Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1550 - Die Frau aus der Knochengrube

1550 - Die Frau aus der Knochengrube

Titel: 1550 - Die Frau aus der Knochengrube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
blieben sie stehen, schauten sich um, und Bernie sah sich wieder genötigt, ihnen ein Zeichen zu geben. Er winkte jetzt mit beiden Händen, was die anderen nicht übersehen konnten.
    Seine Freunde nahmen den richtigen Weg zwischen den alten Gebeinen hindurch. Sie hielten sich dabei an den Händen, als wollten sie sich gegenseitig Mut machen.
    Bernie erwartete sie voller Spannung. Er wünschte sich nur, keinen Fehler begangen zu haben, den die Schattenfrau ihnen hätte übel nehmen können.
    Vanessa fehlte. Diese Tatsache wurde ihm erst jetzt richtig bewusst.
    Seine Freunde hatten sie nicht mitgebracht.
    Sie gingen die letzten Schritte und hielten dann vor Bernie an. In den folgenden Sekunden wurde nicht gesprochen. Sie schauten sich an wie Fremde.
    Kevin Leeland trug einen langen schwarzen Mantel. Er passte zu den dunklen Haaren, die er länger hatte wachsen lassen. Er hatte sie glatt nach hinten gekämmt. Was auf ihnen schimmerte, war keine Feuchtigkeit, sondern Gel. Sein stets blasses Gesicht sah an diesem Abend noch blasser aus als sonst.
    Pat Spencer war der Größte von ihnen. Und der Dünnste. Die Nase trat spitz aus seinem Gesicht hervor. Die Augen lagen tief in den Höhlen. Er hatte seine Haare wegrasieren lassen, und so passte sein blanker Schädel in die Umgebung.
    Beide hielten sich nicht mehr an den Händen. Leeland drehte sich auf der Stelle.
    »Wo ist Vanessa?«, fragte er dabei. »Noch nicht hier.«
    »Das sehe ich, Bernie. Aber wo steckt sie?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Du hast doch den besten Kontakt zu ihr gehabt.«
    »Sie wird ja auch kommen. Das hat sie versprochen. Ich wollte auch allein sein. Das muss man ihr ebenfalls zugestehen. Ich glaube nicht, dass sie uns im Stich lassen wird.«
    Leeland und Spencer waren davon nicht überzeugt, denn Pat fragte: »Oder ist sie schon vorgegangen?«
    »Nein, nein.« Bernie sprach jetzt lauter. »Das glaube ich nicht. Vanessa hält sich an die Regeln und an ihr Versprechen. Es war abgemacht, dass wir es gemeinsam tun.«
    »Aber jetzt ist sie nicht hier. Die Schattenfrau wird enttäuscht sein. Sie kann uns ja nichts mehr glauben.«
    Erneut widersprach Bernie. »Aber wir sind hier.«
    Leeland nickte und fragte dann: »Hast du erfahren, wie wir den letzten Weg gehen werden?«
    »Nein.«
    »Was stellst du dir denn vor?«
    »Hier werden wir uns wohl nicht erhängen. Ich vertraue der Schattenfrau. Sie wird sich schon etwas ausgedacht haben.«
    Pat lächelte seinen Freund an. »Freust du dich auf den Tod und das neue Leben danach?«
    »Ja, schon.«
    »Und weiter?«
    »Nichts. Ich will mich überraschen lassen, und ich werde dabei genau das tun, was…«
    »Still!«
    Kevin Leeland hatte das Wort ausgesprochen. Sehr schnell und auch sehr hart, sodass Cutler gezwungen war, den Mund zu halten. Er und Pat trauten sich nicht, ihren Freund nach dem Grund zu fragen, denn er drehte sich jetzt nach links und schaute auf einen bestimmten Punkt innerhalb der Knochengrube, als gäbe es dort etwas Besonderes zu sehen.
    Spencer hielt es nicht mehr aus. »Und?«, fragte er.
    »Da war was!«
    »Was denn? Die Schattenfrau?«
    Leeland hob die Schultern. »Kann sein. Ich habe jedenfalls ein Klacken gehört. Als wären zwei Schädel gegeneinander geschlagen. Das hat richtig hohl geklungen…«
    Er sagte nichts mehr, und auch die anderen beiden blieben stumm. Aber sie hatten Leelands Worte nicht vergessen und ließen ihre Blicke über die Skelette gleiten. Aber da war nichts zu sehen.
    »Du hast dich geirrt, Kevin.«
    »Nein!«
    Sekunden später bekamen die drei Lebensmüden die Wahrheit präsentiert.
    Es gab keine hohl klingenden Geräusche. Es waren überhaupt keine Laute zu hören. Dafür geschah etwas anderes. Vor ihnen stieg wie aus dem Nichts zwischen den Skeletten die Schattenfrau wie eine Botin des Unheils in die Höhe…
    ***
    Vanessa stand auf der Stelle wie eine Statue. Sie sah aus, als würde sie nicht mal atmen.
    Ich legte ihr eine Hand auf die Schulter und fiel wieder in den vertraulichen Tonfall.
    »Was hast du?«
    Vanessa gab eine ehrliche Antwort. »Ich habe Angst. Auf einmal.«
    Ich konnte es nachvollziehen. Vanessa stand dicht vor einem Ziel, das sie sich sehnlich gewünscht und auf das sie so intensiv hingearbeitet hatte. Nun, da sie dicht davor war, es umzusetzen, stand sie allein da, und etwas in ihrem Kopf fing an zu arbeiten. Sie begriff, dass wohl nicht alles richtig war, was sie sich vorgenommen hatte.
    Ich fragte mich trotzdem, ob ich einem jungen Menschen

Weitere Kostenlose Bücher