1524 - Schreckens-Zoo
über den Falken bis hin zum Adler. Das ist schon was.«
Maxine hob die Schultern. »Ich habe nicht gewusst, dass es diese Warte gibt. Oder habe es vergessen. Aber es hört sich interessant an.«
»Wollen Sie etwa hin?«
»Nun ja, das wäre mal einen Ausflug wert.«
»Allerdings. Nur müssen Sie damit noch warten.«
»Warum?«
»Die Warte ist geschlossen, wie mir die Erskine sagte. Ich kenne die Gründe nicht. Vielleicht muss etwas repariert werden, aber das soll mir egal sein.«
»Genau.«
Der Zoodirektor nickte ihr zu. »War jedenfalls schön, Sie mal wieder gesehen zu haben, Dr. Wells.«
»Danke, ebenfalls.«
Die beiden trennten sich. Dem Mitarbeiter winkte Dr. Hardy noch kurz zu, dann tauchte er ein in das Affenhaus.
»Und, Dr. Wells, sind Sie einen Schritt weiter gekommen?«
»Zumindest einen halben.«
»Ach, wegen der Frau?«
»Ja.«
»Gut, Dr. Wells, sie ist eine Verrückte. Sie ist zudem Besitzerin einer Vogelwarte, aber was kann sie denn mit dem Tier zu tun haben, das mich in der Nacht angegriffen hat?«
»Das kann ich Ihnen leider nicht sagen.«
»Wollen Sie es herausfinden?«
»Ich denke schon.«
Der Tierpfleger überlegte. »Nein, das war kein Adler oder ein anderer Vogel dieser Art, der mich angegriffen hat. Das war eine Krähe - ja, eine Krähe oder ein Rabe. Jedenfalls ein schwarzer Vogel, nur um mindestens das Dreifache gewachsen. So liegen die Dinge.«
»Bitte, Till, Sie brauchen sich darüber keine Gedanken zu machen. Das geht schon in Ordnung. Ich werde mich darum kümmern, und Sie halten sich da raus.«
»Wie ist es denn mit der Verschwiegenheit? Kann ich mit dem Direktor über das Problem reden?«
»Nein, bitte nicht.«
»Gut.« Der Tierpfleger lächelte mit zusammengepressten Lippen. Er war recht blass geworden, und er schaute zudem ins Leere. Dann wischte er sich über die Augen und flüsterte: »Einen solchen Angriff möchte ich nicht noch mal erleben, Dr. Wells.«
»Das kann ich mir denken. Und ich verspreche Ihnen, dass ich alles daransetzen werden, damit dies nicht mehr vorkommt.«
Hoffnung schwang in seiner Stimme mit, als er fragte: »Und wie wollen Sie das machen?«
»Ich weiß es noch nicht. Aber mir wird schon das Richtige einfallen, denke ich.«
»Dann drücke ich Ihnen die Daumen…«
***
Als Maxine Wells von der Straße her auf ihr Grundstück einbog, war es noch nicht Mittag. Am Himmel verdeckten mächtige weiße Wolken das ansonsten sommerliche Blau, und in diese Farbe hinein schoben sich die beiden hellen Kondensstreifen zweier Flugzeuge.
Sie war bereits von Carlotta gesehen worden, die schnell die Tür öffnete, als die Tierärztin ausstieg.
»Du bist aber früh wieder zurück.«
»Ja, so sieht es aus.« Maxine ging schnell ins Haus und blieb im Flur stehen. »Ist alles in Ordnung hier?«
»Bis jetzt schon.«
»Was war mit den Patienten?«
»Ich habe allen abgesagt. Aber jetzt, wo du zurück bist, kann der Betrieb ja wieder anlaufen, oder?«
»Nein, Carlotta.«
»He, du willst Urlaub machen?«
Maxine Wells ging in die Küche, um aus dem Kühlschrank etwas zu trinken zu holen. Sie entschied sich für Apfelsaft, den sie mit Mineralwasser mischte. Erst nachdem sie zweimal getrunken hatte, schaute sie Carlotta an und sagte: »Ich denke, dass wir eine Reise machen werden.«
»Bitte?«
»Ja, du hast richtig gehört.«
»Und wohin soll der Ausflug gehen?«
»Zu einer Vogelwarte, von der ich gehört habe.«
»Aha.« Mehr sagte Carlotta nicht, aber sie bekam auch von der Tierärztin keine Antwort, denn sie ging ins Wohnzimmer und trat an eine Seite des Bücherregals heran, aus dem sie nach einem kurzen Suchen eine Straßenkarte hervorholte.
»Was willst du denn damit?«
Maxine ging zum Tisch. »Ich habe ganz vergessen zu fragen, wo ich diese Vogelwarte genau finden kann. Und deshalb werde ich nachschauen, weil ich denke, dass sie dort eingezeichnet ist. Weit ist es jedenfalls nicht von hier. Den Weg schaffen wir gut an einem Tag hin und zurück.« Sie hatte ihren Blick über die Karte streifen lassen und schnippte mit den Fingern.
»Hast du es, Max?«
»Ja.«
»Und wo müssen wir hin?«
»Wir können die Straße in Richtung Alyth nehmen. Sie führt durch die Sidlaw Hills. An der Nordgrenze liegt Newtyle. Dort finden wir auch die Vogelwarte. Jedenfalls steht das hier.«
»Okay, ich habe alles verstanden.« Carlotta lächelte. »Nur mit dem Begreifen habe ich meine Probleme.«
»Das weiß ich. Es geht dabei um eine Frau. Sie heißt Alina
Weitere Kostenlose Bücher