1578 - Hass der Verlorenen
lachte!
Sie hörte es nicht, aber sie nahm es trotzdem wahr. Es spielte sich nur in ihrem Kopf ab. Dort war der Laut entstanden, aber sie wusste auch, dass sie ihn nicht produziert hatte. Das war aus einer anderen Richtung gekommen.
Plötzlich waren die Stiche in ihrem Kopf nach hinten gedrängt, weil etwas anderes sich in den Vordergrund schob, das sie bisher verdrängt hatte, das die realen Dinge auf den Kopf stellte.
Es war der Angriff!
Es war die Attacke der Verlorenen, der sie sich ausgesetzt sah. Für sie gab es keine andere Erklärung. Die Geister waren auf der Suche nach Leben, und ihre Opfer fanden sie willkürlich.
Glenda war mit John bei dieser Brenda Jones gewesen. Beide hatten mit ihr gesprochen, bevor sie zu dieser Feier gefahren waren, und da hätten sie auch leicht beobachtet werden können. Bestimmt waren sie das, und jetzt erlebte Glenda die Konsequenzen. Das nächste Opfer sollte sie sein!
Plötzlich wusste sie, was die Kopfschmerzen zu bedeuten hatten. Sie hatten keine natürliche Ursache, sie waren von einer anderen Macht geschickt worden und hatten sich bei Glenda festgesetzt und sie geschwächt.
Glenda schaute in die Höhe.
Ja, die hellen Schatten hielten sich noch an der Decke auf, und sie hatten sich sogar vermehrt. Da tanzten sie wie kleine Irrwische, und zugleich versuchten sie, von Glenda Besitz zu ergreifen, indem sie in ihren Kopf eindrangen.
Leben! Leben!
Es kreischte in ihrem Kopf.
Wir holen uns dein Leben. Wir werden stark, sehr stark…
Das glaubte ihnen Glenda aufs Worte. Nur wollte sie nicht, dass die Geister ihr das Leben nahmen, und so entschloss sie sich, den Kampf gegen diesen Horror aufzunehmen…
***
Wir hatten bereits die verkehrsreiche Londoner Zone erreicht, als es mich erwischte wie aus heiterem Himmel. Plötzlich schien mir jemand mehrere dünne Lanzen zugleich in den Kopf gestoßen zu haben, und ich schaffte es nicht, ein Stöhnen zu unterdrücken. Gleichzeitig kippte ich nach vorn in den Gurt, weil Suko etwas stärker hatte bremsen müssen.
»He, Alter, was ist mit dir?«
»Kopfschmerzen.«
»So plötzlich?«
»Ja.«
Suko bremste wieder, denn vor uns hatte sich ein Stau aufgebaut, den auch ich sah, ansonsten hatte ich den Eindruck, als wäre mein Blickfeld durch die heftigen Stiche verengt worden.
Ich hob beide Hände und drückte die Fingerkuppen gegen beide Schläfen. In dieser Haltung blieb ich und wollte zunächst mal keine Frage beantworten.
Suko zeigte sich besorgt. »Kann ich dir helfen?«
»Nein, ich denke nicht. Du kannst meine Schmerzen ja nicht übernehmen.«
»Das stimmt.«
Ich ließ die Arme wieder sinken und flüsterte einen leisen Fluch vor mich hin.
»Willst du aussteigen und ein paar Schritte gehen?«
»Nein, das bringt nichts.«
»Sollen wir versuchen, an Tabletten zu kommen? Ich kann einen anderen Fahrer fragen, ob er…«
»Bitte, lass es. Damit muss ich fertig werden.«
»Okay.«
Es war wirklich zum Verfluchen. Derartige Schmerzen hatte ich in dieser Form noch nie erlebt. Ich litt darunter, was mich ärgerte, denn ich schaffte es nicht mal, einen klaren Gedanken zu fassen. Zu stark war der Wirbel in meinem Kopf, und ich konnte mir nicht mal einen vernünftigen Grund vorstellen.
Die Stiche hatten mich unregelmäßig getroffen. Mal waren sie da, dann wieder weg. Sie quälten mich dicht unter der Schädeldecke, aber sie jagten auch bis hinein in meine Ohren und sogar in die Zähne.
Längst hatte sich auf meinem Gesicht der kalte Schweiß gebildet. Von der rechten Seite her schaute mich Suko besorgt an. Tun konnte er nichts, zudem setzte sich die Autoschlange vor uns in Bewegung, und so fuhren auch wir an.
Es ging langsam weiter, was mir ganz recht war. So konnte ich mich bewusst auf die Schmerzen konzentrieren. Ich wollte auch gegen sie ankämpfen, was aber nicht möglich war. Also ließ ich sie zu und auch noch mehr, denn jemand, wer immer es auch sein mochte, bewies mir, dass es ihn gab.
Zum ersten Mal hörte ich die hellen und zugleich flüsternden Stimmen in meinem Kopf.
Nein!, schrie es da. Nein! Wir können es nicht schaffen. Er ist zu stark!
Er hat einen Schutz! Flieht! Verschwindet so schnell wie möglich…
Der Rat wurde befolgt, und das bekam ich zu spüren, denn so schnell wie die Schmerzen gekommen waren, so blitzartig waren sie auch wieder verschwunden.
Ich hatte wieder einen klaren Kopf und es gab nicht die geringsten Nachwirkungen. Ich lachte auf.
Das Geräusch hatte auch Suko gehört. Er drehte
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