1524 - Schreckens-Zoo
hat die Kleine ein nettes Gesicht, dachte sie.
Wenn sie nur nicht auf das Dunkle gestanden hätte, was von der falschen Schminke noch unterstrichen wurde.
Die Tierärztin wusste, wie man Menschen dazu brachte, ihre Meinung zu ändern. »Du brauchst es auch nicht umsonst zu tun.«
»Hört sich schon besser an. Was willst du wissen? Aber erst kriege ich mein Honorar.«
»Das geht in Ordnung.« Maxine blickte in die gierigen Augen der jungen Frau. Sie holte eine Zehn-Pfund-Note hervor und wedelte damit. »Fällt dir jetzt etwas ein?«
»Kommt darauf an.«
Maxine gab ihr den Schein. »Es ist ganz einfach. Ich möchte zur Vogelwarte und kenne den Weg nicht. Außerdem würde ich gern mehr über ihre Chefin erfahren.«
»Ist das alles?«
»Ja.«
»Der Weg ist leicht zu finden. Fahr durch den Ort und wende dich dann nach rechts. Der Weg führt dich direkt zum Ziel. Da steht auch ein Hinweis. Aber du wirst Pech haben.«
»Warum?«
»Weil die Vogelwarte geschlossen ist. Seit zwei Tagen, glaube ich. Tja, das ist nun mal so.«
Die Tierärztin zeigte ihre Enttäuschung nicht. »Weißt du vielleicht etwas über die Gründe, warum man sie geschlossen hat?«
»Wieso sollte ich?« Sie reckte ihr Kinn vor. »Ich habe damit doch nichts zu tun. Aber unter uns…«, sie tat jetzt geheimnisvoll, »… ich meine, dass es schon komisch ist.«
»Wie kommst du darauf?«
»Da ist gestern noch eine schwarze Limousine gekommen. So ein verdammt großer Wagen. Der kroch fast durch den Ort. Ich habe gehört, dass vier Typen in dem Wagen saßen, die ziemlich verdächtig aussahen.«
»Was meinst du damit?«
»Na ja, das waren welche, die aussahen wie welche aus dem Orient. Du verstehst schon.«
»Klar. Aber bist du sicher, dass sie die Vogelwarte besucht haben?«
Das Mädchen hob nur die Schultern.
»Und danach wurde sie geschlossen?«
»Ich weiß das nicht so genau. Da musst du schon diese Alina Erskine fragen.«
»Kennst du sie näher?«
»He, du stellst Fragen. Die kennt keiner hier im Ort richtig. Sie ist eine Einzelgängerin, verstehst du? Die will mit keinem von uns etwas zu tun haben. Angeblich steht sie nur auf Tiere. Die Vögel sind ihr Ein und Alles.«
»Aber Besucher kommen doch?«
»Immer, wenn nicht geschlossen ist. In der letzten Zeit hat das stark nachgelassen. Die Gründe kenne ich nicht, aber man muss sie eben so hinnehmen.«
»Das ist wohl wahr.« Maxine schaute die Dorfstraße entlang, die nach dem Verlassen des Ortes wieder in die schottische Einsamkeit führte.
»Und das alles zieht sie allein durch?«
»Fast.«
»Oh, dann hat sie noch Helfer?«
»Manchmal kommen junge Leute zu ihr und helfen aus. Aber einer ist immer da.«
»Wer?«
»Otto.«
»Seltener Name.«
»Das ist auch ein seltener Typ. Der stammt aus Newbigging, einem Nachbarort. Otto ist nicht ganz richtig im Kopf. Dafür kann er aber nichts, wie die Leute sagen, die ihn besser kennen. Aber er scheint mit dieser Vogeltussi gut zurechtzukommen. Er ist jedenfalls immer bei ihr und muss sie wohl mögen.«
»Hört sich ja interessant an.«
»Was?«, blaffte die Kleine. »Interessant? Das glaube ich nicht. Der ist nicht interessant. Für mich ist er abartig, das kann ich dir sagen. Wer ihn sieht, der kriegt Angst vor ihm.«
»Dann weiß ich ja Bescheid.«
Maxine traf ein Blick aus klaren grünen Augen. »Nein, sag nur nicht, dass du zu dieser Warte fahren willst. Jetzt noch, meine ich.«
»Doch, das hatte ich vor.«
»Na, dann viel Spaß. Wenn die Warte geschlossen ist, hast du keine Chance.«
»Ich werde mal schauen. Bist du denn schon mal dort gewesen?«
»Ja. Ist aber nicht mein Ding. Die großen Vögel können einem Angst einjagen. Wenn die es wollten, könnten sie auch Menschen töten. Manchmal sehen wir sie durch die Luft fliegen, aber sie bleiben immer im Bereich der Warte.«
»Gibt es dort auch andere Tiere?«
»Weiß ich nicht genau. Ja, Mäuse oder Futter für die Raubvögel.« Sie winkte ab. »Ist auch egal. Ich weiß nicht mehr, und für das Geld habe ich genug gesagt.« Sie griff wieder zu ihren Ohrstöpseln und steckte sie fest. Maxine war bereits vergessen.
Die Tierärztin ging zurück zum Wagen, wo Carlotta schon gespannt wartete. »Was hast du herausgefunden?«
»Dass die Warte geschlossen ist.«
»Mist.«
»Wir fahren trotzdem hin.«
»Das dachte ich mir. Und was ist mit dieser Frau?«
»Den besten Ruf hat sie nicht. Außerdem müssen wir uns noch auf einen debilen Helfer mit dem Namen Otto einstellen. Eine
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