1584 - Seelenlos
Rede gewesen, an dessen Ende oder Anfang dieser Basilisk stand, der ihr unangenehm aufgefallen war.
Ich ging davon aus, dass sich der Fahrer auskannte und sprach ihn darauf an.
»Ach, Sie meinen die Wettsteinbrücke.«
»Genau die.«
»Und weiter?«
»Könnten Sie mir einen Gefallen tun und über sie fahren?«
»Kann ich. Nur ist das ein Umweg.«
»Spielt keine Rolle.«
»Dieser Basilisk ist wirklich interessant«, sagte der Fahrer. »Er gehört einfach zu Basel.«
»Und was stellt er genau dar?«
Wir hielten vor einer Ampel, die soeben auf Rot umgesprungen war.
»Ein Fabeltier, Mister. Eine Mischung aus Drache, Schlange und Hahn. Sie soll eigentlich eine Leguanart aus den Tropen sein, und das Ding ist zugleich ein Synonym.«
Ich blieb neugierig. »Für was?«
»Für den Tod, den Teufel und den Antichristen.«
»He, das ist ein Hammer.«
»Können Sie so sagen.« Jetzt lachte der Fahrer. »Dieses Wesen wurde sogar zum Schildhalter des Basler Wappens, den man Baslerstab nennt. Es ist der Hirtenstab der Basler Bischöfe. Komisch, oder?«
»Das sagen Sie mal laut.«
Wir fuhren wieder an.
»Und das Fabeltier finden Sie an verschiedenen Orten in Basel. Unter anderem an der Wettsteinbrücke, über die wir gleich fahren.«
»Da bin ich gespannt.«
Da ich auf dem Beifahrersitz saß, konnte mir der Fahrer einen Blick zuwerfen. »Soll ich dann mal anhalten?«
»Das wäre nicht schlecht.«
»Mal sehen, ob es möglich ist. Der Verkehr ist dort ziemlich dicht. Aber vielleicht geht es.«
»Danke.« Ich schaute aus dem Fenster, sah auch den Fluss, der wie ein graues Band die Stadt teilte.
Die alten Häuser an den Ufern boten ein pittoreskes Bild.
Basel wirkte auf mich wie eine große Kleinstadt, und ich sah, dass es so etwas wie eine Oberstadt gab, in der auch das Hotel stand, in dem Jane Collins wohnte.
»Wir fahren gleich über die Brücke, Mister.«
»Okay.«
Ich war gespannt. Den Fluss sah ich bereits. Nur noch nicht den Basilisken. Der stand am anderen Ende der Brücke, und zwar auf der von uns aus gesehen linken Seite, wie der Fahrer mir erklärte.
»Dann muss ich über die Straße.«
»Richtig, Mister. Ich finde schon einen Platz, an dem ich anhalten kann.«
Ich war gespannt. Die normale Fahrt ging weiter. Durch die jetzt breite Fahrbahn dünnte der Verkehr ein wenig aus. Er konnte sich anders verteilen, und meine Blicke suchten natürlich die linke Seite intensiv ab.
Die Säule mit dem Gebilde war nicht zu übersehen. Das Ding kam mir klobig vor. Tod, Teufel und Antichrist. Hier hatte man sich wirklich etwas einfallen lassen.
Als wir auf gleicher Höhe waren, hatte ich den Eindruck, dass es mich erwischte. Es war ein leichter Wärmestoß, der über meine Brust glitt und mich zusammenzucken ließ.
»Haben Sie was?«
»Nein, nein. Wenn Sie anhalten könnten?«
»Ich versuche es.«
Wegen des Verkehrs war es nicht leicht, einen entsprechenden Platz zu finden. Aber der junge Mann schaffte es schließlich, den BMW anzuhalten, wo er nicht störte.
Ich öffnete die Tür und sagte: »Keine Sorge, ich bin gleich wieder zurück.«
»Lassen Sie sich ruhig Zeit. Ich stehe hier ganz gut.«
Ich lief zurück, um das Ende der Brücke zu erreichen. Dort musste ich an einer Ampel warten, um die Straße sicher überqueren zu können. Danach befand ich mich auf der Seite, wo der Basilisk stand, und ich war mir sicher, dass die erste Warnung meines Talismans keine Täuschung gewesen war. Ich spürte die Erwärmung wieder, als ich meinem Ziel näher kam, und sie verstärkte sich ständig.
Wenig später ragte der Basilisk dicht vor mir auf. Er bot ein Bild, das abstoßend sein konnte. Drei Fratzen schauten in verschiedene Richtungen. Der Tod, der Teufel und der Antichrist. Wobei der Antichrist sicherlich der Drache war.
Man konnte von einem hässlichen Kunstwerk sprechen, aber das war nichts Neues, wenn man in die Vergangenheit zurückging, wo Bildhauer sich wirklich mit diesen Motiven beschäftigt hatten. Jane Collins hatte von einem ungewöhnlichen Licht gesprochen, das sie während der Dunkelheit gesehen hatte.
Das sah ich nicht. Aber ich spürte das Andere, das sich in dieser Umgebung aufgebaut hatte. Weiterhin blieb die Warnung meines Kreuzes bestehen. Deutlich spürte ich die Wärme, die sich auf meiner Haut ausbreitete.
So gut es ging betrachtete ich das Gebilde von allen Seiten. Die Umgebung interessierte mich nicht.
Es ging jetzt allein um den Basilisken und dessen Ausstrahlung, die mich zwar
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