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1550 - Die Frau aus der Knochengrube

1550 - Die Frau aus der Knochengrube

Titel: 1550 - Die Frau aus der Knochengrube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dass du uns voll und ganz vertrauen kannst.«
    »Danke«, krächzte sie.
    »Also…?«
    Vanessa hustete. Danach wollte sie ein paar Worte sagen, aber wieder war es nur ein Krächzen, das aus ihrer Kehle drang.
    Sie schaute nur Suko an. Meine Anwesenheit war ihr wohl leicht suspekt.
    »Ich habe das tun müssen, was sie von mir verlangte«, flüsterte sie mit einer Stimme, die man als solche nicht bezeichnen konnte. Es war mehr ein Geröchel.
    »War sie da?«
    Vanessa nickte.
    »Die Schattenfrau?«
    »Ja. Sie ist überall.« Wieder war die Antwort kaum zu verstehen gewesen.
    »Warum will sie euren Tod?«
    Die junge Frau zuckte nach dieser Frage zusammen. Dann runzelte sie die Stirn und fragte: »Tod…?«
    »Ja.«
    »Aber das ist nicht richtig.«
    »Ach, und warum nicht?«
    »Es ist nicht unser Tod.«
    »Was ist es dann?«
    Vanessa veränderte ihren Blick. Und sie konnte plötzlich lächeln.
    »Es ist das neue Leben, das auf uns wartet. Dort führt sie uns hin. Es muss wunderbar sein.«
    Suko sah mich an. Auch ich hatte die Veränderung in den Augen der jungen Frau bemerkt und sagte: »Und um dieses neue Leben beginnen zu können, musstet ihr das alte beenden?«
    Sie nickte und hustete dabei. In Ordnung war ihre Stimme längst noch nicht.
    »Ich wollte nicht mehr.«
    »Nur du?«
    »Nein, wir waren eine Gruppe.«
    »Zu der auch Rudy Farina gehörte oder?«
    »Sicher. Er ist den Weg bereits gegangen. Er hat auch von mir Abschied genommen. Er hätte mich in der neuen Welt erwartet. Wir haben uns darauf gefreut, aber wir hatten auch etwas Angst.« Sie musste erneut eine Pause einlegen und hustete krächzend.
    Ich gönnte ihr die Erholung.
    Oliver hatte aufgehört, Holz zu hacken. Jedenfalls waren die Geräusche verstummt.
    »Wenn ihr euch so gefreut habt, dann müsst ihr doch mit eurem jetzigen Leben nicht mehr zufrieden gewesen sein. Oder wie muss ich das sehen?«
    »Das ist so.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Mein Gott, du bist noch so jung, Vanessa. Man wirft sein Leben nicht so ohne Weiteres weg. Dir steht noch so vieles offen.«
    »Es hat sich nicht gelohnt. Es war nicht gut. Wir haben kein schönes Leben gehabt.«
    »Und warum nicht?«
    Sie hob die Schultern. Dann sagte sie leise und zog dabei mehrmals die Nase hoch: »Es ist alles nicht so gelaufen, wie es hätte sein sollen. Nicht nur ich war eine Verliererin, auch die anderen haben verloren.«
    »Verlierer?«, meinte Suko. »Haben wir das nicht schon öfter gehört oder gelesen? Menschen, die nicht mehr mit ihrem Leben zurechtkommen. Besonders junge Leute, die dann den falschen Weg einschlagen. Ich denke, dass dies nicht gut ist.«
    Da hatte Suko ein Thema angesprochen, dessen Tabuisierung in der Öffentlichkeit in letzter Zeit aufgebrochen wurde. Man konnte darüber lesen, dass immer mehr Jungendliche mit den Gegebenheiten des Lebens nicht fertig wurden und es einfach wegwarfen. Sie glaubten nicht an eine Zukunft. Und wenn ja, dann in einem anderen Dasein.
    Es traf nicht nur junge Menschen, die am Rande der Gesellschaft lebten.
    Diese Taten gingen quer durch alle Bevölkerungsschichten, und das war nicht eben etwas, worauf man stolz sein konnte.
    »Wie hast du Kontakt mit der Schattenfrau aufnehmen können? Nur über den Computer?«
    »Ja, wir haben ein Forum gefunden.«
    »Und weiter?«
    »Dort erschien sie und berichtete von einer wunderbaren Welt ohne Sorgen und Nöte…«
    »Und euer Leben hier auf der Erde ist eine Qual für euch gewesen?«
    »Ja, das wollten wir beenden. Einige sind schon glücklich geworden.«
    Suko knirschte die Antwort hervor.
    »Nein, ich denke nicht, dass jemand von denen glücklich geworden ist. Man hat euch reingelegt. Ein Selbstmord kann nicht glücklich machen. Man hat euch manipuliert, da kannst du dir sicher sein. Ja, man hat euch manipuliert.«
    »Und weiter?«
    »Nichts weiter. Es ist leider so. Damit muss man sich abfinden. Die andere Seite verfolgt nur ihre Interessen und nicht die euren. Man will euch für etwas haben.«
    Vanessa war noch immer nicht überzeugt.
    »Die Schattenfrau war so nett. Ich kann nicht glauben, dass sie gelogen hat. Nein, nein, das hat sie bestimmt nicht getan. Aber jetzt wird sie mich nicht mehr mögen«, sagte die junge Frau mit trauriger Stimme. »Ich habe ihr nicht gehorcht. Sie wird mich fallen lassen.«
    »Darüber solltest du froh sein«, sagte ich.
    »Nein! Ich…« Sie sah in mein Gesicht und erkannte, dass sie mich nicht würde überzeugen können, deshalb schwieg sie.
    Ob diese Schattenfrau

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