1524 - Schreckens-Zoo
Pflaster und Verbandsmull. Genau das brauchte er jetzt, und danach würde er nach Hause fahren und überlegen, wie es weitergehen sollte.
Ein Riesenvogel, der eine Schlange fraß, das passte nicht in das normale Bild eines Zoos hinein. Zudem hatte er den Vogel keiner Gattung zuordnen können. Das war ein Tier gewesen, das es einfach nicht geben konnte, nicht auf dieser Welt.
Er stöhnte auf. Er wusste, dass es möglicherweise erst der Beginn gewesen war. Da konnten noch schlimmere Dinge folgen, aber er wusste nicht, was er dagegen unternehmen sollte. Dazu musste er sich erst einmal einem Menschen anvertrauen. Aber wem?
Till Mitchum liebte Tiere. Sonst hätte er nicht diesen Beruf ergriffen. Er wurde von seinen Vorgesetzten akzeptiert, hatte zum Direktor des Zoos ein gutes Verhältnis, aber wenn er ihm damit kam und von seinem nächtlichen Erlebnis berichtete, würde ihn der Mann auslachen.
Das wollte er nicht riskieren. Folglich musste er sich etwas anderes einfallen lassen.
Von seinem Rausch merkte er nichts mehr. Das fliegende Grauen hatte ihn nüchtern werden lassen, und so machte er sich auf den Weg, um mit dem Fahrrad zu seiner Wohnung zu fahren.
Es war eine nicht sehr weite Strecke, die zudem leicht bergab führte.
Aber er fuhr sie nicht so locker wie sonst. Immer wieder schaute er sich um, und natürlich richtete er seinen Blick auch öfter als normal zum Himmel.
War das nur ein Anfang gewesen oder ging es noch weiter?
Leider befürchtete er das, und das bereitete ihm Magendrücken…
***
Die Tierärztin Dr. Maxine Wells hatte das Fenster zu ihrem Schlafraum nicht geschlossen, um die kühle Luft ins Zimmer fließen zu lassen. Nur so konnte sie einen tiefen Schlaf finden.
Normalerweise hatte sie damit keine Probleme. In dieser Nacht schon, denn sie war eine von denen, in denen sie sich Sorgen machte. Das passierte immer dann, wenn Carlotta, ihr Schützling, unterwegs war.
Maxine würde erst aufatmen, wenn sie wieder im Haus war und alles gut überstanden hatte.
Ab und zu schlief die Tierärztin ein, schreckte aber immer wieder hoch und wunderte sich dann, dass Carlotta noch nicht zurück war. Sie hatten vereinbart, dass sich Carlotta bei jeder Rückkehr meldete, und daran hielt sie sich sonst auch.
Zwischendurch stand Maxine auf und holte aus dem Kühlschrank in der Küche eine Flasche Mineralwasser. Sie spülte ihren trockenen Mund aus, trank in kleinen Schlucken, ließ das schwache Licht einer Nachttischleuchte brennen und schaute immer öfter auf die Uhr.
Wann kam sie?
Es war weit nach Mitternacht, als Maxine das Geräusch einer sich öffnenden Tür hörte. Wenig später vernahm sie die leisen Schritte, und ein Lächeln huschte über ihre Lippen. Sie wusste, dass sie sich keine Sorgen mehr zu machen brauchte.
Die Tür zu ihrem Schlafzimmer hatte sie nicht geschlossen, und so musste sie nicht laut nach Carlotta rufen, die den Flur entlangging.
»War es schön?«
Nach dieser schlichten Frage öffnete das Vogelmädchen die Schlafzimmertür so weit, dass es eintreten konnte. Auf der Schwelle blieb Carlotta stehen und lehnte sich gegen einen Türpfosten.
»Ja, ich habe es genossen.«
»Das freut mich für dich.«
»Danke, Max.«
Die Tierärztin runzelte die Stirn. Die Stimme ihrer Ziehtochter hatte sich seltsam angehört. Etwas war offenbar nicht so wie sonst nach diesen Ausflügen.
»Hast du Probleme? Ist etwas passiert?«
Carlotta nickte.
»Komm, erzähl mir davon«, sagte Maxine. »Ich sehe dir doch an, dass dich etwas beschäftigt.«
»Das tut es auch, Max.«
»Bitte, Kind, setz dich zu mir.«
»Gern.«
Wenig später saß Carlotta auf dem Bettrand. Aber sie schaute nicht die Tierärztin an. Dir Blick war auf ihre Knie gerichtet, und mit leiser Stimme sprach sie die ersten Worte.
»Ich glaube, dass es Probleme gibt.«
»Und welcher Art? Hat man dich entdeckt? Bist du zu unvorsichtig gewesen?«
»Nein, aber zwei Riesenvögel wollten mich angreifen. Ich habe noch Glück gehabt, dass sie mich nicht einholen konnten.«
»Wie bitte?«
»Ja, sie wollten mich offenbar töten.«
Maxine Wells schloss für einen Moment die Augen. »Sind es Adler gewesen oder Geier…«
»Nein, nein, nichts dergleichen. Es waren, so glaube ich, übergroße Raben oder Krähen. Vögel mit blauschwarzem Gefieder. Man kann sie schon als kleine Monster ansehen. Und die haben mich gejagt.«
Maxine Wells schwieg. Sie atmete einige Male tief durch. Zwar hatte sie niemals mit so etwas gerechnet, doch ihre
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