1489 - Die Männerfalle
Galerie, wo die Gäste in den Sesseln saßen.
Dort sah ich auch Jane Collins. Sie saß bei dem weißhaarigen Typen, der dabei war, ihr Champagnerglas nachzufüllen und davon sprach, dass es ein wunderbarer Abend werden würde.
Ob Jane dies mitbekam, wusste ich nicht. Sie schaute nämlich auf meine Begleiterin und mich. Ich wich ihrem Blick aus und gab ihr nur durch ein knappes Nicken zu verstehen, dass noch alles okay war.
»Wohin genau?« sprach ich halblaut, damit Jane mich hören konnte.
»Lass dich überraschen.«
Der Weg endete an einer Tür, die nur zu sehen war, wenn man sich auskannte. Dass eine weitere Treppe noch eine Etage höher führte, interessierte uns nicht.
Wir gelangten in einen kurzen Flur. Eine weitere Tür wurde geöffnet, und helles Licht schien mir entgegen. Was ich zu sehen bekam, glich bestimmt keinem Sündenpfuhl, es war ein nüchtern eingerichtetes Büro, über dessen Schwelle ich gezogen wurde.
Sollte das die große Show werden?
Ich konnte es nicht glauben, und in meinem Kopf schlugen die Alarmsirenen an.
Leider etwas zu spät, denn ich hatte mich zu weit in das Büro hineinziehen lassen.
Da gab es einen toten Winkel, und dort hatte jemand gestanden.
Der passte die Gelegenheit ab und schlug zu.
Der Hieb erwischte mich dicht unterhalb des Nackens im Rücken.
Die Wucht schleuderte mich nach vorn, und Caroline ließ mich rechtzeitig genug los, um selbst nicht umgerissen zu werden.
Ich stolperte nach vorn. Die Schmerzen in meinem Rücken brannten, aber ich fiel nicht zu Boden, sondern schaffte es, beide Hände gegen einen Sessel zu drücken. Schnell bewegen konnte ich mich nicht, weil sich mein Rücken leicht gelähmt anfühlte.
Ich hörte das Lachen der Clubchefin, bevor sie sagte: »Mach ihn fertig, Rolf! Du weißt, was ich will. Und dann überlasse ich ihn dir ganz.«
»Ist gut, Chefin.« Die Antwort bestand mehr aus einem Grunzen.
Ich hörte die schnellen Schritte, dann fiel die Tür zu, und ich war mit Rolf allein…
***
Ich hätte mich vor Wut sonst wohin beißen können, dass ich mich so leicht hatte hereinlegen lassen. Dass man mich so schnell durchschauen würde oder zumindest teilweise, damit hatte ich nicht gerechnet.
Rolf war da, und das bewies er mir. Er schlug mich nicht hinterrücks zusammen, aber ich spürte die kalte Rundung in meinem Nacken und wusste, dass es sich dabei um die Mündung einer Waffe handelte. Ich war leider nicht dazu gekommen, meine Beretta zu ziehen und hatte von nun an das Nachsehen.
»Du weißt, was das ist?«
»Klar.«
»Der Revolver ist noch kalt, aber wenn die Kugel aus der Trommel jagt, wird er heiß. Und diese Hitze kann deinen Schädel zerreißen. Nur damit du Bescheid weißt.«
»Danke, Rolfie…« Das rutschte mir einfach so raus. Ich erwartete als Gegenreaktion einen Schlag an den Hinterkopf, aber Rolf riss sich zusammen. Ich hörte ihn nur schwer atmen und dazwischen wieder wütend grunzen.
Dass ich weiterhin meine Hände auf dem Sessel abstützte, gefiel Rolf nicht.
»Komm hoch!«
»Und dann?«
»Hoch mit dir!«
Der Druck der Mündung verschwand von meinem Nacken. Auch der Atem traf die Haut nicht mehr. Rolf wüsste genau, wie er sich verhalten musste. Er war auf eine schusssichere Distanz gegangen.
»Du hast eine Kanone bei dir, John. Ich will, dass du sie hervorholst und dabei keine Dummheiten machst, ja, nicht mal daran denkst.«
»Ist klar.«
»Deshalb wirst du dich jetzt bäuchlings auf den Boden legen und dann die Kanone hervorholen.«
»Gern.«
Innerlich kochte ich vor Wut, aber das ließ ich mir nicht anmerken.
Ich legte mich auf den Bauch und drückte die linke Seite ein wenig hoch, damit ich an die Waffe kam.
Tatsächlich war ich sehr vorsichtig und langsam. Ich wollte diesem Rolf, den ich noch immer nicht richtig gesehen hatte, keinen Anlass geben, abzudrücken.
Es tat mir zwar in der Seele weh, die Beretta abzugeben, aber da ließ sich nichts machen. Ich schob sie zur rechten Seite über den Boden.
»Es reicht!«
»Okay.« Ich ließ die Waffe liegen.
»Du kannst aufstehen.«
»Danke.«
Meine Antwort gefiel ihm nicht, denn ich hörte ihn wieder knurren.
Wenig später stand ich aufrecht, und das Ziehen im Rücken wurde schlimmer. Wenn ich ihn durchbog, hatte ich das Gefühl, dass er wie Feuer brannte.
»Dreh dich um!«
Auch den Gefallen tat ich ihm und stand ihm endlich Auge in Auge gegenüber.
Rolf war der böse Blonde. Ob er das zum Igel gebürstete Haar nun gefärbt hatte oder nicht, war
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