1524 - Schreckens-Zoo
ungewöhnliche Kombination, denke ich.«
»Und vergiss die Vögel nicht«, sagte Carlotta.
»Wie könnte ich das…«
***
Ibn Hakim fühlte sich nicht nur verletzt, sondern auch gedemütigt wie nie in seinem Leben. Und das von einer Frau, denn diese Schmach kam noch hinzu.
Alina Erskine hatte ihn in das Haus gelockt und ihm befohlen, sich hinzuknien.
Er hätte vor Wut am liebsten geschrien, aber er musste gehorchen, denn hinter ihm stand Otto, und der würde nichts durchgehen lassen.
Und so kniete er und spürte die Härte des Holzes an seinen Knien. Sein Kreislauf war stark in Mitleidenschaft gezogen. Er konnte nicht ruhig knien, und so schwankte er von einer Seite zur anderen.
Die Frau saß vor ihm. Sie hatte ihren Platz in einem alten Ohrensessel gefunden, der eine hohe Rückenlehne hatte. Die Beine hielt sie ausgestreckt, und wenn sie die Füße anhob, wäre es ihr ein Leichtes gewesen, gegen das Kinn des Mannes zu treten. Manchmal wippte die Schuhspitze in gefährlicher Nähe.
Das linke Auge hatte Ibn Hakim verloren. Er sah nur mit dem rechten, und das auch nicht immer klar. Manchmal verschwamm die Gestalt vor seinen Augen, dann war sie wieder normal zu erkennen. In der leeren Augenhöhle brannte es weiterhin wie Feuer, nur rann kein Blut mehr hervor.
Ibn Hakim war so weit, dass er sich fragte, ob es nicht besser wäre, tot zu sein. Dies hier zu erleben war einfach nur grausam. Er fühlte sich schwer gedemütigt und empfand seine Lage als schlimme Schande.
Hinter ihm klangen ab und zu Ottos heftige Atemzüge auf, und auch das störte ihn.
»Ich hätte dich auch töten lassen können. Weißt du das?«, fragte die Frau plötzlich.
»Ja…«
»Aber ich habe davon abgesehen. Du müsstest mir eigentlich dankbar dafür sein.«
Er wollte bitter lachen, schluckte es aber hinunter. So hörte er zu, was ihm die Erskine noch zu sagen hatte.
»Ich bin eine Freundin der Tiere. Ich kämpfe für sie. Ich liebe die Vögel, aber ich mag es nicht, wenn sie eingesperrt sind. Hast du verstanden? Vögel müssen frei sein. Das sage ich allen Menschen, ob sie es nun hören wollen oder nicht. Vögel brauchen ihre Freiheit, und ich werde alles daransetzen, diejenigen zu befreien, die sich noch in Gefangenschaft befinden.«
»Ich halte keine Vögel gefangen.«
»Das weiß ich nicht. Aber ihr liebt die Falkenjagd. Ihr lasst sie nur frei, damit sie jagen können. Ansonsten leben auch sie in Käfigen, und genau das hasse ich. Du und deine Leute seid gekommen, um mir die Falken abzukaufen…«
»Die du angeboten hast.«
»Das gebe ich sogar zu. Aber meine Gründe sind andere gewesen. Ich will die Tiere nicht verkaufen, ich will nur diejenigen herlocken, die sie kaufen wollen, das ist der Unterschied. Und ich bin auf der Welt, um mit diesen Typen abzurechnen. Deine drei Begleiter haben es bereits zu spüren bekommen. Ich schwöre dir, dass es jedem so ergehen wird, der Vögeln die Freiheit raubt. Ein Auge habe ich dir gelassen. Du kannst also noch sehen und reden. Und ich will, dass du in deinem Land Zeichen setzt dafür, dass die Falkenjagd gestoppt wird. Ich will das nicht mehr. Mir tun die Tiere zu leid. Also muss das aufhören. Ihr werdet die Warnung sein. Ich habe von dir und deinen Freunden Aufnahmen geschossen und werde sie mit E-Mails in eure Heimat senden. Dort wird man schnell erkennen, dass es zu gefährlich ist, dieses Hobby zu haben. Ihr seid der Anfang, ein sehr drastischer, wie ich zugeben muss. Aber ihr habt es nicht anders verdient. Lieber ein toter Mensch als ein gefangener Vogel.«
»Damit kommst du nicht durch«, flüsterte Ibn Hakim. »Du hast ein Verbrechen begangen, das vielleicht nicht von dieser Polizei hier gesühnt wird, aber in meinem Land vergisst man nichts, und wir sind nicht die Einzigen, die losgeschickt wurden. Man wird den Tod meiner Freunde rächen, und man wird dich killen.«
»Ja.« Alina Erskine lachte. »Das weiß ich alles. Das ist mir sonnenklar. Man wird es versuchen. Es ist nur fraglich, ob man es auch schafft. Ich habe mich hierher zurückgezogen und mein Reich aufgebaut. Ich habe mich der Natur verschrieben und habe von ihr die nötige Unterstützung erhalten. Die Natur versteht mich und auch diejenigen, die sie leiten. Die immer schon ihre Zeichen gesetzt haben. Du kannst sagen, was du willst, du wirst immer verlieren.«
»Und was hast du mit mir vor? Warum hast du mich am Leben gelassen, verdammt noch mal?«
»Weil ich dir das alles sagen wollte. Von nun an habe ich
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