1538 - Teufelspilger
das es schon zu Beginn der Zeiten gegeben hatte, als die Erde noch wüst und leer gewesen war.
Schon da hatten die Dämonen und falschen Engel verloren, und dieser Kampf wiederholte sich im Kleinen immer wieder.
Percy Piper starb!
Aber er starb nicht im Stehen. Der Körper verlor seine Kraft, und wir schauten zu, wie er zusammensackte. Was seine Gestalt gewesen war, verwandelte sich in helle Asche, die wie feiner Staub zu Boden sank und dort liegen blieb.
Es blieben keine Knochen mehr zurück. Keine Haare, keine Kleidung, ein fach nichts. Das Licht hatte radikal aufgeräumt, aber es gab trotzdem etwas, um das ich mich kümmern musste.
Innerhalb des weißen Aschehaufens lag etwas, das noch heller war und sich nicht erwärmt hatte, als ich es in meiner Hand spürte. Natürlich war es mein Kreuz, das ich jetzt in meiner Tasche verschwinden ließ und mich von nun an auf die drei Dienerinnen des Propheten konzentrierte, die kaum begreifen konnten, was da passiert war.
Ihre Blicke wechselten zwischen der hellen Asche und mir hin und her.
Sie sahen auch, dass der Wind über den Rest blies und Teile davon mitnahm.
»Ist die Hölle tatsächlich so stark?«, fragte ich mit leiser Stimme. »Oder habt ihr jetzt die Wahrheit gesehen? Sie wird nicht gewinnen. Sie kann es nicht. Sie kann wohl Zeichen setzen, aber keinen endgültigen Sieg davontragen.«
Ich erhielt keine Antwort. Wenn ich ehrlich war, hatte ich damit auch nicht gerechnet. Zu groß war die Enttäuschung der drei Frauen, die sie erst verdauen mussten.
Suko stellte eine Frage, die auch mir auf dem Herzen lag.
»War er der Einzige?«
Sandra antwortete mit einem Anheben der Schultern.
»Wir wollen die Wahrheit wissen. Wir suchen einen Mann, der Matt Lintock heißt. Ihr seid bei seinem Haus gewesen. Ihr habt einen Auftrag erhalten, und wir glauben, dass ihr ihn entführt habt.«
»Das stimmt«, sagte wieder Sandra. »Wir mussten es tun. Man hat es uns befohlen.«
»Der Prophet?«
»Adrian wollte auch ihn zu einem Diener der Hölle machen.«
»Hat er es geschafft?«
»Das wissen wir nicht.«
»Warum nicht?«
»Er ist nicht mehr hier.«
»Schön, das kaufe ich euch sogar ab. Wenn er nicht mehr hier ist, wo ist er dann? Doch nicht in der Hölle?«
Wir erhielten eine Antwort, die uns beide überraschte, denn Sandra flüsterte: »Vielleicht doch. Ja, vielleicht hat er schon den Blick hineinwerfen können.«
»Von hier aus?«
»Ja. Was uns noch verwehrt ist, das darf er wohl tun.«
»Wo müssen wir hin?«
Bis zu diesem Zeitpunkt waren die Antworten recht spontan erfolgt. Das blieb nicht so, denn Sandra senkte den Kopf. Sie wollte nicht mehr reden, aber ihre beiden Freundinnen dachten da anders. Zwar blieben auch sie stumm, dafür drehten sie ihre Gesichter zur Mauer hin.
Dort befand sich die Nische mit der breiten Tür.
»Ist er dort?«, fragte ich.
»Ja!«
Sandra hob den Kopf. Sie war wütend und zischte: »Warum hast du uns verraten?«
»Es ist kein Verrat gewesen«, sagte ich. »Wir hätten es auch so herausgefunden.« Dann stellte ich eine wichtige Frage: »Wer die Hölle sehen will, muss also durch diese Tür?«
»Ja.«
»Dann frage ich mich, worauf wir noch warten«, meinte Suko und hatte genau in meinem Sinn gesprochen…
***
Adrian war bereit, in die Hölle zu gehen, nicht aber sein Begleiter, denn Matt Lintock ging keinen Schritt mehr weiter. Ihm war plötzlich klar geworden, was es bedeutete, wenn er in diesen Ausschnitt hineingegangen wäre.
Eine Hölle, die konnte verschlingen, die war in der Lage, einen Menschen für alle Zeiten zu zeichnen. In Sekundenschnelle huschten die schrecklichen Bilder durch seinen Kopf, die er als Kind erlebt hatte. Da war die Hölle immer ein grauenvoller Ort gewesen, in dem das ewige Feuer loderte.
Es gab keine Chance für ihn. Er musste bleiben. Eine Möglichkeit zur Flucht hatte man ihm nicht gelassen. Er wusste, dass Adrian ihm über war. Zudem waren seine Hände noch immer auf dem Rücken gefesselt, und das würde sich auch auf dem Weg in die Hölle nicht ändern.
Adrian stand hinter Matt. Dass er die langen, sehr beweglichen Finger auf die Schulter seines Opfers gelegt hatte, spürte Matt kaum, bis sich die Finger zuckend bewegten und er zugleich den leichten Druck spürte, der ihn nach vorn trieb.
Er musste gehen und stolperte den ersten Schritt auf den Eingang zu.
Aber war das, was er zu sehen bekam, tatsächlich die Hölle? Die Vorstellungen aus seiner Jugend oder Kindheit trafen nicht zu.
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