1550 - Die Frau aus der Knochengrube
nach den beiden gebratenen Eiern, denn seltsamerweise verspürte ich einen starken Hunger.
Dann rief bereits Suko an, um zu fragen, ob wir los konnten.
»Hast du es so eilig?«
»Ja, das habe ich. Die Zeit ist reif.«
»Okay, ich komme.«
Im Lift und auf der Fahrt in die Tiefgarage sprachen wir natürlich über das Ereignis am gestrigen Abend.
Suko war in der Nacht auch keine Lösung eingefallen.
»Das bedeutet Puzzlearbeit«, murmelte ich.
Er winkte ab.
Später rollten wir durch die Stadt und hatten mal wieder große Mühe, voranzukommen.
Glenda Perkins, die immer mit der Underground fuhr, war bereits im Büro und meinte nach dem Morgengruß: »Mal wieder zu spät, wie?«
»Immer«, erwiderte ich. »Das muss auch so sein.«
»Ach, warum denn?«
»Weil dann der Kaffee fertig ist.«
»Ach wie nett.«
Ich grinste nur, eilte zur Maschine und ließ meine große Tasse volllaufen.
»Weißt du, ob Sir James schon im Lande ist?«
»Nein, er ist noch nicht da. Wolltet ihr zu ihm?«
»Später schon.«
Suko und ich gingen in unser Büro. Hier sah es nicht weniger trübe aus als draußen.
Es war ein Tag zum Weglaufen. Nieselregen hatte die Stadt genässt. Die Wolken hingen so tief, dass man schon von Nebel sprechen konnte.
Laut Wetterbericht sollte die Temperatur fallen. Dann würde es wohl leichten Schneefall geben. Für den Monat Januar normal. Deswegen machte ich mir keinen Kopf, ich nahm es, wie es kam, und freute mich über die ersten Schlucke Kaffee.
»Jaaa…«, sagte Suko gedehnt. »Und jetzt möchte ich gern von dir wissen, wo wir anfangen sollen.«
»Keine Ahnung. Wir sollten erst mit Sir James darüber reden. Er hat auch die entsprechenden Drähte und Verbindungen zu den Stellen, die für uns nützlich sein können.«
»Gut, belassen wir es vorläufig dabei.«
Aus dem Nebenraum hörten wir Glendas Ruf. Die Tür stand mal wieder halb offen.
»Was ist los?«, rief ich. »Hast du dich verschluckt?«
»Nein.«
»Hörte sich aber so an.«
»Wartet, ich komme zu euch.«
Bevor Glenda eintrat, hörten wir etwas rascheln. Wenig später sahen wir die Zeitung, die sie in der Hand hielt und damit leicht wedelte.
»Was ist los? Hast du die Todesanzeige einer Bekannten gelesen, oder ist…«
»Nein, John, aber mit dem Tod hat es schon zu tun.« Sie setzte sich auf den freien Stuhl an der Seite unserer Schreibtische.
»Das musst du uns erklären.«
»Mach ich, keine Sorge.« Sie strich das Blatt glatt und sagte zu mir gewandt: »Das ist schon der sechste Tote. Und wieder ist es ein so junger Mensch.«
»Wie? Der sechste Tote?«
»Ja. Erneut ein Suizid. Und wieder hat sich der junge Mann erhängt - wie die anderen fünf auch.«
»Selbstmord?«
»Ja.«
»Und weiter?«
»Sie stammen alle aus West Sussex, als gäbe es dort einen besonderen Grund, sich umzubringen. Der letzte junge Mann wohl erst vorgestern. Man fand ihn erhängt auf einem Friedhof.« Glenda bekam eine Gänsehaut. »Das ist einfach nur schrecklich.«
Ich wollte den Artikel zwar lesen, fragte Glenda aber vorher: »Steht da etwas über die Motive geschrieben?«
»Man geht von einer Todessehnsucht aus, die die jungen Menschen erfasst hat. Hier steht noch ein Interview mit dem Vater des letzten Selbstmörders. Er heißt Michele Farina. Er sagte, dass sein Sohn Rudy ein Internet-Junkie gewesen ist.«
»Lass mich mal lesen.«
Glenda reichte mir die Zeitung.
Ich sah, dass der Artikel eine ganze Seite umfasste. Das Interview mit dem Vater des toten Jungen war kursiv gedruckt worden.
Den anderen Bericht Überflogich, aber die Aussagen des Mannes interessierten mich wohl. Alle sechs Selbstmörder kannten sich, hatten sich in einem Internet-Forum wohl gegenseitig hochgeschaukelt. Die letzten beiden Antworten waren für mich besonders interessant. Sie bewiesen, dass sich der Vater mit dem Hobby seines Sohnes beschäftigt hatte. So war zu erfahren, dass er von einer Geisterfrau oder Schattenfrau aus einer anderen Welt gesprochen hatte. Der Vater hatte ihm nicht geglaubt und nur den Kopf geschüttelt.
In meinem Kopf klickte es. Manchmal muss man wirklich auf den Zufall vertrauen, und der hatte hier mal wieder voll zugeschlagen. Es lag erst ein paar Stunden zurück, da hatte ich ebenfalls eine Geisterfrau oder auch Schattenfrau erlebt.
Waren beide identisch?
Suko wunderte sich, dass ich eine Zeitlang nicht gesprochen hatte. Er, wollte den Grund wissen, den ich ihm jedoch nicht sagte. Dafür reichte ich ihm die Zeitung.
»Lies erst mal
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