1578 - Hass der Verlorenen
einen Menschen schon aus der Bahn werfen. Sogar einen Job hätte ich ihm besorgen können, und das in seinem Alter. Vorbei ist vorbei.« Er presste hart die Lippen zusammen.
Suko und ich schauten uns an. Wir hatten die Aussage zwar gehört, doch zufrieden konnten wir damit nicht sein. Die Spur war richtig gewesen, nur war es uns nicht möglich, sie weiter zu verfolgen, und so blieb uns nichts anderes übrig, als bis zum nächsten Mord zu warten, was wirklich keinem gefallen konnte.
»Ich hätte Ihnen gern mehr gesagt, meine Herren, aber da muss ich passen. Ich kann Ihnen nur sagen, was geschehen ist, alles andere muss ich Ihnen überlassen.«
Wir standen zugleich auf.
»Danke, dass Sie trotzdem ihre Aussage gemacht haben«, sagte ich.
Auch Josh Alexi erhob sich. »Das ist für mich eine Selbstverständlichkeit gewesen.«
Wir reichten uns die Hände, und wir sahen, dass der Mann noch etwas auf dem Herzen hatte.
»Raus damit«, ermunterte ich ihn. »Sie wollen uns doch noch etwas sagen.«
»Ja, obwohl es verrückt ist. Sie müssen einen Mörder jagen, aber das ist kein Mensch aus Fleisch und Blut. Wenn alles so stimmt, dann sind Sie Geistern auf der Spur, oder?«
»Es sieht danach aus«, antwortete ich.
Alexi schluckte. »Damit habe ich meine Probleme, da bin ich ehrlich.«
»Wir auch. Es bleibt uns nur nichts anderes übrig.«
Ich öffnete die Tür, um das Zimmer zu verlassen. Wir hatten mit dem Direktor abgemacht, vor unserer Abfahrt noch bei ihm vorbeizuschauen, was wir auch taten.
»Na, haben Sie Erfolg gehabt?«, fragte er, nachdem wir eingetreten waren.
»Wir haben die Aussage«, sagte ich.
Ein Lachen hallte uns entgegen. Zwei Hände schlugen auf die Schreibtischplatte. »Und Sie haben ihm alles geglaubt?«
»Sie nicht?«
»Nein.« Jetzt schlug nur eine Hand auf die Platte. »Alexi hat etwas gesehen, was es nicht geben kann. Er ist - ach, was weiß ich. Ein komischer Typ auf jeden Fall. Es wird Zeit, dass er in Pension geht.«
Weder Suko noch ich hatten Lust, mit dem Mann über das Thema zu diskutieren. Es wurde Zeit, dass wir von hier verschwanden.
»Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?«, fragte er.
»Nein, es war schon alles in Ordnung.«
»Nun ja, Sie brauchen ja keinen Mörder zu suchen. Oder wollen Sie noch die Leiche sehen?«
»Ist auch nicht nötig«, sagte ich. »Vielen Dank.«
Beide waren wir froh, den nicht eben gastlichen Ort hinter uns lassen zu können. Der Besuch war zumindest kein Schlag ins Wasser gewesen, obwohl er uns in dem Fall selbst nicht vorangebracht hatte. Wir wussten jetzt aber, dass diese geheimnisvollen Geisterkiller weitermachten. Wir gingen zudem davon aus, dass sie nach jedem Mord erstarkten und sich deshalb noch sicherer bewegten.
Wir stiegen in den Rover und rollten auf das breite Eisentor zu, das sich wie von Geisterhänden geführt vor uns öffnete, sodass wir freie Fahrt hatten.
»Und jetzt?«, fragte Suko. »Ein beschissenes Gefühl, nicht wahr?«
»Du sagst es. Wir stehen wieder am Anfang. Das heißt, wir sind erst gar nicht vorangekommen.«
»Wer könnte uns helfen?«
»Das weißt du selbst. Raniel.«
»Der wird sich hüten. Der Gerechte greift nur dann ein, wenn es ihm passt.«
Da konnte ich Suko nicht widersprechen. Überhaupt wollte ich in den nächsten Minuten nicht reden. Ich fühlte mich angefressen, was wohl auch an einem gewissen Schuldgefühl lag. Wären Glenda und ich nicht zu dieser Feier gefahren und bei Brenda Jones geblieben, hätten wir sie vielleicht retten können.
Hätte, wenn und wäre.
Es hatte keinen Sinn mehr, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Aber so ganz zur Seite schieben wollte ich es auch nicht, und der Meinung war auch Suko…
***
Glenda Perkins wollte es nicht, aber sie konnte das leise Stöhnen nicht unterdrücken.
Die Kopfschmerzen hatten sich durch einen schwachen Druck angekündigt. Dabei war es leider nicht geblieben, denn jetzt spürte sie die Stiche wie von einem Messer geführt durch ihren Kopf jagen, und wenn sie sich auf den Bildschirm konzentrierte, dann zerfloss der Monitor zu einer grauen Masse.
Sie lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück, rieb ihre Augen und schloss sie.
Es war wohl besser, wenn sie eine Pause einlegte. Mit ihrer Konzentration war es nicht weit her, und sie dachte, dass sie so etwas noch nie erlebt hatte. Der Begriff Kopfschmerzen passte nicht mehr. Das war schon ein Migräneanfall.
Sie versuchte ihren Atem unter Kontrolle zu bekommen. Regelmäßig ein-und ausatmen. Sich
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