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1550 - Die Frau aus der Knochengrube

1550 - Die Frau aus der Knochengrube

Titel: 1550 - Die Frau aus der Knochengrube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Sagen sie Ihnen etwas?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Schauen Sie bitte hin!«
    Er schwieg. Dann räusperte er sich und hob den Zettel trotzdem an. Sein Blick war durch das Weinen verschwommen, und er musste sich stark konzentrieren.
    Nach einer Weile schüttelte er den Kopf.
    »Nein, da haben Sie Pech gehabt.«
    Ich hakte nach. »Sie kennen keinen der Namen?«
    »Nun ja, nicht ganz. Den letzten hab ich mal von Rudy gehört. Er hat ihn bei einem Telefonat erwähnt.«
    »Vanessa Brown?«
    »Ja.«
    »Das ist doch schon mal etwas. Was wissen Sie über dieses Mädchen?«
    »So gut wie nichts.«
    »Das Wenige würde vielleicht reichen.«
    Michele Farina stand auf und ging zum Fenster. Er schaute hinaus in die trübe Umgebung und sagte dann leise: »Ja, mein Sohn hat über das Internet Kontakt zu ihr gesucht und auch gefunden. Die anderen Namen kenne ich nicht. Die anderen leben auch nicht unbedingt in unserer Nähe.«
    »Aber im näheren Umkreis«, sagte Suko. »Alle lebten in West Sussex.«
    »Ja, kann sein.«
    »Und diese Vanessa Brown?«
    »Ja, in der Nähe von Selham.«
    »Kennen Sie Vanessa persönlich?«
    »Nein, Inspektor. Das wollte ich auch nicht. Mein Sohn hat sie mal besucht. Sie lebt wohl allein.«
    »Wo genau?«
    »Iping, glaube ich. Da müssen Sie an Midhurst vorbei. Sie hat was mit Pferden zu tun, soweit ich mich erinnern kann.«
    »Geht es um einen Reitstall?«
    »Keine Ahnung.«
    Suko und ich schauten uns an. Wir wussten beide, dass wir nicht mehr aus ihm herausbekommen würden. Er machte uns zudem den Abschied leicht, als er sagte: »Lassen Sie mich jetzt bitte allein, das brauche ich.«
    »Ist schon gut, Mr Farina. Und danke für Ihre Hilfe.«
    Er winkte ab.
    Suko und ich wandten uns zur Tür. Wir hatten ein neues Ziel und hofften, dort weiterzukommen…
    ***
    Das schrille Wiehern der Pferde hörte Vanessa Brown wie aus weiter Ferne. Es kümmerte sie im Moment auch nicht. Es zählte allein der Bildschirm, vor dem sie saß.
    Das einzige Fenster in ihrem Zimmer über dem Stall hatte sie von innen verhängt. Sie wollte das Gefühl haben, nur für sich allein zu sein.
    Allein und doch nicht allein.
    Denn es gab noch den Chat. Es gab die Botschaften, es gab diejenigen, die schon vorausgegangen waren, und es gab die Schattenfrau, die ihnen das Tor zum Jenseits öffnete.
    Das war für sie immer wichtiger geworden, denn sie stand dicht davor, es ebenfalls zu tun. Dabei dachte sie an Rudy Farina. Mit ihm hatte sie einen intensiven Kontakt gehabt. Und er war schon vorgegangen. Jetzt wartete er an einem anderen Ort darauf, dass sie ihm folgte.
    Und das wollte sie.
    Das Leben hier interessierte sie nicht mehr. Der Job auf dem Reiterhof, der ihr mal so viel bedeutet hatte, was war er noch wert? Nichts, keinen Penny.
    Etwas anderes lockte. Etwas, bei dem es keine Sorgen gab. Keine Menschen, die ihr Böses wollten. Dabei hatte sie sich mit ihren achtzehn Jahren einen Jugendtraum erfüllt. Man hatte ihr den Job gegeben. Sie konnte sich mit ihren Lieblingen, den Pferden, beschäftigen. Es war alles so glatt gelaufen, bis dann der große Hammer gekommen war. Zwei ihrer Lieblingspferde waren gestorben, und noch am selben Tag hatte sie vom Tod einer Freundin erfahren.
    Da war Vanessa in ein tiefes Loch gefallen, aus dem sie allein nicht mehr heraus fand. Sie brauchte Hilfe, sie hatte sich im Internet umgesehen und den entsprechenden Chatroom gefunden.
    Dort hatte sie Trost gefunden. Dort hatte man ihr eine Lösung ihrer Probleme aufgezeigt und ihr klargemacht, dass es einen Weg gab, um in die Glückseligkeit einzutauchen - der Tod.
    Das Jenseits, die neue Welt, wo alles anders war. Wo es den Tod nicht mehr gab, weil er bereits überwunden worden war. Genau das war es, was sie gesucht hatte.
    Sie lernte die Schattenfrau kennen. Eine traurige, aber trotzdem irgendwie glückliche Gestalt, die sie lockte, die ihr aufzeigte, dass es in der neuen Welt nur Freude gab.
    Es war nur ein Schritt.
    Lange hatte sie gezögert. Sie hatte sich mit Gleichgesinnten im Internet ausgetauscht und hatte auch erlebt, dass sie immer weniger wurden.
    Sechs waren schon gegangen. Es ließ sich leicht ausrechnen, wann auch der Letzte nicht mehr da war.
    Vanessa wollte und würde die Siebte sein.
    Zum Glück war der Reiterhof nicht belegt. Keine Feriengäste, denn der Januar war nicht die beste Zeit. Die Besucher, die jetzt kamen, stammten allesamt aus der Umgebung. Sie hatten ihre Pferde hier untergestellt, um die sich unter anderem Vanessa

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