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1550 - Die Frau aus der Knochengrube

1550 - Die Frau aus der Knochengrube

Titel: 1550 - Die Frau aus der Knochengrube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Danach ist alles so einfach. Und ich werde in eurer Nähe sein, um euch auf den richtigen Weg zu führen. Ich werde eure Seele begleiten und euch in das ewige Glück führen. Nur die Schlinge, es ist so einfach…«
    Die Stimme verklang, aber das Bild blieb und auch die leise Hintergrundmusik.
    Suko und ich schauten uns an. Das Gesicht meines Freundes war sehr ernst, als er leise sagte: »Das war die unverhüllte Aufforderung zum Selbstmord. Da können viele Menschen schwach werden, wenn sie dafür empfänglich sind.«
    »Ja. Wir haben ja schon sechs Tote.«
    »Und es werden weitere folgen. Auf meiner Liste stehen noch einige Namen.«
    Ich nickte und konzentrierte mich wieder auf den Bildschirm.
    Die Erscheinung war dort noch immer zu sehen, jedoch nicht mehr lange. Aus dem Hintergrund näherte sich ein Licht, das die Gestalt erfasste, sie einhüllte, dabei immer strahlender wurde und schließlich dafür sorgte, dass sich die Person vor unseren Augen auflöste und auch nicht mehr zurückkehrte.
    Wir blieben still, schauten auf den Schirm.
    Es tat sich nichts mehr. Der Monitor war plötzlich dunkel geworden, was auch so blieb.
    Mit dem Stuhl rollte ich zurück und stand auf.
    »Ich denke, dass einiges an Arbeit vor uns liegt«, sagte ich zu Suko, der mir nicht widersprach…
    ***
    Michele Farina hatte das Zimmer nicht verlassen. Aber er hatte uns auch nicht im Weg gestanden. Wie verstört saß er auf der Bettkante und wusste nicht, wohin er schauen sollte. Manchmal wischte er über sein Gesicht, dann hob er wieder die Schultern.
    Ich sprach ihn an und musste meine Frage wiederholen, bevor er mich überhaupt wahrnahm.
    »Haben Sie mitbekommen, was wir aus dem Laptop holten?«
    »Nein, nicht alles.«
    »Aber Sie sahen die Frau?«
    Er hob die Schultern. »Nicht wirklich, Mr Sinclair. Ich habe sie allerdings gehört.«
    »Und?«
    »Ich musste mir die Ohren zuhalten. Ich habe nicht begriffen, was sie mit ihren Worten meinte.«
    »Es ist eine Botschaft gewesen.«
    »Kann sein.«
    »Eine Botschaft für Ihren Sohn und andere. Rudy hat sie umgesetzt.«
    Der Mann schloss die Augen. Seine Lippen zuckten beim Sprechen.
    »Ich will nichts mehr davon hören.« Er schlug sich auf die Knie. »Ich weiß, dass einiges anders hätte laufen müssen, aber das war für meine Frau und mich unmöglich. Wir haben gearbeitet. Wir mussten hart arbeiten, um uns den kleinen Luxus dieses Hauses hier leisten zu können. Bitte, das müssen Sie verstehen.«
    »Es war kein Vorwurf, Mr Farina.«
    »Ja, danke.«
    »Aber wir können den Fall auch nicht auf sich beruhen lassen. Ihr Sohn ist nicht der einzige junge Mensch gewesen, der sich das Leben genommen hat. Er war der Letzte in der bisherigen Reihe. Aber es gibt noch andere junge Menschen, die in diesem bestimmten Forum gechattet haben. Und wir wollen nicht, dass ihnen das Gleiche widerfährt wie Rudy. Haben Sie das verstanden?«
    »Ja, das habe ich.«
    »Würden Sie uns dann helfen?«
    Farina lachte auf. »Das kann ich gar nicht. Tut mir leid, da ist nichts zu machen.«
    Ich blieb stur. »Überlegen Sie es sich. Versuchen Sie es wenigstens.«
    Michele Farina legte sein Gesicht in die Hände.
    »Was soll ich denn tun?«, presste er hervor. »Ich bin ein Versager. Ich habe meinen Sohn nicht retten können.«
    Ich versuchte ihn aufzurichten.
    »Sie haben nicht versagt, Mr Farina. Es ist eine Verkettung unglückseliger Umstände gewesen. Das müssen Sie mir glauben.«
    »Hören Sie auf damit!«
    Ich dachte nicht daran.
    »Wollen Sie indirekt schuld daran sein, dass sich noch mehr junge Menschen umbringen? Wollen Sie das, Mr Farina? Sagen Sie es mir ins Gesicht!«
    Er hob den Kopf und schaute mich gequält an.
    »Was soll ich denn tun? Ich bin hilflos. Ich bin ein Versager! Und jetzt kommen Sie und erzählen mir, dass ich…«
    »Sie sind kein Versager!«
    Er winkte ab und schüttelte sich, als hätte man Wasser über ihn gegossen.
    Ich ließ mir von Suko den Zettel geben, auf dem er einige Namen notiert hatte.
    Ich zählte kurz nach und kam auf zehn. Sechs davon konnte ich streichen. Es blieben noch vier, und diese jungen Menschen hatten alle den Kontakt mit der Schattenfrau gesucht. Ihre Leben befanden sich in allerhöchster Gefahr.
    »Bitte, Mr Farina, reißen Sie sich zusammen. Wenigstens für den Moment. Tun Sie uns den Gefallen.«
    »Was soll das?«
    Ich drückte ihm den Zettel in die Hand.
    »Es sind hier Namen notiert. Der Ihres Sohnes ist auch dabei. Konzentrieren Sie sich auf die letzten vier.

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