1578 - Hass der Verlorenen
Möglichkeit. Es gab die Couch in ihrem Wohnzimmer. Dort würde sie die gleiche Ruhe finden.
Zuerst ging sie jedoch in die Küche und holte aus dem Kühlschrank eine Flasche Wasser. Ihr Mund war regelrecht ausgetrocknet.
Mit der Flasche in der Hand ging sie zur Couch. Sie setzte sich erst einmal und wollte sich wieder fangen. Sie hatte dabei den Eindruck, als würden sich die Möbel bewegen. Auch die Wände schwankten leicht vor und zurück, was Glenda überhaupt nicht gefallen konnte. Sie ärgerte sich darüber und schimpfte vor sich hin.
Wann hörten die Schmerzen auf?
Glenda wusste es nicht. Sie würde sich wahrscheinlich bis zum Abend mit den Schmerzen herumplagen müssen, dann kam die Nacht und dann…
Nein, so weit wollte sie nicht denken. Sie legte sich hin. Auf die Armlehne der Couch hatte sie ein Kissen gelegt, um weich liegen zu können. Die Beine streckte sie ganz aus, und sie merkte, dass es ihr etwas besser ging. Zwar hörten die Schmerzen nicht auf, doch die ruhige Lage tat ihr gut.
Das Handy lag neben ihr auf dem Tisch, wo auch die Wasserflasche stand.
Obwohl es besser für sie gewesen wäre, abzuschalten, wollte ihr der eigene Zustand nicht aus dem Kopf. So grübelte sie hin und her, wie es möglich war, dass es sie so stark erwischt hatte. Sie konnte sich beim besten Willen keinen Reim darauf machen, und auf den Wetterumschwung wollte sie es nicht schieben.
Unter Umständen steckte etwas in ihr, von dem sie gar nichts gewusst hatte. Das war durchaus möglich. Ein Keim, ein Virus schlug oft ohne Vorwarnung zu.
Oder gab es noch einen anderen Grund? Einen, der nicht so real war?
Der Gedanke war ihr plötzlich gekommen. Er wollte sie trotz der Schmerzen nicht mehr loslassen, denn sie dachte an die tote Brenda Jones. Auch sie hatte zuvor seltsame Erlebnisse gehabt. Ob es nun Kopfschmerzen gewesen waren, wusste Glenda nicht, aber etwas Ungewöhnliches war mit ihr geschehen, denn man hatte ihr Träume geschickt.
Dieses schwere Albdrücken, das auf ihr gelastet hatte wie ein Berg, der alles erdrücken wollte.
Auch da war die Veränderung wie aus dem Nichts gekommen.
Ebenso wie bei mir!, dachte Glenda, und schon keimte ein erster Verdacht in ihr auf. Sollte es tatsächlich sein, dass sie eine Attacke der anderen Seite erlebte, die jetzt an ihre Seele wollte?
Der Gedanke daran putschte sie regelrecht auf. Eine Hitzewelle strömte durch ihren Körper und rötete ihr Gesicht. Aber sie regte sich auch wieder ab, denn bei Brenda Jones war der erste Angriff in ihren Träumen erfolgt, und Glenda sah für sich keine Chance, die Augen zu schließen und in einen tiefen Schlaf zu fallen. Das war bei diesen Schmerzen im Kopf einfach nicht möglich.
So blieb sie auf dem Rücken liegen, hielt die Augen halb geschlossen und versuchte sich zu entspannen. Es musste irgendwann klappen. Sie wollte die Stiche endlich loswerden, und sie versuchte es mit einer Konzentrationsübung.
Es klappte nicht.
Etwas störte sie.
Es beunruhigte sie, weil sie daran dachte, dass sie es auch nicht schaffen würde, sich dank ihrer besonderen Fähigkeiten wegzubeamen.
Sie würde bleiben und weiterhin die Schmerzen in ihrem Kopf erdulden müssen, und das sah sie als Schwächung an. Wenn jetzt jemand erschien, um sie zu überfallen, war sie wehrlos.
»Was ist das nur?«, flüsterte sie.
Eine Antwort gab es nicht. Wer hätte sie ihr auch geben sollen? Sie hatte keine Ahnung, denn sie war weiterhin auf sich allein gestellt. Es gab die Stiche in ihrem Kopf, und sie versuchte jetzt, tief und ruhig zu atmen, was ihr zum Glück gelang. Es munterte sie auf und sie nahm sich vor, nicht aufzugeben.
Wieder war ihr Mund trocken geworden. Sie griff zur Wasserflasche und trank einen kräftigen Schluck. Die kalte Flüssigkeit tat ihr gut. Da kam sie sogar auf den Gedanken, sich einen Eisbeutel auf den Kopf zu legen, um die Schmerzen zu vertreiben.
Es war nur eine kurze Idee, die sie rasch wieder verwarf. Zudem wurde sie abgelenkt, weil plötzlich die Stiche in ihrem Kopf für einen kurzen Moment aufgehört hatten.
Stattdessen glitt etwas Fremdes hinein.
Glenda reagierte darauf. Sie lag plötzlich so starr wie eine Tote. Ihr Blickwar zur Decke gerichtet, die normal über ihr lag, wobei sie dennoch etwas zu sehen schien, das sich direkt unter ihr bewegte.
Glenda schloss die Augen. Sie glaubte, dass ihr der eigene Zustand einen Streich gespielt hatte. Das konnte einfach nicht sein. Dennoch waren diese hellen Schatten vorhanden.
Jemand
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