1524 - Schreckens-Zoo
Erskine und leitet die Warte. Mit ihr möchte ich einige Worte reden, denn ich habe das Gefühl, dass sie mehr weiß als wir beide zusammen.«
»Du denkst da an die Riesenvögel?«
»Ja.«
»Glaubst du, dass diese Alina Erskine sie geschickt hat?«
»Das weiß ich nicht. Eigentlich weiß ich so gut wie gar nichts. Aber irgendwo müssen wir beginnen, und ich glaube, dass die Vogelwarte eine gute Spur ist.«
»Ja, das kann sein. Aber wie bist du auf sie gekommen?«
Maxine hatte vor Carlotta keine Geheimnisse. Besonders dann nicht, wenn der Fall sie beide anging.
Und so berichtete sie, was sie bei ihrem Zoobesuch erfahren hatte.
Carlotta bekam große Augen. »Das ist wirklich ein Hammer. Hätte ich nicht gedacht.«
»Nun ja, freu dich nicht zu früh. Es ist eine Spur, mehr nicht. Aber mein Gefühl sagt mir, dass wir richtig liegen.«
»Dann sollten wir fahren.«
Nach dieser Bemerkung spürte Carlotta den Blick ihrer Ziehmutter auf sich gerichtet. »Nein«, sagte sie schnell, »nein, ich sehe dir an, worüber du nachdenkst. Aber das kommt nicht infrage. Ich werde mit dir fahren, Max. Ich bleibe nicht hier. Schließlich bin ich es gewesen, die die Vögel gesehen hat.«
»Gut.«
»Danke.«
»Aber es wird nicht einfach sein. Sollte sich mein Verdacht bestätigen, dann haben wir es mit einer Person zu tun, die zu allem entschlossen ist. Ich habe zwar selbst nicht mit ihr gesprochen, aber ich hörte es aus ihren Worten hervor.«
»Meinst du, dass sie auch morden würde?«
»Ja.«
Carlotta nickte. »Es ist okay. Ich werde mich danach richten.« Sie räusperte sich und sagte: »Da ist noch etwas, was mir durch den Kopf geistert, Max.«
»Und was?«
»Ich meine, das könnte auch ein Fall für John Sinclair sein. Findest du nicht auch?«
»Ja, es könnte.«
»Und?«
Maxine schüttelte den Kopf. »Nein, Carlotta, das müssen wir allein durchziehen. Es würde zu lange dauern, bis John hier bei uns eintrifft. Ich möchte die Dinge jetzt erledigen, und zwar noch vor Anbruch der kommenden Nacht.«
»Ja, wenn du meinst…«
»Genau das meine ich.«
***
Die Schmerzen brachten Ibn Hakim fast um!
So etwas hatte er noch nie in seinem Leben durchlitten. Damit hatte er auch nicht rechnen können, aber es war eingetreten, und er und seine Freunde hatten sich nicht dagegen wehren können. Das Grauen war aus der Luft über sie hergefallen und hatte brutal zugeschlagen.
Noch jetzt hallten die Schreie in seinem Kopf wider. Es waren die seinen und die der anderen Männer, die aus Arabien gekommen waren, um diesen einsamen Standort zu besuchen.
Es war alles perfekt gewesen. Man hatte sie sogar eingeladen. Die Nachrichten waren per E-Mails getauscht worden, und die Vögel, die er auf dem Bildschirm gesehen hatte, waren durch die Bank prächtige Exemplare gewesen. Sie würden sich wunderbar zur Jagd eignen.
Aber dann war alles anders gekommen.
Er wollte nicht mehr daran denken, aber sein Gehirn spielte nicht mit und gaukelte ihm immer wieder die schrecklichen Szenen vor, die sich vor Kurzem abgespielt hatten.
Drei Tote hatte es gegeben, und ihre Mörder waren Vögel gewesen. Sie hatten sich auf die Männer gestürzt und keine Gnade gekannt. Seine drei Freunde hatten ihre Sehkraft verloren. Die Augen waren ihnen ausgehackt worden, und anschließend, als sie blind und schreiend durch die Gegend rannten, waren andere Vögel gekommen, um das blutige Werk zu vollenden. Da hatten die Schnäbel ihnen wie scharfe Messer die Kehlen zerhackt und sie so getötet.
Ihn hatten sie am Ende verschont. Ihm fehlte nur das linke Auge, und die Schmerzen machten ihn wahnsinnig. Er konnte nicht einmal mehr schreien, dazu fehlte ihm die Kraft. Was hin und wieder aus seiner Kehle drang, war nur ein Gurgeln.
Die Toten lagen verstreut im Gras, aber sie waren von einer Frau hinter eine Hütte gezogen worden, wo sie wohl für immer liegen bleiben und verwesen würden.
Ibn Hakim wusste nicht, was aus ihm werden würde. Er lebte, doch es war kein normales Leben mehr. Der Begriff vegetieren schoss ihm mehrmals durch den Kopf.
Falls die Vögel nicht noch mal zurückkehrten, um auch mit ihm kurzen Prozess zu machen.
Er war wieder in das kleine Blockhaus gekrochen, in dem Werkzeug herumstand. Zwei Spaten, eine Spitzhacke, aber auch ein Werkzeugkasten, dessen Fächer zur Seite geschoben waren und den Blick auf Schraubenzieher, Zangen, Schrauben, Dübel und mehrere Hämmer freigaben. Es waren Waffen, wenn sie richtig eingesetzt wurden, doch darüber
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