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1550 - Die Frau aus der Knochengrube

1550 - Die Frau aus der Knochengrube

Titel: 1550 - Die Frau aus der Knochengrube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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die bei mir für eine permanente Gänsehaut sorgten und mir den Schweiß auf die Stirn trieben.
    Die jungen Leute waren nahezu begeistert davon, in den Tod gehen zu können, und leider hatten es schon sechs von ihnen getan.
    Eine E-Mail erregte unser besonderes Interesse.
    Ich habe den Weg gefunden.
    »Aha«, murmelte Suko.
    Beide waren wir auf Antworten und weitere Fragen gespannt, aber das war nicht so einfach. Bis wir erneut eine Botschaft lasen, die uns etwas weiter brachte.
    Sie ist unterwegs.
    »Wer ist sie?«, fragte ich.
    Suko hob die Schultern. »Keine Ahnung. Vielleicht finden wir es noch heraus.«
    Das hoffte ich stark. Ich rief jetzt das Forum auf, in dem Rudy Farina mit seinen Gesinnungsgenossen gechattet hatte.
    Ja, hier fanden wir die Antwort auf meine Frage. Wir lasen sie auf dem Monitor.
    SCHATTENFRAU!
    ***
    Es war der Moment, an dem ich meine Finger von der Tastatur wegnahm und den Atem scharf ausstieß.
    Neben mir gab Suko einen brummenden Laut von sich. Ich ging davon aus, dass wir uns mit den gleichen Gedanken beschäftigten, und Suko sprach ihn als Frage aus.
    »Wen haben wir am letzten Abend gesehen?«
    »Eine Erscheinung. Eine Geisterfrau…«
    »Richtig. Man könnte sie auch als Schattenfrau bezeichnen. Oder liege ich da falsch?«
    »Ich denke nicht.«
    Beide schauten wir uns die leicht zittrigen Buchstaben an. Auf dem Monitor tat sich nichts, was mir nicht passte, deshalb klickte ich weiter und hörte plötzlich Musik.
    Das war kein Rock, das hatte auch nichts mit Heavy Metal zu tun, das war etwas völlig anderes. Eine Musik, die in die Seele eines Menschen drang. Sehr warm, sehr träumerisch und zugleich lockend. Mich machte sie nicht an und Suko bestimmt auch nicht, aber sie konnte sicher Menschen beeinflussen, die sehr sensibel waren und auf etwas Bestimmtes abfuhren.
    Wir mussten damit rechnen, dass die Musik länger andauerte. Das war glücklicherweise nicht der Fall, denn sie wurde immer leiser und schwang dann aus.
    Zugleich lösten sich die Buchstaben auf dem Schirm auf, und aus dem Hintergrund - so sah es jedenfalls aus - erschien ein Schemen. Ein Wesen oder was auch immer.
    »Ich glaube, dass der Kontakt da ist«, flüsterte Suko.
    Damit hatte er mir aus der Seele gesprochen. Noch befand sich der Kontakt im Werden. Was sich da im Hintergrund abzeichnete, war mehr ein nebliges Gebilde. Es hielt sich in der Mitte des Monitors. Dort bewegte es sich schwankend hin und her, auch mal nach vorn und wieder zurück.
    Mir schoss der Begriff Schattenfrau durch den Kopf. Aber ich sprach ihn nicht aus.
    Das Gebilde kam näher.
    Jetzt sahen wir, dass es sich nicht um eine amorphe Gestalt handelte.
    Die Umrisse waren genau zu erkennen, und es war deutlich zu sehen, dass es sich um eine menschliche Gestalt handelte.
    Es gab trotzdem einen Unterschied zu einem normalen Menschen. Was wir sahen, war nicht kompakt, aber das hatte in diesem Fall nichts zu bedeuten. Ob feinstofflich oder geisterhaft - die Gestalt war trotzdem genau zu erkennen, und wir bekamen große Augen.
    Es war die Frau aus der Knochengrube, die hier über den Bildschirm schwebte!
    »Also doch«, murmelte ich.
    »Lag eigentlich auf der Hand.«
    »Trotzdem haben wir Glück gehabt.«
    Suko hob die Schultern.
    Wir beobachteten kommentarlos, was sich auf dem Monitor abspielte. In der Stille fiel uns auf, dass im Hintergrund eine leise Musik zu hören war.
    Psychedelische Klänge, die man sich als Musik ins Jenseits gut vorstellen konnte.
    Wir überhörten sie, denn wir konzentrierten uns ganz und gar auf die Schattenfrau. Nichts anderes war jetzt mehr auf dem Bildschirm zu sehen. Es gab nur noch sie, und wir sahen, dass sie der Frau aus der Knochengrube in allem glich.
    Wie sie auf den Bildschirm gekommen war, das stellte für mich ein Rätsel dar. Jemand musste sie in dieses Forum gestellt haben. Er hatte sie genau nachgebildet und sie sogar mit einer weichen und wohl tönenden Frauenstimme unterlegt.
    »Ich spüre eure Sehnsucht nach den letzten Dingen. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie wunderbar es sein kann. Nein, der Ausdruck stimmt nicht ganz. Es gibt keine Worte, um das zu beschreiben, was euch nach dem Ableben erwartet. Es ist einfach nur wunderbar. Das ewige Glück, die ewige Ruhe. Ihr solltet sie erleben. Ihr habt es verdient.« Sie winkte jetzt mit der rechten Hand. »Deshalb kommt zu mir. Kommt alle her, denn hier erlebt ihr das endlose Glück. Ihr müsst euch nur das Werkzeug besorgen, einen Strick mit einer Schlinge.

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