1578 - Hass der Verlorenen
kurz den Kopf.
»Gibt es was Neues?«
»Ja, meine Kopfschmerzen sind weg.«
»Wie das?«
»Urplötzlich.«
»Ohne Grund?«
Mein Lachen klang verzerrt. »Einen Grund hat es schon gegeben, keine Sorge. Ich glaube, dass es mein Kreuz gewesen ist, das die Schmerzen indirekt vertrieben hat.«
»Das kann ich nicht glauben.«
»Es entspricht aber den Tatsachen, Suko. Und ich weiß auch, wer sie mir geschickt hat. Unsere Freunde, deren Stimmen ich sogar gehört habe. Die Wesen, die sich Leben holen wollen und die es bei zwei Menschen schon geschafft haben.«
»Und das stimmt alles?«
»Ja. Sie haben versucht, das Leben aus mir herauszusaugen.«
»Und davor hat dich dein Kreuz geschützt.«
»Genau. Seine Abwehr hat funktioniert. Bei Brenda Jones und Smitty leider nicht.«
»Das ist wirklich ein Hammer. Dann stehst du also auch auf ihrer Liste. Was war das für ein Gefühl?«
»Bestimmt nicht super. Besonders nicht die Schmerzen. Ihnen folgte die Botschaft. Nur wurde sie nicht in die Tat umgesetzt, denn mein Kreuz wehrte sie ab. Aber sie haben es geschafft, in meinen Kopf einzudringen, und jetzt weiß ich ungefähr, was die beiden bisherigen Opfer vor ihrem Tod erlebt haben. Ich glaube, dass sich die Dinge verdichten und hoffe auf einen weiteren Angriff.«
»Den wirst du nicht noch einmal erleben. Das Kreuz ist einfach zu stark, John.«
»Sollte man meinen«, murmelte ich. »Aber ich könnte es ja abnehmen.«
»He, willst du dich opfern?«
»Nein, das nicht. Ich könnte mir eher vorstellen, den Lockvogel zu spielen.«
»Wie weit willst du da gehen?«
»Keine Ahnung, Suko. Das kommt darauf an, wie sich die Dinge entwickeln. Aber wenn du in der Nähe bist und mein Kreuz so lange aufbewahrst, ist mir nicht bange.«
»Hört sich alles nicht gut an.«
»Hast du einen besseren Vorschlag?«
»Habe ich nicht. Das ist ja das verdammte Problem. Klar, irgendwie müssen wir ran und die Nuss knacken.«
»Genau das meine ich.«
Während der weiteren Fahrt passierte nichts Ungewöhnliches mehr, abgesehen von einem erneuten kleinen Stau, doch den hatten wir schnell hinter uns gelassen.
Da wir kein anderes Ziel hatten und sich Raniel auch nicht blicken ließ, fuhren wir zum Yard Building. Die Idee, den Lockvogel zu spielen, war mir nicht aus dem Kopf gegangen. Ich hatte mich innerlich schon darauf eingestellt, überlegte aber noch, wo sich das am besten durchziehen ließ. Nicht im Büro. Ich spielte mit dem Gedanken, in meine Wohnung zu fahren. Das klappte dort sicher besser.
Als wir das Vorzimmer betraten, erlebten wir eine kleine Überraschung.
Glenda war nicht da.
In die Pause war sie auch nicht gegangen, denn die Zeit war längst vorbei.
Feierabend hafte sie ebenfalls nicht gemacht, sonst hätte sie ihren Computer abgedeckt. Da war Glenda immer sehr penibel.
»Wir könnten Sir James fragen«, schlug Suko vor.
Ich wollte schon zum Hörer greifen, als sich die Tür öffnete. Als hätte der Superintendent unser Kommen gerochen, so stand er plötzlich vor uns und schaute uns an.
»Was gibt es Neues? Hat der Besuch im Gefängnis etwas gebracht?«
»So gut wie nichts«, gab ich zu und hob die Schultern. »Wir haben nur herausgefunden, dass dieser Smitty wohl von den gleichen Killerwesen umgebracht worden ist wie Brenda Jones.«
»Das ist doch immerhin etwas«, sagte Sir James.
»Aber nicht genug.«
»Gut, Sie sind ja noch am Ball.«
Jetzt fiel mir wieder Glenda ein. Ich sprach Sir James darauf an, der sofort nickte.
»Ja, das hätte ich beinahe vergessen, Ihnen zu sagen. Miss Perkins habe ich nach Hause geschickt.«
Die Antwort gefiel mir nicht, denn sogleich stieg ein ungutes Gefühl in mir hoch.
Suko kam mir mit der Frage zuvor. »Warum haben Sie das getan?«
»Sie konnte es nicht mehr aushalten. Von einem Augenblick zum anderen wurde sie von wahnsinnigen Kopfschmerzen gepeinigt.«
Innerhalb von zwei Sekunden wurde ich totenblass!
***
Das merkte ich nicht nur selbst, das sah man mir auch an, und Sir James schob sogar seine Brille zurecht, um mich genauer unter die Lupe zu nehmen. »Was ist mit Ihnen, John?«
»Haben Sie tatsächlich Kopfschmerzen gesagt, Sir?«
»Ja, das habe ich.«
»Dann hat die andere Seite es geschafft.«
Mit meiner Erklärung konnte er nichts anfangen. Er schüttelte unwillig den Kopf.
»Bitte, John, können Sie mir nicht sagen, was Ihre Reaktion zu bedeuten hat?«
»Doch, Sir, das kann ich. Diese Kopfschmerzen sind nicht normal. Es ist ein Angriff unserer momentanen
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