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1491 - Im Schloss der Hexen

1491 - Im Schloss der Hexen

Titel: 1491 - Im Schloss der Hexen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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spendeten. Leitungen lagen als dicke Schläuche auf dem Boden, und als Harry nicht aufpasste, wäre er beinahe noch gestolpert.
    Dagmar Hansen und Marion Jäger blieben stehen. »Hier ist es«, hörte Harry die Frau sagen. Dabei wies sie mit leicht zitternder Hand auf ein braunes Haus, das nicht besondern groß war, auch nicht unbedingt ansehnlich, denn es hatte kein Fenster. Dafür eine Tür, in deren oberen Hälfte sich eine Klappe befand.
    Von Julia Jäger war nichts zu sehen.
    »Hier ist sie gewesen«, sagte die Frau mit leiser Stimme. »Das weiß ich genau.«
    »Und weiter?«
    Frau Jäger hob die Schultern. »Ich bin ja nicht bei ihr geblieben. Ich wollte da drüben noch einen Glühwein trinken, weil ich einen Bekannten getroffen habe, und dann habe ich noch nach einer Mütze für Julia suchen wollen. Wir hatten abgemacht, dass wir uns am Glühweinstand treffen. Aber sie ist nicht zurückgekommen.«
    »Haben Sie denn die Hexe gesehen?« wollte Dagmar Hansen wissen.
    »Nein, so lange bin ich nicht geblieben. Das – das – wollte ich nicht. Es war Sache meiner Tochter, wenn Sie verstehen.«
    »Sicher.« Harry nickte.
    »Und jetzt?«
    Dagmar und Harry hörten die Angst aus ihren Worten. Sie baten praktisch um Hilfe. Beide hatten sich längst entschieden, etwas zu tun, und Harry machte den Anfang, indem er nickte.
    »Ich sehe mir das Haus mal genauer an«, erklärte er Dagmar. »Mal sehen, ob sich da etwas tut.«
    »Willst du die Tür aufbrechen?«
    »Zur Not schon.«
    »Mach dich nicht strafbar. Wir haben keine konkreten Hinweise. Und so ein Verdacht reicht nicht aus.«
    Harry lächelte, als er sagte: »Vielleicht ist die Tür ja offen. Manchmal hat man Glück.«
    »Gut, dann lass es uns versuchen.«
    Harry trat dicht an die Tür heran. Er sah nicht viel. Ob sie offen war oder nicht, das spielte für ihn im Moment keine Rolle. Er wunderte sich nur darüber, dass diese Hütte keine Fenster hatte. Ein feuchtes Dach aus schwarzer Teerpappe, mehr fiel ihm nicht auf.
    Das Haus machte nicht eben einen einladenden Eindruck auf ihn.
    Dass Kinder sich zu ihm hingezogen fühlen konnten, war für ihn nicht vorstellbar.
    Achselzuckend ging er wieder zurück zu den beiden Frauen, die ihn starr anschauten.
    »Und?« fragte Dagmar.
    »Es sieht alles abgesperrt aus.«
    »Gehört hast du auch nichts?«
    »So ist es.«
    »Was machen wir? Bleibt es dabei?«
    »Worauf du dich verlassen kannst. Bleibt ihr beide hier stehen. Ich kümmere mich mal um die Tür.«
    »Ist okay.«
    Sie war geschlossen, aber es stellte sich die Frage, ob sie auch verschlossen war. Es gab von außen keine Klinke. Das war schon mal seltsam, aber wohl nicht für ein Hexenhaus.
    Harry drückte gegen die Tür. Es tat sich nichts. Doch Stahl war jemand, der nicht so schnell aufgab. Er versuchte es erneut, und diesmal setzte er sein Knie ein.
    Er hatte Glück.
    Die Tür schrammte nach innen, und über Stahls Lippen huschte ein Lächeln. Er drückte die Tür nur ein wenig auf und drehte den Kopf.
    »Es ist offen.«
    Selbst Dagmar war so überrascht, dass sie keinen Laut hervorbrachte. Nicht so Marion Jäger.
    »Stimmt das?«
    »Sehen Sie selbst.«
    »Dann könnten wir Julia vielleicht finden«, flüsterte sie. Für die Mutter gab es kein Halten mehr. Sie lief mit schnellen Schritten auf Harry Stahl zu und wollte noch vor ihm das Haus der Hexe betreten.
    Dagegen hatte er etwas. Er hielt sie zurück. »Das überlassen Sie erst einmal mir, Frau Jäger.«
    »Aber es ist meine Tochter.«
    »Das weiß ich. Nur stellt sich die Frage, ob sich Ihre Tochter noch im Haus befindet.«
    »Wo sollte sie denn sonst sein?«
    Harry hob die Schultern. »Ich will nichts beschönigen, Frau Jäger, und Ihnen auch keine Angst machen. Aber möglich ist alles, und das sage ich bewusst, auch wenn es sich ein wenig nebulös anhört. Sie sollten die Ruhe bewahren.«
    »Das sagt sich so leicht.«
    »Ich weiß, aber es ist nun mal so.«
    Dagmar griff ein. Sie kannte ihren Freund und wusste, dass es besser war, wenn er den ersten Schritt tat. Einer wie Harry wusste besser als jeder andere, wie er sich verhalten musste.
    Dass sich der berühmte Markt in seinem Rücken befand, das wusste er wohl, aber er hatte es aus seinen Gedanken verbannt. Jetzt galt für ihn, sich nur darauf zu konzentrieren, was ihn im Haus erwartete, wenn er es betrat.
    Es drückte die Tür weiter auf.
    Nichts passierte. Es gab keinen Angriff. Es wurde nicht auf ihn geschossen, aber er sah auch keinen Menschen in dieser

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