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1508 - Der Templerjunge

1508 - Der Templerjunge

Titel: 1508 - Der Templerjunge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dunklen Umhang gehüllt. Er hatte auch ein dunkles Gesicht, fast in der Farbe des Umhangs. Leicht geschlitzte, mit kaltem Licht gefüllte Augen. Die Farbe hatte einen Stich ins Gelbliche, was die Andersartigkeit des Gesichts noch unterstrich und es zu einer Fratze machte.
    Nick kam die Gestalt kompakt vor, und trotzdem hatte er daran seine Zweifel. Sie wirkte auch leicht, als wäre der Körper nur irgendwie angedeutet worden.
    Und dann begann der Besucher zu sprechen. Mit einer zischelnden Stimme sagte er: »Du kommst gegen mich nicht an. Ab jetzt werde ich dir deine Route vorschreiben, verstanden?«
    Nick Toplin nickte nur.
    »Sehr gut. Ich werde von nun an bei dir bleiben. Ich bin immer an deiner Seite, und ich werde dir sagen, wohin du zu fahren hast. Deine Tankstellen kannst du vergessen. Ich habe mir einen neuen Weg ausgedacht, und ich kann dir schwören, dass du das, was du bald erleben wirst, nie mehr in deinem Leben vergisst.«
    Toplin nickte, obwohl er es gar nicht wollte. Er war nicht mehr in der Lage, die Tür zu öffnen und aus dem Fahrzeug zu klettern, und so musste er mit ansehen, wie sich die Lippen der Gestalt zu einem kalten Grinsen verzogen und für einen Moment das Licht in den Augen noch stärker leuchtete.
    »Hast du alles begriffen?«
    Nick Toplin nickte.
    »Gut, dann fahr los!«
    »Und wohin soll ich fahren?«
    »Zuerst noch geradeaus. Ich sag dir Bescheid, wenn du abbiegen sollst.«
    Toplin startete einen allerletzten Versuch. »Aber ich muss zur ersten Tankstelle hin abbiegen.«
    »Du fährst daran vorbei. Auch an all den anderen, die auf deinem Lieferplan stehen.«
    Nick schüttelte den Kopf. »Das fällt auf. Man wird sich über Funk mit mir in Verbindung setzen, weil man wissen will, was los ist. So etwas habe ich noch nie getan.«
    »Alles geschieht irgendwann zum ersten Mal. Und dich wird sowieso nichts mehr stören…«
    Der letzte Satz traf den Fahrer hart, denn plötzlich hatte er das Bild seiner Familie vor Augen, und das trieb ihm die Tränen in die Augen.
    Es half nichts. Er musste den Zündschlüssel drehen und tun, was man von ihm verlangte…
    ***
    Wir waren aus dem doch etwas düsteren Zelt hinaus in den Sonnenschein getreten.
    Trotz der Wärme fing ich an zu frösteln, wenn ich daran dachte, wovor Imre Kovec uns gewarnt hatte.
    Es würde etwas passieren, so hatte es Imre gefühlt. Und er war nach einigen Schritten stehen geblieben, weil er sich umschauen wollte. Die Gründe hatte er uns nicht genannt. Ich allerdings vergaß den Betrieb um uns herum und konzentrierte mich auf den Jungen.
    In der Nacht zuvor hatte Imre ein großes Unglück verhindern können. Ich drückte uns die Daumen, dass es hier ebenfalls so ablaufen würde. Es befanden sich einfach zu viele Menschen in der Nähe. Ich durfte mir gar nicht vorstellen, was passieren würde, wenn hier die große Katastrophe eintrat. Schon beim Gedanken daran lief es mir kalt den Rücken hinab.
    Imre Kovec ging wieder weiter, aber nur mit kleinen Schritten, und insgesamt gesehen machte er auf uns einen abwesenden Eindruck. Hin und wieder bewegte er den Kopf oder hob die Schultern an.
    Ich sprach ihn an. »Ist dir etwas aufgefallen, Imre?«
    Der Junge dachte nach. Er flüsterte: »Es ist eine so schöne Welt, wenn ich mich hier umschaue. Aber es wird nicht so bleiben. Das Grauen ist unterwegs. Das Entsetzen soll uns überfallen.«
    »Kannst du es sehen?«
    »Nur fühlen, Mr Sinclair.«
    »Wie denn?«
    »Mir ist so kalt«, flüsterte er. »Das hat nichts mit der Temperatur hier draußen zu tun. Mir ist innerlich kalt. Und deshalb weiß ich, dass es auf dem Weg ist.«
    »Hast du mit deinem Vater Kontakt gehabt?«
    »Ja, in der Nacht.«
    »Das meine ich nicht. Vor ein paar Minuten oder Stunden?«
    »Nein.« Er schaute wieder zurück auf das Zelt mit seiner Mutter darin.
    Um seine Mundwinkel herum zuckte es. Seine angespannte Haltung fiel uns auf, und Suko berührte ihn leicht an der Schulter.
    »Hast du Angst um deine Mutter?«
    Imre dachte über die Antwort nach. »Das weiß ich nicht, aber ich glaube, dass es ihr nicht gut geht.«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Es kann sein, dass sie Besuch gehabt hat.«
    Suko und ich tauschten einen Blick. Abzusprechen brauchten wir uns nicht.
    Mein Freund reagierte als Erster. Er ging mit schnellen Schritten auf das Vorzelt zu und klappte den Eingang vorsichtig auf. Er warf einen Blick hinein, ging dann einen Schritt vor und war wenig später außer Sicht.
    Ich wollte den Jungen nicht

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