1538 - Teufelspilger
Der Mann, dessen Vater aus Irland stammte, hatte die grauen Haare erblonden lassen, weil er nicht wollte, dass man ihm seine fünfzig Jahre ansah.
Jung, agil und sportlich sein, das zählte. Immer auf Optimismus machen, nur so gelang es ihm, Aufträge an Land zu ziehen, und er hatte es tatsächlich geschafft. Er und seine Mitarbeiter waren ausgebucht. Seit es die Terroranschläge gab, hatte sein Service Hochkonjunktur, und nichts deutete darauf hin, dass es sich abschwächte.
Er hätte viel mehr Leute einstellen können, aber es war nicht einfach, gute Männer und auch Frauen zu finden, die diesem beruflichen Stress gewachsen waren, wobei das Privatleben immer in den Hintergrund gestellt werden musste.
Im Ortsteil Belgravia hatte Matt Lintock die unteren Räume einer alten Villa gemietet. Dort befand sich die Zentrale. Da wurden Aufträge angenommen und Besprechungen durchgeführt. So war es auch an diesem Morgen gewesen. Die Hälfte seiner Mitarbeiter hatte er in die verschiedenen Jobs geschickt, und da sich seine Sekretärin eine Grippe eingefangen hatte, hielt er die Stellung.
Es war ihm nicht mal unangenehm. So konnte er besser nachdenken.
Dass die Pokerrunde geplatzt war, okay, das nahm er hin. Auf welche Weise sie allerdings nicht zustande gekommen war, darüber konnte er nur den Kopf schütteln. Gleichzeitig sah er sich gezwungen, sich darüber Gedanken zu machen, was nicht einfach war.
Sollte er Percy Piper suchen? War er wirklich entführt worden? Oder war er geflohen?
Lintock wusste die Antwort nicht, aber er dachte daran, dass es einen Mann gegeben hatte, dessen Gesicht sich auf seinem Rücken befunden hatte. Da war eigentlich unmöglich, aber Lintock wusste sehr genau, dass es tatsächlich so gewesen war. Dieser Mensch hatte keine Karnevalsmaske getragen. Da war alles echt gewesen.
Er hatte die Gestalt zur Polizei geschafft, aber inzwischen wunderte er sich darüber, dass man sich nicht wieder bei ihm gemeldet hatte, um ihm Fragen zu stellen.
Er grübelte auch über die Gründe nach und kam zu dem Schluss, dass auch die Polizisten geschockt waren und keine Erklärung für dieses Phänomen fanden.
Lintock hatte hin und her überlegt, ob er sich nicht selbst auf die Suche machen sollte. Schließlich war das ein Ereignis gewesen, das man nicht einfach vergessen konnte. Da musste nachgeforscht werden, und das hatte er sich auf die Fahne geschrieben.
Im Moment dachte er darüber nach, wie er am besten vorgehen sollte.
Den Kaffee hatte er sich selbst gekocht und musste zugeben, dass er nicht schlechter schmeckte als sonst. Er saß hinter dem Schreibtisch und schaute auf die Monitoren, die zu zwei verschiedenen Computern gehörten. Auf einem dritten Bildschirm würden sich Bilder zeigen, wenn Lintock die Außenkameras einschaltete, die das Gelände überwachten.
Noch brauchte er das nicht, aber wer wusste schon, was der Tag noch brachte. Ein dringender Termin lag nicht an. Allerdings wollte er sich auf einen Kongress vorbereiten, der in der nächsten Woche in Paris stattfinden sollte. Dort trafen sich die Leute, die mit der Überwachung zu tun hatten, um ihre Erfahrungen auszutauschen. Lintock wollte unbedingt hin, denn es gab immer wieder Neuigkeiten.
Momentan hatte er den Kopf voll mit anderen Problemen. Er konnte sich nicht vorstellen, wo Percy Piper geblieben war. Wenn er davon ausging, dass sein Pokerfreund durchgedreht war, dann musste er sich verkrochen haben.
Aber Percy war einfach nicht der Typ, der so etwas tat. Für eine Weile schon, aber nicht für länger. Da Lintock nichts mehr von ihm gehört hatte, musste er davon ausgehen, dass sich Percy in der Gewalt der anderen Seite befand.
Wer steckte dahinter?
Lintock hatte nicht mal eine Idee, aber in ihm steckte ein gewaltiger Ehrgeiz. Er nahm es als eine persönliche Herausforderung an, Percy zu finden, und er hatte sich bereits einen Plan zurechtgelegt. Es war möglich, dass sich Percy bei seiner Freundin versteckte. Persönlich kannte Lintock sie nicht. Er wusste nur den Namen. Er hatte auch keine Ahnung, was sie beruflich tat.
Als sich das Telefon auf seinem Schreibtisch meldete, zuckte er zusammen.
Eigentlich erwartete er keinen Anruf auf der privaten Leitung.
Jetzt wunderte er sich darüber, dass sein Herz schneller schlug, was bei ihm selten vorkam.
Er hob ab.
»Ah, du bist im Büro.«
»Percy!«
Ein Lachen erklang. »Ja, ich bin es.«
»Mann, das ist ein Hammer. Da fällt mir der berühmte Felsblock vom
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