1538 - Teufelspilger
weiß ich.«
»Aber ich bin derjenige, der dir den Weg zeigt. Ich und kein anderer.«
»Nein!«
»Ach. Und was hast du vor?«
»Ich bin gekommen, um dich mitzunehmen. Ich möchte dich zu einem Pilger machen. Du wirst mich auf meinem Weg begleiten, und wir werden eine Gemeinschaft bilden.«
»Wobei sich mein Gesicht dann ebenfalls auf den Rücken dreht?«
»Es wird so kommen, denn ich werde dafür sorgen, dass du einen Blick in die Hölle werfen kannst.«
Matt Lintock begriff die Welt nicht mehr. Er begriff sich auch nicht selbst.
Er hatte bisher mit beiden Beinen fest im Leben gestanden. Nun war ihm dieser Untergrund unter den Füßen weggezogen worden, und er fühlte sich wie in einem Schwebezustand.
Normalerweise hätte er längst reagiert, aber eine derartige Situation war ihm noch nie widerfahren. Er schaute auf einen Mann, dessen Gesicht sich auf seinem Hinterkopf befand. Das war unfassbar, aber auch eine Tatsache.
Und sollte er das alles glauben, was ihm sein Pokerkumpel gesagt hatte?
Lintock schüttelte den Kopf, bevor er etwas sagte.
»Percy, ich habe dich immer für einen Kumpel gehalten, aber damit ist es jetzt vorbei. Ich weiß nicht, wer du bist. Du hast dich verändert. Du bist kein normaler Mensch mehr, und ich werde dich aus dem Verkehr ziehen müssen. Hast du das verstanden?«
»Das habe ich«, erwiderte Piper mit ruhiger Stimme.
»Super, das ist schon mal ein Anfang. Und deshalb werden wir beide auch dieses Büro verlassen und zur Polizei gehen. Ich habe schon mal einen Menschen dorthin gebracht. Leider weiß ich nicht, was weiterhin mit ihm passiert ist, nur denke ich, dass du dort besser aufgehoben bist. Vielleicht kann man dir dort helfen.«
»Man hat mir bereits geholfen. Man hat mich in das Kloster gebracht und mir den Blick in die Hölle erlaubt. Ich bin ein Pilger geworden und…«
»Wer hat dich ins Kloster gebracht?«, unterbrach Lintock ihn.
»Die weisen Frauen. Adrians Freundinnen. Sie erledigen alles für ihn. Du wirst sie erleben, und jetzt denke ich, dass wir uns auf den Weg machen sollten.«
»Nein!«
Es war eine klare Antwort, und Percy Piper musste sie begreifen. Lintock wartete darauf, dass er reagierte. Tief in seinem Innern war er überzeugt, dass Piper nicht freiwillig mit ihm kommen würde.
»Noch mal, Matt, mein Weg ist vorgeschrieben. Ich bin ein Pilger, und ich werde dich mitnehmen.«
Lintock blieb sehr ruhig. Er zog in aller Ruhe die obere rechte Lade an seinem Schreibtisch auf. Dort lag ein Colt, seine Privatwaffe, die er schon seit Jahren besaß.
Plötzlich schaute Percy Piper in die Mündung.
Er lächelte. »He, was ist das denn?«
»Das weißt du genau!«
»Ja, ich sehe es. Willst du mich von meinem Pilgerweg abhalten, Matt?«
»Das hatte ich vor.«
»Das schaffst du nicht. Das ist nicht möglich. Vergiss nicht, dass ich einen Blick in die Hölle geworfen habe.«
Lintock lachte kalt. »Das weiß ich. Ich brauche dich nur anzuschauen, dann ist alles klar.«
»Du hast es nicht begriffen.«
»Doch, das habe ich. Ich weiß alles, und ich ziehe daraus meine Konsequenzen. Ich bestimme, wohin die Pilgerreise geht. Und das ist bestimmt kein Kloster.«
Percy Piper sagte kein Wort mehr. Er schaute nur zu, wie sich Matt Lintock hinter seinem Schreibtisch erhob. Er ließ sich Zeit dabei. Sein Blick war dabei auf Piper gerichtet, der nichts tat und bewegungslos vor dem Schreibtisch stand und darauf zu warten schien, dass etwas passierte.
Mit angeschlagenem Revolver ging Lintock seitlich an seinem Schreibtisch vorbei, um in die Nähe seines Pokerkumpels zu gelangen.
Die Mündung wich nicht um einen Millimeter vom Ziel ab.
»Und jetzt?«, fragte Piper.
»Werden wir verschwinden.«
»Nicht dorthin, wo du es willst.«
Lintock knurrte. Er war wütend geworden. Bei der letzten Antwort hatte er den Eindruck gehabt, als wären die Worte direkt aus Percys Hinterkopf gekommen. Er wusste auch, dass Percy nicht freiwillig mit ihm gehen würde, und er musste deshalb zu anderen Maßnahmen greifen. Er wollte sie auch nicht groß und breit erklären, sondern einfach nur zuschlagen und dann einen Bewusstlosen aus dem Haus schleppen.
Piper schien seine Gedanken erraten zu haben, denn er warnte ihn.
»Rühr mich nicht an! Denke daran, dass ich in die Hölle geschaut habe. Mehr will ich dazu nicht sagen.«
»Sorry, Percy, es muss sein.« Lintock hob die Waffe an und drehte sie so, dass er exakt zuschlagen konnte.
Der Lauf des Revolvers raste nach unten, und dann
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