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147 - Stunde X

147 - Stunde X

Titel: 147 - Stunde X Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Ch’zzarak und Naoki Tsuyoshi.
    Ch’zzaraks Bodyguard schien nicht die gestischen Ausdrucksmöglichkeiten zu haben wie Menschen, und die Mimik von Insektoiden zu lesen musste Matthew Drax erst noch lernen. Vielleicht interessierte sich das Rieseninsekt auch nicht für den Konferenzverlauf. Und die Frau aus Amarillo saß reglos und mit ausdrucksloser Miene auf ihrem Stuhl, schien die Landkarte zu betrachten, sah in Wirklichkeit aber durch sie hindurch.
    »Was ist mit Naoki los?« Jenny beugte sich zu Matt herüber.
    »Sie wirkt irgendwie teilnahmslos.«
    »Ich wird mit ihren Gedanken bei Aiko sein«, flüsterte Matt.
    »Ich musste ihr gestern Abend sagen, dass von ihm seit Wochen jedes Lebenszeichen fehlt.«
    Endlich stand General Charles Draken Yoshiro auf. Er hob beide Arme und wartete, bis der Applaus verebbte. »Ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen, Ladies und Gentlemen. Und ich danke Ihnen für Ihre Initiative, verehrter General Fudoh. Es ist wahr – nur eine straffe Hierarchie macht uns entscheidungsfähig, und nur ein Kommandostab, der in alle bekannten Fakten eingeweiht ist, kann das Erfolgspotential von Operation Harmagedon ausschöpfen, wenn ich mich einmal so zurückhaltend ausdrücken darf. Ich nehme die Bürde dieser Verantwortung also auf mich, und ich denke, ich spreche hier auch für meine Kollegen!«
    Er blickte zuerst zu Sir Leonard und dann zu Emily Priden.
    Beide nickten, die Militäroctavian von Salisbury ein wenig amüsierter, als es dem Ernst der Lage nach Matts Geschmack angemessen war. Er war nicht der Einzige in der Halle, der von der Entwicklung überrumpelt wurde.
    »Kyoko brauche ich nicht zu fragen«, fuhr Yoshiro fort. »Wie schon seit über hundert Jahren, wird sie mir auch diesmal als unverzichtbare Beraterin zur Seite stehen. Den Prime von Salisbury bitte ich, das Kommando hier in der Heimatbasis zu übernehmen, und General Priden, die mir bisher nicht zum Gehorsam verpflichtet ist, bitte ich mich als stellvertretende Kommandeurin in die Schlacht am Kratersee zu begleiten.«
    Emily Priden stand auf und nahm Haltung an. »Es ist mir eine Ehre, an Ihrer Seite zu kämpfen, General Yoshiro.« Sir Leonard Gabriel beschränkte sich wieder auf ein Nicken.
    »Ich danke Ihnen.« Yoshiro wandte sich erneut ans Plenum.
    »Ich denke, dieser Schritt wird unsere Arbeit ganz wesentlich beschleunigen und erleichtern. Lassen Sie uns nun an die Aufgabenverteilung gehen…«
    ***
    Zentralasien, Kometenkrater, Mitte September 2521
    Fast jeden dritten Tag holten sie Jacob Smythe in diesen Wochen aus seiner Laborhöhle und brachten ihn hinüber auf das schroffe Felsmassiv in der Mitte des Kraters. Wandler nannten sie ihre gottverdammten Kometen. Jake Smythe mochte den Begriff nicht. Er drückte ihm ins Bewusstsein, was er lieber nicht wissen wollte: Dass seine Arbeit nämlich Folgen haben würde, die ihm bis vor kurzem nicht im Traum eingefallen wären.
    Wandler – das klang nach unverhoffter Verwandlung. Wandler – das klang nach Bewegung.
    Vor vier Wochen erst hatte er die einige Hintergründe – aber längst nicht alle – über Projekt Daa’mur erfahren. Die Aliens wollten die Erde zu einem Abbild ihres Heimatplaneten machen – einer glutflüssigen Lava-Welt. Und dazu brauchten sie ihre Raumarche. Deren Antrieb hatte während des Äonen dauernden Fluges ihre Energie verloren, und so war aus der geplanten Landung ein Crash geworden, der die Pläne der Daa’muren fürs Erste vereitelt hatte.
    Dann jedoch hatte die Allianz den Kometen mit einer japanischen Rakete beschossen, und die Nuklearen Isomere in ihrem Atomsprengkopf hatten den Wandlerantrieb für den Bruchteil einer Sekunde reaktiviert. Seitdem sammelten die Daa’muren sämtliche Atomwaffen der Erde ein, um einen genügend großen Vorrat zu erlangen, der den Wandler wieder starten konnte. Und er, Jacob Smythe, sollte die Bombenkette absolut synchron zünden. Egal, welche Folgen das für den Planeten hatte.
    Nun, zumindest die radioaktive Strahlung würde er eindämmen können, mit einem Laserblitz, der im Augenblick der Zündung das radioaktive Jod 129 in harmloses Jod 128 verwandeln – und damit einen Millionen Jahre dauernden Zerfallsprozess auf wenige Minuten verkürzte. Auf jedem der Gerüste war so ein Blitzwerfer installiert. Was aber an der ungeheuren Druckwelle nichts ändern würde. Wenn die Bomben nicht, wie berechnet, ihre Hauptenergie nach unten abgaben, stand der Erde eine weitere Eiszeit bevor, hervorgerufen durch Milliarden

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