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15 Gruselstories

15 Gruselstories

Titel: 15 Gruselstories Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Bloch
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Selbst­be­wußt­sein‹. Die­ses Sys­tem hät­te bei ihm schon Wun­der ge­wirkt, was sich auch bei sei­nem Spie­len be­merk­bar ma­chen wür­de. Denn Ent­span­nung, Er­neue­rung und Ru­he wä­re der Weis­heit letz­ter Schluß. Aber dar­über wür­de er mir ein an­de­res Mal er­zäh­len.
    Und wie ich dar­über däch­te?
    Of­fen­ge­stan­den hat­te ich über­haupt noch nicht dar­über nach­ge­dacht. Ich hat­te wie je­der an­de­re zwar schon von Te­le­pa­thie, über­na­tür­li­chen Sin­nes­wahr­neh­mun­gen und der­glei­chen ge­hört, aber mich herz­lich we­nig da­für in­ter­es­siert. Ich ha­be die­se Din­ge im­mer mit den Witz­blatt­zeich­nun­gen von ge­wis­sen Psych­ia­tern, Schar­la­ta­nen und al­ten Frau­en, die in Glas­ku­geln star­ren, in Ver­bin­dung ge­bracht.
    Es war et­was ganz an­de­res, Leo dar­über spre­chen zu hö­ren, die Kraft sei­ner Über­zeu­gung zu spü­ren. Er war fel­sen­fest da­von über­zeugt, daß die­se Me­di­ta­ti­on das ein­zi­ge war, was ihn seit dem To­de sei­ner Mut­ter am Le­ben er­hal­ten hat­te.
    Na­tür­lich sag­te ich ihm, daß ich al­les ver­ste­hen und ihm nie­mals in die­se Din­ge drein­re­den wür­de und daß ich nichts wei­ter wol­le, als im­mer dann für ihn da zu sein, wenn er mich brau­che. Zu die­sem Zeit­punkt war ich von mei­nen ei­ge­nen Wor­ten sehr über­zeugt.
    Ich war auch dann noch über­zeugt, als ich ihn in den Ta­gen vor dem Bo­sto­ner Kon­zert im­mer nur et­wa ei­ne Stun­de täg­lich sah.
    Dann flog ich nach Bo­ston, um das Kon­zert zu hö­ren. Leo war hin­rei­ßend. Wir fuh­ren zu­sam­men zu­rück. Und es gab kei­ne Son­nen­wis­sen­schaft und kei­nen Mr. Stein­way. Es gab nichts – au­ßer uns bei­den.
    Bis zum Sonn­tag. Dann wa­ren wir zu dritt. Mr. Stein­way kam zu­rück.
    Ich ver­zog mich in mei­ne ei­ge­ne Woh­nung, aber nach dem Mit­tages­sen eil­te ich zu ihm zu­rück. Der Cen­tral Park schim­mer­te im Son­nen­licht, und der Glanz fand in mei­nem Her­zen einen Wi­der­hall. Das än­der­te sich schlag­ar­tig, als ich sei­ne Woh­nung be­trat. Ich hör­te, wie Mr. Stein­way ächz­te und knurr­te und groll­te und stöhn­te. Ich ras­te zu Leo, und Mr. Stein­way ver­stumm­te.
    Leo run­zel­te die Stirn. Ich schi­en ein be­son­de­res Ta­lent zu ent­wi­ckeln, im­mer im un­ge­eig­nets­ten Mo­ment zu er­schei­nen.
    »Ich hat­te dich jetzt noch nicht er­war­tet«, sag­te Leo ver­stimmt, »ich war ge­ra­de da­bei, et­was Neu­es zu ent­wi­ckeln.«
    »Das ha­be ich ge­hört. Was soll es wer­den, wenn es fer­tig ist?«
    »Das ist im Au­gen­blick un­wich­tig. Woll­test du heu­te nach­mit­tag aus­ge­hen?« Er sag­te es in ei­nem Ton­fall, als wür­de er mein neu­es Kleid und mei­ne neu­en Schu­he, die ich mir ge­kauft hat­te, um ihn zu über­ra­schen, gar nicht be­mer­ken. »Nein. Aber glaub mir, ich woll­te nicht stö­ren. Spiel nur wei­ter.«
    Leo schüt­tel­te den Kopf. Er starr­te auf Mr. Stein­way.
    »Stört es dich, wenn ich bei dei­nen Pro­ben da­bei bin?«
    Leo schau­te nicht auf.
    »Ich kann ja ge­hen«, mur­mel­te ich. »Bit­te ver­steh mich recht«, sag­te er. »Es liegt nicht an mir – aber ich glau­be, daß sich Mr. Stein­way noch nicht so rich­tig an dich ge­wöhnt hat.«
    Ich hol­te tief Luft. Das hät­te nicht kom­men dür­fen. Das war zu­viel. »Mo­ment mal«, sag­te ich kühl, so­weit ei­ne Ex­plo­si­on kühl sein kann, »was ist nun wie­der los? Hat das et­was mit dei­ner Son­nen­wis­sen­schaft zu tun? Soll ich dar­aus schlie­ßen, daß du in Mr. Stein­way ein le­ben­di­ges We­sen siehst? Ich ge­be zu, daß ich nicht über­mä­ßig klug bin und ei­ni­gen dei­ner Ge­fühls­re­gun­gen nicht un­be­dingt fol­gen kann. Viel­leicht ist es mir des­halb bis jetzt ent­gan­gen, daß Mr. Stein­way ei­ne ei­ge­ne Per­sön­lich­keit be­sitzt. Ich ha­be ihn ei­gent­lich doch im­mer mehr oder we­ni­ger für einen Flü­gel ge­hal­ten. Nach dei­nen Wor­ten müß­te ich an­fan­gen, sei­ne Pe­da­le mit mei­nen Bei­nen zu ver­glei­chen.«
    »Do­ro­thy, bit­te. …«
    »Nichts ›Do­ro­thy, bit­te‹! Aber kei­ne Ban­ge: Do­ro­thy wird in Ge­gen­wart dei­nes per­so­ni­fi­zier­ten Alp­traums, oder was im­mer

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