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1468 - Tanz im Totenreich

1468 - Tanz im Totenreich

Titel: 1468 - Tanz im Totenreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gelb, mit schwachen grünen Streifen verziert. Ärmel hatte das Kleid nicht. Auf der Fahrt zum Büro hatte sie eine dünne Leinenjacke übergestreift, die jetzt über der Lehne ihres Schreibtischstuhls hing.
    »Kaffee?« fragte sie mit einem gewissen Lächeln auf den Lippen.
    »Du hast doch keinen gekocht?« fragte ich.
    »Bei dem Wetter.«
    »Ich hätte auch verzichtet. Wie sieht es mit Wasser aus?«
    Glenda wies auf den kleinen Kühlschrank. »Er ist gut gefüllt.«
    »Okay.« Ich nahm für Suko eine der kleinen Flaschen gleich mit und hörte Glendas Frage: »Was ist denn so wichtig, dass ihr so früh schon bei Sir James erscheinen wollt?«
    »Ich hatte in der Nacht Besuch.«
    »Oh, interessant. Von wem denn?«
    »Von einer jungen Frau.«
    Sie verzog den Mund. »Klar, wie hätte es auch anders sein können.«
    »Sie war aber tot«, erklärte Suko.
    Glenda Perkins sagte nichts mehr. Sie saß plötzlich sehr still und schaute uns nur an. Wir sahen, dass sie nach einer Weile den Kopf schüttelte und fragte: »Wollt ihr mich auf den Arm nehmen, um mal vornehm zu sein und nicht den anderen Begriff zu gebrauchen.«
    »Nein, auf keinen Fall. Ich hatte wirklich Besuch von einer toten jungen Frau. Sie heißt Marietta Abel.«
    »Was?« fragte Glenda. »Die Tänzerin?«
    Ich bekam große Augen. »Du kennst sie?«
    »Nein, nicht persönlich. Aber der Name sagt mir etwas. Marietta Abel war zum Glück nur das einzige Opfer dieses Amokläufers, der in die Tanzschule eindrang. Darüber haben doch die Zeitungen berichtet. Der Name stand überall zu lesen.«
    »Das schon«, sagte ich. »Wir hatten nur nichts damit zu tun, sorry. Da sind einem die Namen eben nicht präsent.«
    »Das Verbrechen hat das ganze Land erschüttert.« Glenda zog die Schultern in die Höhe. »Okay, aber was habt ihr nun mit ihr zu tun? Oder du, John?«
    »Das ist nicht die Frage.«
    »Dann ist Marietta nicht tot?«
    Ich hob die Schultern. »Auch wenn du mich jetzt trittst, ich kann dir darauf keine genaue Antwort geben. Jedenfalls war sie bei mir.«
    Ich ging schon zur Tür. »Und darüber müssen wir mit Sir James sprechen.«
    Das akzeptierte Glenda. Allerdings war auch nicht die böse Ahnung zu übersehen, die sich in ihrem Gesicht widerspiegelte.
    »Kann da etwas auf uns zukommen?«
    »Möglich.«
    Nach dieser Antwort verließ ich das Vorzimmer. Suko folgte mir auf dem Fuß.
    Wenig späte saßen wir Sir James gegenüber, der keinen glücklichen Eindruck auf uns machte.
    »Es ist zu heiß«, sagte er, »und das im Juni. Einfach grauenhaft.«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Ja, das Wetter dreht mal wieder durch«, sagte ich.
    Sir James bot uns Wasser an, das wir in kleinen Schlucken tranken.
    Er hielt dabei den Blick auf uns gerichtet.
    Er hatte auch nachgedacht, das entnahmen wir seiner ersten Bemerkung. »Wenn Sie so früh bei mir erscheinen, muss in der Nacht etwas passiert sein.«
    »Das ist es auch, Sir«, sagte ich. »Sie werden es kaum glauben, aber ich hatte in der Nacht Besuch von einer Toten.«
    Er schwieg. In seinem Gesicht bewegte sich nichts. Nur die Augen hinter den Brillengläsern weiteten sich ein wenig. Er wusste sehr gut, dass dies kein makabrer Spaß war.
    »Wer war es?« fragte der Superintendent. »Kannten Sie diese Person?«
    »Es war eine junge Frau, aber kein Zombie. Sie stellte sich als Marietta Abel vor.«
    Sir James wiederholte den Namen einige Male, bevor er nickte.
    »Gehört habe ich ihn schon.«
    Da er ansonsten damit nichts anfangen konnte, klärte ich ihn auf.
    »Sehr gut, John, dann frage ich Sie, was diese – ähm – Tote von Ihnen wollte.«
    »Wir sind gekommen, um Ihnen das zu erklären und die weiteren Schritte zu bereden. Sie kam nicht vorbei, um mir eine Gute Nacht zu wünschen, dahinter steckte mehr.«
    »Okay«, ich höre.
    Zunächst gönnte ich mir einen weiteren Schluck Wasser und begann dann mit meinem Bericht, der Sir James doch sehr ins Staunen versetzte…
    ***
    An diesem Tag war Glenda Perkins froh, im Büro zu sitzen und nicht in der Hitze herumlaufen zu müssen, obwohl in ihrem Zimmer keine Klimaanlage für kühle Temperaturen sorgte. Die dicken Mauern des Yard Building wehrten die Hitze ab, und sehr lange dauerten solche Hitzeperioden eigentlich nie. Zudem hatte man für die folgende Nacht bereits Entwarnung gegeben. Es sollte kühler werden, nur würde dieser Wetterumschwung von gewaltigen Gewittern begleitet werden und auch von starken Regengüssen, die in den letzten Jahren immer öfter

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