1461 - Katakomben des Wahnsinns
sind sogar bewohnt oder benutzt worden. Von wem steht hier nicht. Das alles geriet nur später in Vergessenheit.«
»Aber es gibt sie noch?«
»Bestimmt. Ich habe nichts gefunden, das darauf hinwies, dass sie zerstört oder zugeschüttet wurden.«
»Das ist erste Sahne, Mr. Field. Wenn Sie mir jetzt noch sagen, wo ich sie finden kann, werde ich Ihnen zwei Flaschen Whisky zukommen lassen, anstatt einer.«
»Machen Sie doch keinen Wirbel. Kennen Sie die alte Straßentrasse, die es früher hier mal gegeben hat?«
»Die ist mir ein Begriff.«
»Dort müssen Sie suchen.«
»Und wo genau?«
Mr. Field lachte. »Das kann ich Ihnen leider auch nicht sagen. Aber Sie sind ja Reporter, und da müssten Sie eigentlich ein Gespür für so etwas haben.«
»Klar, das denke ich auch.« Wesley bedankte sich und rieb seine Hände. Er hatte jetzt alles, was er brauchte, um diesen vertrackten Fall zu lösen. Und ihm war längst klar, dass er damit ein Geheimnis ans Tageslicht holen würde, das lange im Dunkeln gelegen hatte…
***
Alan Duke empfing uns mit grimmigem Gesichtsausdruck, als wir sein Büro betraten. Betty seine Frau, war ebenfalls noch anwesend.
Er schien mit ihr gestritten zu haben, denn ihr Gesicht zeigte nicht nur einen starren Ausdruck, sondern auch eine Blässe, die nicht natürlich war. Es schien, als hätte sie ein Schock getroffen.
»Der Bleiche ist uns entwischt«, sagte ich. »Wir konnten nichts tun.«
»Das überrascht mich nicht.«
»Also kennen Sie ihn«, sagte Bill.
Der Schreiner schwieg. Es war deutlich zu erkennen, wie er schluckte. »Kennen ist zu viel gesagt. Ich – ich…«
»Du solltest den Herren jetzt die Wahrheit erzählen, Alan. Es ist besser für uns alle.«
Duke warf seiner Frau einen langen Blick zu. Dabei drehte er sich zur Seite und setzte sich hin. Er traute sich nicht, uns anzuschauen.
Sein Blick glitt durch die Glasscheibe zum Kinderwagen hin, in dem der kleine Paul lag.
Und dann fing er an zu sprechen. Er redete sich seine Sorgen von der Seele, er sagte alles. Er war froh, alles loszuwerden. In seinen Augen zeigte sich die Erleichterung, und als er geendet hatte, da senkte er den Kopf wie jemand, der sich schämt.
»Es war gut, dass Sie sich erleichtert haben«, sagte ich leise. »Aber warum haben Sie sich auf seine Seite gestellt? Warum machten Sie sich zum Mitwisser?«
Er deutete durch die Scheibe und wies auf den Kinderwagen.
»Schauen Sie dorthin.«
»Paul?«
»Ja, mein Sohn. Unser Sohn, Betty. Man hat mich erpresst. Hätte ich ihm die Särge nicht für die Toten besorgt, dann hätte er sich Paul geholt und ihn dem Teufel überlassen. Ich weiß, dass er die Drohung in die Tat umgesetzt hätte, und das wollte ich verhindern. Er hat auch gedroht, dich zu töten.«
Betty fasste nach seiner Hand. »Jetzt weiß ich, was du innerlich durchlitten hast. Letztendlich hast du es für uns getan.«
»Ja, und ich hatte Angst.«
Bill schaute mich an und hob die Schultern. Wenn wir ehrlich waren, konnten wir ihm keinen Vorwurf machen, und an den Morden war er nicht beteiligt.
»Was hat der Bleiche mit den Toten vor?« fragte Bill.
»Ich weiß es nicht. Er hat es mir nicht gesagt. Er lebt in einem Versteck, aus dem er sich hin und wieder hervortraut, um das Grauen in die Welt zu setzen. Ich fragte mich auch, was jemand mit Toten anstellt. Tut mir leid, meine Fantasie reicht nicht aus.«
»Sind Sie ihm schon mal gefolgt?«
Der Schreiner schrak zusammen. »Wo denken Sie hin, Mr. Conolly! Das habe ich nicht gewagt.«
»Und Sie wissen auch nicht, wo wir ihn finden können? Ich denke da an die Katakomben, die…«
»Suchen Sie die Trasse der alten Straße ab«, sagte Betty. »Mehr kann ich Ihnen nicht mit auf den Weg geben.«
»Ja, das werden wir.«
Sie hatte noch eine Frage auf dem Herzen. »Und was geschieht mit meinem Mann? Hat er sich jetzt strafbar gemacht?«
»Nein, ich denke, das hat er nicht. Er befand sich in einer Notlage. So etwas kann man ihm nicht zum Vorwurf machen. Sie müssen nichts befürchten.«
»Ja, dann bin ich zufrieden. Nur – nur – finden Sie bitte diese schlimme Gestalt. Ich will hier in Ruhe leben können und nicht vor Angst vergehen.«
»Keine Sorge«, sagte Bill, »wir holen ihn uns. Aber sagen Sie uns, wie wir am besten zur Trasse gelangen.«
»Die Natur hat alles überwuchert. Es gibt keinen Weg mehr. Wenn Sie sich aber zu Fuß auf den Weg machen, dann ist es sehr einfach.«
»Gut, das tun wir.«
Wir schärften den beiden noch mal ein,
Weitere Kostenlose Bücher