1497 - Die Gespenster-Villa
brauchte einen klaren Kopf. Er musste seine Aggressionen loswerden, die in ihm steckten.
Es war der nackte Horror, der ihn antrieb, denn er wusste jetzt, dass mit dem Tod seines Großvaters die Geschichte noch längst kein Ende gefunden hatte.
Mit langen Kraulbewegungen durchpflügte er das Wasser des Pools. Es tat ihm gut, er holte alles aus sich heraus, und nach zehn Bahnen war es an der Zeit, Schluss zu machen.
Er stieg aus dem Wasser und hörte das Lachen der beiden Frauen, die ebenfalls schwimmen wollten. Sie trugen ein Nichts von einem Bikini und schauten ihn mit Blicken an, die besagten, dass er es mit beiden hier auf der Stelle treiben konnte, wenn er es wollte.
Er wollte es nicht.
Ein kurzes Duschen noch, danach in den Bademantel und in die Schlappen schlüpfen, dann war er schon wieder auf dem Weg zum Lift, um nach unten in seine Etage zu fahren.
Wenig später stand er vor der Tür, holte den Schlüssel aus der Tasche des Bademantels und schloss auf.
Die Tür schwang nach innen. Er schaute in einen schmalen und nicht sehr langen Flur. Es war mehr ein Viereck. Zwei Türen gab es.
Eine führte in den Wohnraum, die zweite zu einem Bad, das den Namen nicht verdiente und mehr eine Nasszelle war. Aber es gab Platz genug für eine Toilette und eine Dusche, die aus einem Teil bestand.
Er schloss die Tür, wollte in seinen Wohn- und Schlafraum gehen, als er wie angewurzelt stehen blieb.
Etwas störte ihn.
Mason dachte nach. Er wusste nicht genau, was es war, aber es lag wohl an dem fremden Geruch, der sich hier ausgebreitet hatte. Er kannte ihn nicht. Nach ihm oder seinem Rasierwasser roch es nicht, das war etwas anderes, und er fand den Geruch auch alles andere als angenehm.
Seine Haut war trotz des Bademantels noch nicht ganz trocken geworden. Er stellte fest, dass es ihm kalt über den Rücken rann und er von einem leichten Schüttelfrost erfasst wurde.
Es hatte sich in seiner Umgebung nichts verändert, dennoch spürte er diese Kälte, die nicht von natürlicher Art war. Hier musste etwas passiert sein, das nicht zu erklären war.
Fast so wie bei dem Vorgang in der U-Bahn, der ihm in diesem Moment wieder einfiel. Während des Schwimmens hatte er ihn vergessen gehabt, doch das war nun vorbei. Obwohl er nichts sah, spürte er die Warnung.
Er blieb stehen.
Von der Anstrengung des Schwimmens hatte sich Mason erholt, und so gelang es ihm auch, recht flach zu atmen und dabei so wenig Geräusche wie möglich zu verursachen.
War jemand in sein Apartment eingedrungen?
Das Schloss der Wohnungstür war nicht aufgebrochen worden.
Um hineinzukommen, hätte schon jemand einen zweiten Schlüssel besitzen müssen, und das war nicht der Fall. Er hatte den Ersatzschlüssel nicht aus der Hand gegeben.
Der Raum hinter der Tür enthielt alles, was er zum Leben brauchte. Auch die Klamotten zum Anziehen. Deshalb musste er hinein. Er musste sich nur den inneren Ruck geben.
Er betrat den Raum, der recht geräumig war, wenn man ihn mit dem kleinen Flur verglich. Er lag zur Südseite hin, deshalb war er stets recht hell.
Der erste Blick!
Das tiefe Aufatmen, das folgte.
Er hatte sich geirrt. Es war niemand eingebrochen. In seinem Zimmer sah es so aus, wie er es verlassen hatte. Das nicht gemachte Bett, das eigentlich eine Schlafcouch war, der freie Blick durch das Fenster zum kleinen Balkon hin, der ihn auch beruhigte, weil sich niemand darauf aufhielt, und auch die Türen des Schrankes standen nicht offen. Es war niemand da gewesen, der ihn durchwühlt hätte.
Das tat ihm gut.
Es gab so etwas wie eine winzige Küche. Hinter einer Trennwand war sie versteckt. Auf einer Platte stand ein kleiner Kocher. Es gab einen Kühlschrank und auch noch zwei Hängeschränke über der Spüle.
Normal bis auf eine Kleinigkeit, die für ihn schon bedeutend war.
Und da ging es um den Geruch, der ihm in die Nase stieg. Es war schon fast ein Gestank, und den hatte er auch im Flur wahrgenommen. Mason konnte sich nicht erklären, woher dieser Geruch kam, der so modrig roch.
Verweste hier etwas?
Er konnte es nicht glauben. Lebensmittel lagen nicht offen herum.
Die wenigen befanden sich im Kühlschrank, daher konnte der Gestank also nicht stammen.
Woher dann?
Mason ging schnüffelnd durch das Zimmer. Am Fenster und vor dem Balkon blieb er stehen, schaute nach draußen und sah auch auf den Fliesen des Balkons nichts, was diesen Gestank hätte abgeben können.
Es musste eine andere Quelle sein, die er bisher noch nicht entdeckt
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