1469 - Der Köpfer holt sie alle!
weg. Bringt viele Meilen zwischen euch und diese Burg.«
»Und Ihr, was habt Ihr vor?« Der Alte fasste mich mit seiner Zitterhand an. »Ihr könnt doch nicht einfach so gehen. Ich muss mich noch bei Euch bedanken.«
»Nein, das ist nicht nötig. Ich habe nur meine Pflicht getan. Bringt Eure Familie in Sicherheit, das ist für mich Dank genug. Die Pferde stehen vor der Hütte.« Ich lächelte noch mal in die Runde. »Lebt wohl und nehmt auch die Waffen mit.«
Dann ging ich. Ich wusste, dass mir alle nachschauten, aber ich blickte weder zurück noch zur Seite. Ich wollte mich nicht von irgendwelchen Gefühlen beeinflussen lassen.
Vielleicht hätte ich mir auch ein Pferd nehmen sollen, aber das Reiten ist nicht eben meine Profession. So wollte ich mich zu Fuß auf den Weg zur Burg machen und war auf den Köpfer mehr als gespannt…
***
Die Garbe aus der Maschinenpistole zerriss die Stille in der Kirche.
Es gab keinen Menschen, dem sie nicht in den Ohren gedröhnt hätte. Sie alle mussten mit ansehen, was mit Marietta Abel geschah.
Aus dieser Distanz konnten die Kugeln sie gar nicht verfehlen. Sie fegten durch ihren Körper hindurch, sie schleuderten die Gestalt hin und her, die zu Boden fiel und noch über den glatten Stein rutschte.
Der Killer musste sich fühlen wie Superman. Er stand breitbeinig auf der Stelle. Er schoss nicht mehr. Sein Blick wechselte zwischen der liegenden Marietta und den Besuchern hin und her. Er musste seinen Triumph irgendwie loswerden und gab ein Geräusch von sich, das nur entfernt Ähnlichkeit mit einem Schrei hatte.
Er musste seinen Sieg auf seine Art und Weise feiern. Deshalb wandte er sich an die Zuschauer, unter denen sich auch Mariettas Eltern befanden.
»Na?« höhnte er. »Habt ihr gesehen, wie stark ich bin? Und dieses Schicksal ist euch allen vorbestimmt. Ich werde euch ebenso töten wie Marietta. Mein Lauf ist noch nicht gestoppt worden. Das hat selbst der Tod nicht geschafft. Ich habe eine Aufgabe zu erfüllen. Es soll die verdammten Abels nicht mehr geben. Der Köpfer hat eure Sippe damals entkommen lassen müssen, aber ich werde dafür sorgen, dass dies nicht mehr vorkommt. Ihr alle habt mit den Abels zu tun. Ihr seid hergekommen, um die Trauerfeier abzuhalten. Jetzt ziehe ich sie auf meine Art und Weise durch. Keine Abels mehr, keine…«
Die Worte waren nicht zu überhören gewesen. Greta und Jeb Abel wussten genau, wer da an erster Stelle stand, vernichtet zu werden.
Beide hielten sich an den Händen fest, um sich gegenseitig Kraft zu geben. Das hatte auch der Killer gesehen, und er sprang sofort darauf an. »Kommt her!«
Da Greta und Jeb angeschaut wurden, stand für sie fest, wer gemeint war. Außerdem trugen sie den Namen Abel, der bei Walcott diese explosiven Hassausbrüche auslöste.
Sie gingen noch nicht los, schauten sich an. Sie sahen ihre Tränen, aber sie konnten nicht reden. Sie hatten erneut den Tod ihrer Tochter mit erlebt und wussten, dass auch sie ihrem Schicksal nicht entgehen konnten, und das mitten in einer Kirche, die letztendlich zum Massengrab werden würde.
Auf der Altarplatte richtete sich der Pfarrer auf. Er war noch nicht okay, aber so weit fit, dass er mitbekommen hatte, was in den letzten Minuten geschehen war.
Es war ihm unbegreiflich. Es war wie ein böser Traum. Dieser Horror in seiner Kirche! Da wurde geschossen, da töteten die Kugeln einen Menschen, dem weitere folgen sollten.
Für ihn war es nicht zu fassen. Das konnte er nicht zulassen. Seine Position erlaubte es ihm, auf den Rücken des Killers zu schauen.
Und der sah nicht, wie sich der Pfarrer langsam von der Altarplatte erhob und neben ihr stehen blieb.
Er schwankte noch. Er musste sich erst finden und konzentrierte sich auf den Rücken des Mörders. Eine Waffe besaß er nicht. Er würde den Mann mit bloßen Händen angreifen müssen. Er dachte daran, ihn niederzuschlagen, um ihm danach die Waffe zu entreißen.
Zudem hoffte er, dass die Besucher ihre Angst überwinden und ihm zu Hilfe eilen würden.
Er richtete sich auf, riss seine Arme in die Höhe und verschränkte die Hände ineinander, um sie genau im richtigen Augenblick nach unten zu schlagen.
Er holte noch mal Luft. Er sah, dass Walcott keinerlei Anstalten machte, sich umzudrehen – und schlug zu.
Alle hatten ihn gesehen – alle!
Der Schlag kam, die Wucht war groß. Vieles hätte er mit diesem Schlag zerschmettern können, und der Pfarrer rechnete auch damit, aber er hatte sich leider verrechnet.
Er
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