner Beförderung und der großen Ehre zu berichten, der er teilhaftig geworden war. Ich ging in die Sektorenkantine, schüttete mich zu und zettelte eine Schlägerei an, die ich nur überlebte, weil mir wohl gesonnene Kräfte des Weges kamen und mich aus dem Verkehr zogen, bevor ich mich vollends zum Affen machte.
    Als ich erwachte, war es Abend. Ich lag in Rosalies Quartier auf dem Sofa. Mir war so elend zumute, dass ich am liebsten aus Wut, Frust und Liebeskummer geflennt hätte.
    Wütend war ich, weil das mörderische und verderbte Tun Arthur Crows noch belobigt und mit einer Beförderung honoriert worden war.
    Frust empfand ich, weil ich mich dazu hatte verleiten lassen, bei dieser Killertruppe mitzumachen, obwohl ich jetzt schon wusste, dass ich den Anforderungen nicht genügen würde.
    Liebeskummer hatte ich, weil Rosalie um Willard trauerte und nicht mal merkte, wie verliebt ich in sie war. Wenn sie es gewusst hätte, hätte es sie vermutlich damals nicht sehr interessiert…
    ***
    Flannagans unerwartete Spekulationen über den Tod ihres Vaters und seinen mutmaßlichen Mörder waren ein solcher Tiefschlag für Ayris, dass sie den Rest der Konferenz wie durch einen Nebel wahrnahm. Sie bekam nur mit, dass sich die Allianz darauf geeinigt hatte, die Mobilmachung fortzuführen und ihre Truppen an den Kratersee zu entsenden, diesen Aufmarsch aber durch größte Geheimhaltung und das Terrain sichernde Voraustrupps so gut zu schützen wie nur möglich.
    Als die Raumstation ISS hinter dem Horizont verschwand und die Funkverbindung abbrach, beendete Colonel O’Hara die Sitzung. Alle standen auf und marschierten hinaus.
    »Bis heute Abend, Captain.«
    »Wie? Was?« Ayris fuhr hoch.
    Der Saal war leer. Präsident Crow stand in der offenen Tür und schaute sie an. Seine Stirn war gerunzelt. »Sie sind wohl heute ein wenig unkonzentriert, mein Kind, was?«
    »Ich… ähm…« Ayris sprang auf.

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