1524 - Schreckens-Zoo
bewegen. Sie stellen sich quer, nun ja, Sie sind erwachsen und wissen, was Sache ist.«
»Hören Sie mit diesen Spielchen auf.«
»Keine Sorge. Ab jetzt werden Taten folgen. Darauf können Sie sich verlassen.«
»Gut, ich habe verstanden, und ich muss Ihnen ab jetzt ein Hausverbot erteilen. Sie werden dieses Gelände nicht mehr betreten. Ich mag keine Menschen, die mir drohen. Ist das klar?«
»Natürlich. Aber glauben Sie mir, ich werde mich durchsetzen. Ich habe bisher alles bekommen, was ich wollte. Wie sagt man so schön? Tiere sind letztendlich die besseren Menschen, und ich glaube fest daran, dass dies auf Sie besonders zutrifft.«
Es waren ihre letzten Worte. Alina Erskine stand auf und wandte sich dem Ausgang zu.
Das hatten die beiden Lauscher mitbekommen. Blitzschnell zogen sie sich von dem Pavillon zurück und taten so, als wären sie gerade angekommen, wobei sie der Frau noch in den Weg liefen, sodass diese sich gezwungen sah, anzuhalten.
Maxine Wells schaute Alina ins Gesicht. Sie sah den harten Blick in den Augen, der auf eine wilde Entschlossenheit hinwies.
Maxine lächelte und grüßte freundlich.
Die Erskine reagierte darauf nicht. Sie nickte nicht mal, sondern schob sich an der Tierärztin vorbei und ging mit schnellen Schritten davon.
»Das ist ein harter Brocken«, murmelte Till.
»Denke ich auch.«
»Und jetzt?«
Maxine schaute durch eines der Fenster. Sie sah den Zoodirektor, der den Kopf schüttelte und sich langsam von seiner Sitzbank erhob.
Als er den ersten Schritt ins Freie trat, stand plötzlich Maxine Wells vor ihm.
Beide kannten sich, aber der Direktor hatte Mühe, sich zu erinnern.
»Moment mal, Sie sind…«
»Maxine Wells.«
»Ja, die Tierärztin.«
»Richtig.«
»He, gibt es Probleme hier im Zoo mit einem unserer Freunde? Hat man Sie gerufen?«
»Nein, das hat man nicht.«
»Dann bin ich beruhigt.« Der Direktor lächelte. Er war ein Mann, der vom Alter her die Mitte seines Lebens bereits überschritten hatte. Die sonnenbraune Haut ließ darauf schließen, dass er sich viel im Freien aufhielt. Graues Haar wuchs dicht auf seinem Kopf. Um die Augen herum zeigten sich Kränze aus Falten.
»Ich bin privat hier.«
»Aha.«
»Ich wollte einfach nur ein wenig spazieren gehen und mich entspannen. Da traf ich dann auf Ihren Mitarbeiter Till Mitchum, den ich sehr schätze, denn wir haben schon bei einigen Notoperationen zusammengearbeitet.«
»Ja, das habe ich nicht vergessen«, sagte Dr. Hardy.
»Und jetzt hat er mich begleitet.«
»Finde ich gut.«
»Aber mal etwas anderes, Dr. Hardy. Was ist das für eine Person, die den Pavillon so schnell verlassen hat?«
»Sprechen Sie mich nur nicht darauf an.«
»Warum nicht?«
»Ich weiß nicht, wie ich sie einschätzen soll.« Er schaute auf seine Schuhspitzen und nickte. »Okay, sie ist eine Tierschützerin. Dagegen habe ich nichts. Ich mag nur nicht, wenn sie militant sind, diese Menschen, die keine Kompromisse kennen. Sie wollen alles oder nichts.«
»Und in Ihrem Fall?«
»Wollen Sie das wirklich wissen?«
»Ja, gern.«
»Also gut. Diese Alina Erskine, die nördlich von hier eine Vogelwarte betreibt und dort auch kranke Tiere wieder gesund pflegt, die möchte, dass ich den Zoo schließe. Ja, ich soll ihn aufgeben. Nur wenn das geschieht, so behauptet sie, sind die Tiere, denen man die Freiheit zurückgeben muss, wieder glücklich. So ein Unsinn. Bei einigen kleinen Arten mag das zutreffen, nicht aber in der Regel. Oder welcher Meinung sind Sie, Dr. Wells?«
»Der Ihren.«
»Das ist gut, danke. Ich habe schon gedacht, dass ich hier ganz allein stehe mit meiner Meinung. Diese Frau ist nicht zu belehren. Sie wurde immer schlimmer in ihrer Argumentation, und jetzt hat sie mir sogar gedroht. Das lasse ich mir nicht gefallen. Ab heute hat sie hier Hausverbot. Sie darf das Gelände nicht mehr betreten. Sollte sie es doch tun, lasse ich sie entfernen.«
»Die Idee ist nicht schlecht.«
»Danke, dass Sie ebenfalls so denken. Ich hatte schon so etwas wie ein schlechtes Gewissen.«
»Das brauchen Sie bestimmt nicht zu haben. Manche Menschen nehmen eben keine Lehren an.«
»Sie sagen es.«
Bevor sich der Direktor verabschieden konnte, hielt Maxine ihn noch mit einer Frage auf.
»Sie sprachen davon, dass sich diese Alina Erskine eine Vogelwarte eingerichtet hat?«
Er nickte.
»Ist sie für Besucher offen?«
»Klar. Sie führt die Tiere auch vor, die ihr gehorchen. Es sind prächtige Vögel. Angefangen vom Habicht
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