1469 - Der Köpfer holt sie alle!
die Magie frei entfalten kann. Die Kirche bietet einen gewissen Schutz. Außerdem ist bereits jemand dorthin unterwegs.«
Tom lachte. »Meine Schwester, nicht?«
»Sicher.«
»Aber sie ist tot!«
Suko hob die Schultern.
»Ja, verdammt, alles ist durcheinander«, flüsterte Tom. »Ein toter Killer, der letztendlich auch nicht tot ist. Aber warum wirft mein Bruder Brian dann nicht seine Decke weg und steht auf? Warum denn nicht, verdammt noch mal?«
Suko verstand, dass sich Tom aufregte. »Weil der Tod einmal die Grenzen des Normalen gesprengt hatte. So liegen die Dinge. Ihr Bruder hat damit nichts zu tun und Sie auch nicht. Bei Ihrer Schwester war das etwas anderes und bei Walcott auch. Ich weiß nicht, warum es gerade diese beiden getroffen hat. Es sieht wie nach einer Abrechnung aus, in der Ihre ganze Familie sterben soll. Warum das aber so ist, das kann ich Ihnen nicht sagen.«
»Dann meinen Sie, dass es nur um uns geht?« flüsterte Tom.
»Ja, um die Familie Abel. Und letztendlich auch um die verdammten Walcotts.«
Suko war froh, dass Tom sich wieder etwas beruhigte. Er setzte sich sogar in einen Sessel und schlug die Hände vor sein Gesicht. Er ließ sie auch dort, als er sprach.
»Aber ich kenne keine Walcotts. Den Mörder habe ich nie zuvor gesehen. Ich habe den Namen auch nie gehört. Das ist mir alles viel zu – zu undurchsichtig. Ich stehe praktisch auf dem Schlauch. Wenn man Sie so reden hört, dann denken Sie an ein Motiv, aber das ist einfach zu hoch für mich. Ich kann nicht mal raten.«
»Es muss eines geben.«
Tom ließ seine Hände sinken. »Aber nicht zu meiner Zeit, Inspektor. Ich habe meine Eltern nie von den Walcotts sprechen hören. Den Namen hätte ich behalten.«
»Ja, ich verstehe Sie. Und trotzdem bleibe ich bei meiner Meinung.«
»Warum?«
»Das sagt mir die Erfahrung. Es muss etwas geben, das die Walcotts und die Abels miteinander verbindet. Da können Sie mich auslachen, aber nicht von meiner Meinung abbringen. Es geschieht nichts auf der Welt, ohne dass es dafür einen Grund gibt. Irgendwo gibt es immer Zusammenhänge.«
»Muss ich das begreifen?«
»Nein.«
»Das kann ich auch nicht. Ich wundere mich nur darüber, dass Sie hier so ruhig sitzen bleiben können, wo Ihr Kollege doch spurlos verschwunden ist. Das packe ich nicht.«
Suko gestattete sich ein leichtes Lächeln. »Ich denke nicht, dass ich besonders ruhig bin. Das mag nach außen hin so erscheinen, aber innerlich sieht es anders aus.«
Tom Abel nickte und strich dabei durch seinen dichten Bart.
»Pardon, wenn ich so grob zu Ihnen gewesen bin, Suko, aber ich mache mir eben Sorgen. Ich weiß, dass meine Eltern ebenfalls in Gefahr sind und weiß nicht, ob ich die Hoffnungen tatsächlich auf meine tote Schwester setzen kann.«
Mit leiser Stimme sagte Suko: »Marietta ist nicht grundlos wieder in diese Welt zurückgeschickt worden. Man hat ihr eine Aufgabe übertragen, die sie erfüllen muss.«
»Welche denn?«
»Das ist schwer zu sagen«, gab Suko zu. »Darüber kann man nur spekulieren. Ich für meinen Teil gehe davon aus, dass da etwas gerichtet werden muss. Eine andere Erklärung habe ich nicht.«
»Gerichtet?«
»Sicher.«
»Das hört sich nach Urteil an.«
»So ähnlich. Vielleicht muss eine alte Sache aus der Welt geschafft werden, in die auch diese andere Gestalt mit hineingezogen worden ist.«
»Dieser – Köpfer?«
»Genau der.«
»Können Sie denn mehr darüber sagen? Oder glauben Sie, dass Ihr Freund schon geköpft worden ist? Ich will erst gar nicht danach fragen, wie so etwas passieren konnte, dass er plötzlich verschwand. Ich glaube, ich würde durchdrehen, wenn man sich mit mir darüber unterhalten will. Das lieber nicht.«
»Akzeptiert.«
Tom schlug auf seine Oberschenkel.
»Aber es ist auch schrecklich, darauf zu warten, dass sich bestimmte Dinge klären. Wir Abels haben mit diesen Walcotts nie etwas zu tun gehabt und schon gar nicht mit einer Gestalt wie diesem Köpfer.«
Suko nickte. »Es klingt vielleicht banal, wenn ich Ihnen sage, dass sich alles aufklären wird. Aber dazu wird es kommen. Das müssen Sie mir glauben. So ist es bisher immer gewesen, und so wird es auch diesmal sein.«
Tom Abel konnte mit der Antwort nicht viel anfangen. Er griff in die Tasche und holte eine Zigarettenschachtel hervor. Er klaubte einen Glimmstängel hervor und klemmte ihn sich zwischen die Lippen. Sekunden später paffte er erste Rauchwolken und schaute ihnen in Gedanken versunken
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