1578 - Hass der Verlorenen
Quatsch?«
»Deshalb sind wir ja hier.«
»Das ist doch alles nur Gerede. Hätte ich nicht diese Nachricht erhalten, dass ungewöhnliche Todesfälle sofort gemeldet werden sollten, hätte ich nicht reagiert. Außerdem war der Todesfall nicht ungewöhnlich, wenn nicht Josh Alexis Aussagen dem widersprächen.«
»Und mit ihm möchten wir gern reden.«
»Er ist bereits auf dem Weg.«
Ich traute dem Mann nicht. Er war ein Typ, der sich gern einmischte, und das wollte ich vermeiden. Deshalb fragte ich ihn, ob wir Josh allein sprechen konnten.
»Ja…« Er war ziemlich überrascht. »Wenn Sie unbedingt wollen.«
»Das wäre uns lieb.«
Es gab einen kleinen Raum, der mehr als Abstellkammer für alte Möbel diente.
Da fanden sich auch Stühle, auf die wir uns setzten, zusammen mit Josh Alexi, dem Zeugen.
Der Wärter war schon älter. Wir erfuhren, dass er dicht vor der Pensionierung stand und zu dem Gefangenen ein gutes Verhältnis gehabt hatte.
»Wir waren im selben Alter. Nur hatten wir eben verschiedene Lebenswege. Smitty konnte das Stehlen einfach nicht lassen.« Er winkte ab und seine Augen nahmen einen traurigen Ausdruck an. »Aber das ist jetzt vorbei. Er ist tot.«
»Und deshalb sitzen wir hier«, sagte ich, »denn Ihre Aussagen haben uns stutzig werden lassen.«
»Warum?«
»Weil wir davon ausgehen, dass dieser Smitty keines normalen Todes gestorben ist.«
»Das stimmt.« Er nickte uns zu. »Aber kein Mensch hat mir glauben wollen.«
»Haben Sie denn etwas gesehen, was bei Ihnen diesen Verdacht aufkommen ließ?«
»Das habe ich.« Josh Alexi bekam eine leichte Gänsehaut, die sich auf seinem Gesicht ausbreitete. Er strich gedankenverloren über seinen grauen Oberlippenbart und hob die Schultern. »Es ist für mich selbst kaum zu glauben gewesen, aber ich habe es nun mal gesehen, und ich habe auch nicht vergessen, was mir Smitty erzählte. Er hat in den Nächten zuvor schon schlimme Begegnungen gehabt.«
»Inwiefern?«, fragte Suko.
»Durch Albträume, die seiner Meinung nach keine waren. Er hat schwer gelitten, und er ist sich vorgekommen wie ein Mensch, der angegriffen wurde.«
»Und durch wen?«
»Durch geisterhafte Gestalten.«
»Das haben Sie ihm geglaubt?«, fragte ich.
»Zuerst nicht.« Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, dessen Holz leise knackte. »Erst habe ich ihn ausgelacht. Später nicht mehr, da ist mir das Lachen vergangen, denn Smitty blieb mit einem nahezu erschreckenden Ernst bei seinen Aussagen. Und dann habe ich den Beweis bekommen, als ich die Zellentür öffnete, um nach Smitty zu sehen, der laut geschrien hatte. Aber da war er bereits tot.«
Der Wärter holte tief Luft. Die Gänsehaut verstärkte sich.
»Und ich habe seine Mörder gesehen, und das kann ich beschwören«, flüsterte er. »Das habe ich in meiner Aussage schriftlich niedergelegt. Ich sah die Mörder.«
»Die keine Menschen waren - oder?«
»Richtig, Mr. Sinclair, Sie haben es erfasst. Es sind keine Menschen gewesen.«
»Sondern?«
Er schüttelte den Kopf. »Ich kann Ihnen keine genaue Antwort geben. Ich habe etwas auf seinem Körper gesehen. Sehr hell und auch schnell fließend. Ich habe mir nie zuvor über Geister Gedanken gemacht, aber wie das ausgesehen hat…«, er stieß zischend die Luft aus, »… können das nur Geister gewesen sein, obwohl ich selbst daran zweifle. Sie huschten über Smittys Brust hinweg und waren dann verschwunden. Ich ging zu seinem Bett und fand einen Toten.«
»Das ist natürlich ungewöhnlich«, sagte ich.
»Und unmöglich«, murmelte er. »Das kann eigentlich nicht sein. Dennoch muss ich es glauben, denn ich sah diese hellen Wesen auf seinem Körper.«
»Und er hat schon vorher mit Ihnen über diese Wesen gesprochen, oder?«
»Ja, Inspektor, das hat er. Aber da haben sie ihn nur in den Nächten besucht. Sie erschienen ihm in seinen Albträumen. Ich hätte nie damit gerechnet, dass sie real sein könnten. Doch letztendlich bin ich eines Besseren belehrt worden.« Er schüttelte sich. »Es war weiß Gott kein schöner Anblick. Smitty muss gelitten haben. Sie scheinen ihn - ich weiß auch nicht. Jedenfalls ist er nicht ruhig gestorben. Ich hätte es ihm so sehr gegönnt.«
»Sie mochten ihn?«
Er nickte mir zu. »Wir waren zwar keine Freunde, aber wir haben uns gut verstanden. Zudem hatten wir abgesprochen, auch nach seiner Entlassung noch Kontakt zu halten. Ich hatte mir vorgenommen, ihm beim Start ins neue Leben zu helfen. Drei Jahre hinter Gittern können
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