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1572 - Das Ritual

1572 - Das Ritual

Titel: 1572 - Das Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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breitete die Arme aus. »Das ist wirklich ehrlich von mir gemeint, Paul. Du musst mir das glauben.«
    Er tat nichts. Zumindest gab er keine Antwort. Aber er reagierte auf eine andere Weise. Sein rechter Arm zuckte zuerst, dann wurde er angehoben. Plötzlich gab es nichts mehr, was seine Hand noch verdeckte. Wir hatten freie Sicht, und es gab wohl keinen von uns, der nicht auf der Stelle erstarrte.
    Paul Köster hielt einen Revolver in der Hand.
    Er zielte nicht auf uns. Er hatte etwas anderes vor, und wir waren unfähig, einzugreifen. Außerdem ging alles viel zu schnell. Der Lauf verschwand in der Mundöffnung, und der Finger des jungen Mannes lag bereits am Abzug. Er zog ihn durch.
    Jeder von uns hörte den Knall. Und jeder erschrak zutiefst, als er sich die Kugel in den Kopf jagte, die irgendwo in seinem Hirn stecken blieb.
    Sein Körper zuckte, aber er fiel nicht nach hinten, sondern kippte nach vorn, wobei er auf die Geranien stürzte und beinahe noch das Übergewicht bekommen hätte.
    Er fiel nicht zu Boden. Wie über einem Seil hing er mit baumelnden Armen da, in der rechten Hand noch immer den Revolver.
    Er hatte es geschafft, sich das Leben zu nehmen, und wir waren nicht in der Lage gewesen, ihn davon abzuhalten…
    ***
    Wir hatten uns eine schattige Stelle im Garten ausgesucht und standen dort relativ sicher, denn wir wollten den Leuten der Spurensicherung nicht im Weg stehen.
    Die Mordkommission war durch Hauptkommissar Franz Stiegler vertreten.
    Er war ein noch recht junger Mann mit einer Glatze. Deshalb trug er auch zum Schutz gegen die Sonne einen Hut. Sein Gesicht sah traurig aus. Das mochte an den Schlupflidern liegen, die um seine Augen herum zu sehen waren.
    Er hatte uns bereits einige Fragen gestellt, wollte später aber noch einmal zu uns zurückkehren. Er wusste auch, wer wir waren, denn wir spielten ihm gegenüber mit offenen Karten.
    Vorwürfe mussten wir uns nicht machen. Wir hatten den Tod nicht voraussehen und verhindern können, trotzdem hatte das Ereignis ein bedrückendes Gefühl hinterlassen, und als Frage hing nur ein Wort im Raum. Warum?
    Mehrmals hatten wir es ausgesprochen und nach einer Antwort geforscht, die eigentlich auf der Hand lag. Zumindest, wenn wir dem glauben wollten, was Dagmar Hansen sagte.
    »Ich bin der Meinung, dass diese Tat ferngelenkt war. Ja, als hätte er einen Befehl erhalten.«
    Ich stimmte ihr durch mein Nicken zu.
    »Und von wem?«, fragte Harry. »John hat doch diesen blonden Typen getroffen, der vor ihm geflohen ist.«
    »Meinst du?«
    Ich stand Dagmar zur Seite. »Ja, Harry, es geht um diesen Menschen, wobei ich darüber nachdenke, ob er überhaupt ein normaler Mensch ist.«
    »Zumindest hat er so ausgesehen.«
    »Das schon. Aber welcher normaler Mensch dreht fast durch, wenn er mich sieht?«
    Harry nahm es mit Humor. Er klopfte mir auf die Schulter. »Du hast recht. So hässlich bist du nicht.«
    »Danke. Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde. Aber im Ernst, dieser Typ ist gefährlich. In ihm steckt etwas, das ich nicht erklären kann. Er muss einen bestimmten Weg gegangen sein, den wir drei nicht akzeptieren können.«
    »Der Teufel?«
    »Keine Ahnung. Ich habe ihn nur kurz gesehen und bin auch über sein Aussehen gestolpert. Das war keine Offenbarung. Für mich war er irgendwie ein Zwitter.«
    »Kein Dämon?«, fragte Dagmar.
    Ich hob die Schultern. »Wer weiß? Eine genaue Antwort kann ich dir erst geben, wenn wir ihn haben, und das wird wohl noch eine Weile dauern, denke ich mal.«
    Keiner der beiden widersprach mir. Sie hingen ihren eigenen Gedanken nach, die nicht eben fröhlich waren, was an ihren verkniffenen Gesichtern abzulesen war.
    Wir bekamen Besuch. Hauptkommissar Stiegler wollte mit uns reden.
    Sein Jackett hatte er ausgezogen und es um seine Schultern gehängt. In seinem Gesicht schimmerten Schweißperlen. Der Mund war zu einem säuerlichen Grinsen verzogen.
    »Das ist der dritte Tote gewesen«, sagte er mit tonloser Stimme.
    »Allmählich muss ich von einer Serie ausgehen, die vor allen Dingen junge Leute betrifft.«
    »Es gab weitere Suizide?«
    »Ja, zwei.«
    »Und?«
    »Auch junge Leute um die zwanzig, die hier in der Umgebung lebten.«
    »Wie haben die sich umgebracht?«
    »Beide sind ertrunken. Der eine wurde ans Ufer geschwemmt, den anderen hat der Kapitän eines Ausflugsboots entdeckt. Ja, so liegen die Dinge. Und jetzt habe ich den dritten Toten zu beklagen.« Er wischte den Schweiß aus seinem Gesicht. »Ich werde wieder

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