1524 - Schreckens-Zoo
erlebt.«
»Ja, ich weiß.« Carlotta nickte. »Und immer wieder mit den Vögeln. Das ist wie ein Fluch.«
»Du sagst es.«
Es gab nicht viele Kurven. Und wenn, dann waren sie gut einzusehen und zogen sich auch recht lang. Manchmal rückten die Hügel enger zusammen, dann zeigten sich die Schatten auf dem Grund, aber es gab auch weite Täler, die sie durchfahren mussten.
Beide hatten beschlossen, nicht direkt bis zur Vogelwarte zu fahren. Sie wollten in Newtyle eine kurze Pause einlegen und sich dort nach dem Ziel erkundigen. Es war immer besser, wenn man mehr über seinen Gegner wusste.
Der kleine Ort lag zwar in der Einsamkeit, aber direkt an der Straße. Laut Karte musste hier jeder Wagen durch, wenn er in Richtung Norden weiter wollte. Erst hinter dem Kaff konnte man nach Westen oder Osten abbiegen, dann jedoch auf einspurigen Straßen.
Herrschte Gegenverkehr, musste einer der Wagen in einer Ausweichstelle, die es hier zur Genüge gab, abwarten, bis der andere vorbei war.
Das war eben typisch für Schottland, ebenso wie die Steinwälle an den Seiten.
»Wie war denn dein erster Eindruck von dieser Person?«, wollte Carlotta wissen.
»Nicht positiv.«
»Wie denn?«
»Kalt.« Maxine Wells nickte. »Ja, es war ein kalter Eindruck. Du kennst das vielleicht. Man sieht einen Menschen, schätzt ihn ein, und du merkst sehr schnell, ob du ihn als positiv oder negativ empfindest. Die Ausstrahlung dieser Person war auf mich negativ. Kalt eben. Etwas anderes kann ich dir nicht sagen.«
»Es reicht auch. Aber hat sie etwas bemerkt?«
»Was meinst du?«
»Dass du wegen einer bestimmten Sache im Zoo gewesen bist.«
»Das glaube ich nicht.«
Carlotta nickte in Richtung Frontscheibe. »Vielleicht haben wir ja Glück«, sagte sie. »Ich kann mir sogar vorstellen, dass diese Alina Erskine gar nicht zu Hause ist.«
»Wie kommst du darauf?«
»Ganz einfach. Du hast sie im Zoo getroffen. Wer weiß, ob sie danach sofort wieder nach Hause abgedampft ist.«
»Kann sein. Glaube ich aber nicht. Sie hat sicher nur erfahren wollen, ob jemand etwas von den Vorfällen in der Nacht bemerkt hat. Möglich ist alles.«
»Und?«
»Nur ich weiß davon. Der Tierpfleger hat zu seinem Direktor kein Vertrauen gehabt.«
»Das hätte ich in diesem Fall auch nicht. Wer hätte ihm denn schon geglaubt? Niemand, denke ich.«
»Du sagst es.«
Ein Schild tauchte auf. Nur noch fünf Kilometer bis zum Ziel.
Newtyle versteckte sich nicht hinter einer Kurve. Beide Frauen hatten frei Sicht, und sie sahen bereits nach kurzer Fahrtzeit die kleine Ortschaft vor sich liegen. Der Straßenbelag verbesserte sich. Die Löcher und Buckel hörten auf, die Teerdecke wurde besser, und sie blieb es auch bis zur Ankunft in Newtyle.
Wer hier lebte, der musste auch in der Gegend geboren sein. Es war ein toter Ort, und man fragte sich, wovon die Menschen hier ihr Leben fristeten. Es gab einige Gärten an den Häusern. Schafe waren auch auf den Weiden zu sehen, ebenso wie die schwarzweiß gefleckten Rinder, die in stoischer Ruhe ihr Gras zupften. Ein Campingplatz lag auch nicht in der Nähe, demnach gab es auch keine Feriengäste, und ob die Besucher der Vogelwarte genügend Geld im Ort ließen, war fraglich.
Schilder, die darauf hinwiesen, sahen sie nicht, und so rollten sie hinein nach Newtyle. Es gab auch Menschen. Sie standen auf der Straße, unterhielten sich, und einige Kinder spielten Fußball. Das konnten sie mitten auf der Straße, denn hier störten sie keinen.
Maxine Wells lenkte den Geländewagen an die Seite und stoppte ihn dann.
»Du bleibst im Auto, Carlotta.«
»Geht schon klar.«
Maxine stieg aus und suchte nach einem Bewohner, dem sie die entsprechenden Fragen stellen konnte.
Ihr fiel ein junges Mädchen oder eine junge Frau auf. In dem weißen TShirt mit dem schwarzen Totenschädel als Aufdruck sah sie irgendwie lächerlich aus. Das Haar war schwarz gefärbt und dazu noch lackiert worden. Sie hockte auf einem Poller und bewegte ihren Körper in einem bestimmten Rhythmus. Ohrstöpsel steckten in ihren Ohren, und sie wollte wohl besonders cool wirken.
Maxine blieb vor ihr stehen und deutete auf die Ohren, als sie angeschaut wurde.
»Was ist denn?«
»Nimm mal diese Dinger ab.«
»Und dann?«
»Tu mir bitte den Gefallen.«
Beide hatten laut sprechen müssen, aber Maxine gewann. Das Mädchen nahm die Ohrstöpsel ab und fragte: »Was ist jetzt?«
»Ich habe mal ein paar Fragen.«
»Ich weiß nichts.«
Maxine lächelte. Eigentlich
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