152 - Die Tochter des Magiers
der sie auch am Tempel des Leben vorbeiführte, wo Shrogg sie bald erwarten würde.
Währenddessen fanden sich Metal, Cardia, Sammeh und Cnahl sowie ein paar Dienerinnen der Herrscherin von Thermae - auch Meate war dabei - in jenem Saal ein, in dem das heilige Feuer brannte.
Die Flammen zuckten und flackerten unruhig, hatten nicht mehr die Energie von einst. Was hier fehlte, war bereits auf Ronsidor übergegangen. Der Schreckliche wurde stärker - und im selben Ausmaß wurde Sabra schwächer.
Sabra hatte sich zu einer Verzweiflungstat, zu einem einmaligen Kraftakt entschlossen. Cardia und Metal hatten ihr ihre Hilfe angeboten, doch Sabra sagte: »Euch steht eine andere Art von Kraft zur Verfügung. Damit könnt ihr mich nicht unterstützen. Ich muß mich allein wehren.«
»Wie stehen die Chancen?« wollte Metal wissen.
Sabra schüttelte ernst den Kopf. »Nicht besonders gut, aber ich habe keine andere Wahl. Ich muß es versuchen. Ich muß die Kuppel sprengen.«
Die pummelige Herrscherin von Thermae, die mit Güte und Verständnis regierte und von deren Zauberkraft ganz Thermae profitierte, war umgeben von Freunden, und doch war sie allein, denn niemand konnte ihr die Bürde, die auf ihren schmalen Schultern lastete, abnehmen.
Gespannt beobachteten alle, was geschah. Jeder wünschte Sabra das Beste.
Sie begab sich zu der großen Silberhand, die aus dem Boden ragte. Das heilige Feuer, das auf der Handfläche brannte, neigte sich ihr entgegen, leckte sie ab wie ein Hund, der auf diese Weise seine Zuneigung zeigen möchte.
Metal vermeinte, Arme zu sehen, die aus dem heiligen Feuer griffen und sich um die kleine Herrscherin legten. Sabra wurde hochgehoben. Die Feuerarme stellten sie auf die Silberhand. Umwabert von Flammen stand Sabra auf der Handfläche, ohne Schaden zu nehmen. Das Feuer liebkoste sie.
Die Zauberin spreizte die Arme ein wenig ab, und das Feuer wuchs an ihr hoch. Sie ging mit dem heiligen Feuer eine verblüffende Verbindung ein, wurde mehr und eins mit den Flammen, bis auch sie nur noch Feuer war.
»Wo ist sie?« fragte Meate nervös. »Wo ist Sabra?«
»Sie ist das Feuer«, wurde ihr erklärt. »Der Körper ist oft ein Gefängnis, in dem man sich nicht voll entfalten kann. Nun wird Sabra durch nichts behindert. Sie wird ihre Kraft gegen Ronsidors Zauber ausspielen. Wenn sie Glück hat, kann sie die magische Haut, die Ronsidor über Thermae gelegt hat, verletzen.«
»Und wenn es ihr nicht gelingt?«
»Dann ist Thermae verloren.«
***
In Mortimer Kull kochte die Wut. Er hätte Gupp am liebsten auf der Stelle getötet, aber das hätten Inobreth und seine Freunde nicht zugelassen.
»Ich bin also dein Gefangener«, sagte der Professor heiser. »Obwohl ich nichts getan habe, läßt du mich nicht meiner Wege gehen. Was bezweckst du damit? Daß ich es mir anders überlege und mich euch doch anschließe?«
»Das wäre ein Entschluß, den ich gutheißen würde«, sagte Gupp, »Ich könnte dir heute den Gefallen tun und morgen verschwinden«, sagte Mortimer Kull.
»Inobreth würde gut auf dich aufpassen.«
Kulls Blick suchte Corona. »Was sagst du zu all dem? Du hast mir das eingebrockt.«
»Ich konnte nicht vorhersehen, wie sich diese Begegnung gestalten würde«, verteidigte sich Corona.
»Du wußtest, was für eine Armee Gupp zur Verfügung steht, ließest mich darüber jedoch absichtlich im unklaren, damit ich mit dir gehe«, sagte Mortimer Kull anklagend. »Dir war klar, daß ich keinen Schritt aus meiner Hütte getan hätte, wenn ich die Wahrheit gekannt hätte!«
Corona senkte den Blick. »Mir ist nur Asmodis’ Tod wichtig. Wie ich dieses Ziel erreiche und mit wem, ist mir gleichgültig.«
»Mit anderen Worten, du möchtest, daß ich bleibe.«
»Ja.«
»Aber mir sagen - neben vielen anderen Dingen - Gupps Bedingungen nicht zu.«
»Wie ich das sehe, kannst du nicht mehr wählen«, sagte der rote Teufel grinsend. »Entweder du bist für uns, oder du bist gegen uns. Dazwischen gibt es nichts. Wenn du für uns bist, behältst du dein Leben. Im anderen Fall…«
Gupp sprach nicht weiter, machte aber die Geste des Kehledurchschneidens. Jeder Idiot verstand sofort, was er meinte. Mortimer Kull konnte sich kaum noch beherrschen. Er hätte Gupp am liebsten die verdammte rote Haut in Streifen abgezogen. Was fiel dem Kerl ein? Wie konnte er es wagen, ihm zu drohen?
Kull fürchtete Gupp nicht. Mit dem allein wäre er spielend fertig geworden, aber der rote Teufel hatte viele Helfer.
Sie
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