1524 - Schreckens-Zoo
gehören müssen, was nicht der Fall war, denn Carlotta und Maxine hatten schon die unheimlichsten und schrecklichsten Dinge erlebt.
Aber nicht sie allein. Es gab auch den Freund aus London, den Geisterjäger John Sinclair, der sich immer eingemischt hatte, und so hatten sie Seite an Seite gegen das Unheimliche und Böse gekämpft, das in diese Welt eingedrungen war.
Aber man konnte diese Aktionen mehr als Ausnahmen betrachten. Das sonstige Leben lief normal ab, und zudem war Maxine Wells eine gute Tierärztin, weit über die Grenzen der Stadt Dundee hinaus bekannt. Von ihrem Geheimnis aber wussten nur Wenige.
Carlotta flog.
Carlotta genoss dabei auch den Blick auf die unter ihr liegende Stadt und die Sicht nach Osten zum Meer hin.
Flugzeuge waren um diese Zeit nicht mehr unterwegs. Der Himmel war für sie frei. Es gab niemanden, der sie hätte beobachten können.
Dennoch war das Vogelmädchen vorsichtig. Maxine hatte es ihr eingeschärft. Carlotta ließ sich immer nur kurz treiben, dann konzentrierte sie sich wieder auf die Umgebung, und das war auch in diesem Fall sehr wichtig.
Sie hatte sich für eine große Höhe entschieden und nutzte die Aufwinde aus. So brauchte sie nicht zu oft ihre kräftigen Schwingen zu bewegen.
Als sie wieder mal auf dem Bauch lag und in die Tiefe schaute, sah sie unter sich die Bewegungen. Nicht am Boden, sondern auch in der Luft.
Ihr spähender Blick machte zwei Wesen aus, die sich wie sie über dem Erdboden bewegten. Es waren zwei Vögel. Sehr große Tiere, worüber sie sich schon wunderte, und noch mehr war sie irritiert, dass diese Vögel in der Dunkelheit ihre Kreise zogen.
Große Vögel hier über der Stadt?
Das war für sie ein Novum, denn die Tiere schliefen um diese Zeit normalerweise.
In den Bergen gab es die großen Tiere, die Herrscher der Lüfte. Aber in den Bergen und nicht hier. Sollten sich da zwei von ihnen verflogen haben?
Ein mulmiges Gefühl beschlich Carlotta, als sie sich langsam nach unten sinken ließ. Sie war jemand, der alles genau wissen wollte, und deshalb musste sie näher an die Vögel heran. Es konnte ja tatsächlich sein, dass sie sich verflogen hatten, doch daran wollte Carlotta nicht so recht glauben. Sie blieben zudem in einem bestimmten Umkreis und schienen sich ein Ziel ausgesucht zu haben.
In der Stadt?
Es gab keine andere Erklärung, und sie sank jetzt noch tiefer, um alles genau sehen zu können. Gab es dort ein Ziel? Wollten die Riesenvögel vielleicht etwas herausfinden?
Carlottas Neugierde wuchs. Um eine Antwort zu bekommen, musste sie noch tiefer und damit an die beiden Riesenvögel heran. Sie sank nur langsam, sie war auch vorsichtig und es war gut so, dass sie so gehandelt hatte.
Etwas störte die beiden Vögel. Sie flogen zwar weiter, aber sie änderten ihre Richtung. Plötzlich schien das, was unter ihnen lag, für sie nicht mehr interessant zu sein. Sie schnellten wie Pfeile hoch, als wollten sie tief in den Himmel stoßen.
Für Carlotta wurde alles anders!
Plötzlich sah sie die beiden auf sich zufliegen. Sie waren schnell, zu schnell im Moment für sie. Die Distanz zwischen ihnen verringerte sich abrupt, und das Vogelmädchen musste sich blitzschnell entscheiden, was es tun sollte.
Nein, sich nicht stellen. Auf keinen Fall. Es waren keine Freunde, das spürte sie. Es waren Feinde, die jetzt wie Pfeile auf sie zuschössen.
In ihr schrillte längst die Alarmsirene. Sie musste so schnell wie möglich weg. Auf einen Kampf durfte sie sich nicht einlassen. Sie wäre den beiden Riesenvögeln unterlegen gewesen, denn als Freunde konnte sie die mächtigen Tiere nicht einstufen.
Es ging wieder hoch!
Carlotta wusste, dass ihre einzige Chance jetzt ihre Schnelligkeit war.
Sie war oft genug geflogen. Sie hatte lange genug geübt, und sie wusste, wie man Tempo aufnahm.
Mit gewaltigen Flügelbewegungen versuchte sie, den Verfolgern zu entkommen.
Sie war schnell, aber auch die Riesenvögel reagierten. Sie kamen näher. Carlotta hörte die Schläge ihren Schwingen unter sich, und plötzlich waren sie auf gleicher Höhe.
Carlotta schrie auf. Sie wusste nicht, ob sie noch entkommen konnte. Sie drehte den Kopf nach links und rechts.
Dabei bekam sie jeweils das gleiche Bild zu sehen. Zwei Vogelköpfe mit kalten, fast schon gnadenlosen Augen und geöffneten langen Schnäbeln, die bereit waren, ihr das Fleisch aus dem Körper zu hacken.
Das waren keine normalen Tiere, das waren keine Vögel, wie sie sie kannte, das waren bösartige
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