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1520 - Geschäfte mit Topsid

Titel: 1520 - Geschäfte mit Topsid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Hinauf in die Luft, oder hinab in den Abgrund. „Das muß sehr teuer gewesen sein", bemerkte Dao-Lin-H’ay, während sich der Gleiter dem Hauptgebäude entgegensenkte. „Die Geschäfte stehen gut", behauptete Teng-Ciao-L’ung gelassen.
    Dao-Lin-H’ay blickte zur Seite.
    Dort war jetzt nichts weiter als ein Teil des gewaltigen Daches sichtbar. Kleine, helle Scheinwerfer strahlten ihr Licht entlang der breiten, runden Falten und verstärkten die Illusion, daß die ganze Konstruktion tatsächlich mit ockergelbem Stoff bespannt war. Der Wind trieb Schneeflocken in die Lichtkegel. Unten in der Schlucht war es bereits finster.
    Sie hätte zu gerne gewußt, welche Geschäfte es waren, von denen Teng-Ciao-L’ung gesprochen hatte. Der Gleiter schwebte in einen geschützten Hangar, der unter dem tief herabgezogenen Dach lag. Hier herrschte gediegener Luxus: gedämpftes, rötliches Licht, das kartanischen Augen schmeichelte, weiche Vorhänge und dicke Teppiche.
    Ein junger Kartanin eilte ihnen voran und schlug die dunkelroten Portieren zurück. Sie folgten ihm und traten in eine riesige Halle hinaus. „Damit hat es angefangen", sagte Teng-Ciao-L’ung und deutete auf einen künstlich aufgebauten Miniatursteinbruch an der gegenüberliegenden Wand. „Grüner Granit", nickte Dao-Lin-H’ay. „Ich erinnere mich - die Protektorin, unter deren Kommando ich meinen ersten Raumflug absolviert habe, besaß einen Krallenschärfer aus diesem Material. Das Wappen der Familie L’ung war außen auf den Griff graviert."
    „Wir fertigen solche Krallenschärfer auch heute noch an", bestätigte Teng-Ciao-L’ung. „Aber wir verwenden sie nur noch als Werbegeschenke."
    So ungefähr habe ich mir das vorgestellt! dachte Dao-Lin-H’ay. Werbegeschenke, ja? Und wie kommt ihr dazu, ausgerechnet die Topsider mit solchen Präsenten zu beglücken? „Komm!" sagte Teng-Ciao-L’ung munter. „Eine so berühmte Kartanin wie du hat unser Unternehmen noch nie mit einem Besuch beehrt. Darum habe ich für dich etwas ganz Besonderes vorbereitet."
    Eines mußte man ihm lassen: Im Sprücheklopfen war er gut. Er als „Hohe Frau" männlichen Geschlechts war gewiß selbst eine Berühmtheit.
    Dao-Lin-H’ay ließ sich geduldig zu dem Miniatursteinbruch führen und hämmerte ein Stückchen von dem goldgefleckten Granit heraus. Eine emsige Steinschleiferin verwandelte das Bruchstück im Handumdrehen in einen perfekten Krallenschärfer und verpaßte dessen Griff eine goldene Hülse, in die sie den Namen der ehemaligen Voica sowie das Datum des Besuchs eingravierte.
    Dao-Lin-H’ay nahm das Geschenk höflich lächelnd in Empfang.
    Dies war eine der seltenen Gelegenheiten, bei denen sie tatsächlich erleichtert darüber war, daß der Paratau seine speziellen Eigenschaften verloren hatte. Sie brauchte unter diesen Umständen wenigstens nicht zu befürchten, daß irgend jemand ihre Gedanken las. Sehr schmeichelhaft waren die nämlich nicht.
    Natürlich hatten sich auch noch mehrere hochgestellte Angehörige der Familie L’ung zu dieser Begrüßungszeremonie eingefunden, die sich alle miteinander dazu berufen fühlten, in wohlgesetzten Reden die tiefe Verbundenheit der L’ungs gegenüber den Traditionen und der Geschichte der Kartanin im allgemeinen und den Weisen Frauen und deren letztem noch lebenden Mitglied im besonderen kundzutun.
    In Wirklichkeit hatte es eine solche Verbundenheit niemals gegeben.
    Im Hintergrund erkannte Dao-Lin-H’ay ein Team von Nachrichtenleuten, die sich in der hohen Kunst der Hofberichterstattung übten. Sie waren sicher nicht ganz zufällig hier.
    Ob Teng-Ciao-L’ung sie persönlich herbestellt hatte?
    Zuzutrauen war es ihm.
    Nach der zehnten Rede riß der Kartanin die Geduld. Kurz entschlossen trat sie vor, bedankte sich in kurzen Worten und erklärte kategorisch, daß sie nun in aller Stille und ganz privat die Einrichtungen dieses Familienunternehmens zu besichtigen wünschte.
    Die Reporter vernahmen es mit großem Mißvergnügen, aber Teng-Ciao-L’ung schaltete sich ein und wies die Meute mit höflicher Entschiedenheit zurück. Den familieneigenen Jubeltroß wurde man auf diese Weise allerdings nicht los, und so wurde Dao-Lin-H’ay bei der sich anschließenden Besichtigung ausgiebig von allen Seiten mit Kommentaren eingedeckt, die selbstverständlich stets darauf abzielten, die wirtschaftliche Bedeutung des Unternehmens im allerbesten Licht darzustellen.
    Wenn man diesen Kartanin glauben durfte, dann war allein die Familie

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