1588 - Das Horror-Grab
um neunzehn Uhr. Danach freuen wir uns, Sie bei uns erwarten zu können. Sie werden zufrieden sein…«
Schluss. Ich hatte auf laut gestellt, sodass Suko und Fleming alles gehört hatten. Meine erste Frage galt Victor.
»Sagt Ihnen der Name etwas?«
»Nein, überhaupt nichts. Ich wusste bis jetzt nicht, dass es diesen Club gibt.«
Ich nickte. »Ich frage mich nur, was Klara damit zu tun hat.«
Victor Fleming plusterte sich richtig auf. »Sie glauben doch nicht, dass meine Freundin dort heimlich gearbeitet hat? Nein, das können Sie einfach nicht glauben.«
»Warum nicht?«
»So etwas ist unmöglich. Ich kenne sie…«
»Tatsächlich?«, fragte Suko.
Der Ton in seiner Stimme ließ Fleming verstummen. Er senkte den Kopf und faltete die Hände wie zum Gebet. Für ihn war wohl eine Welt zusammengebrochen. Zum zweiten Mal.
Damit konnten Suko und ich uns nicht aufhalten. Wir wussten beide nichts über diesen Club Fantasy, aber wir würden uns das Wissen beschaffen. Es gab beim Yard genügend Spezialisten, an die wir uns wenden konnten. Man musste kein großer Kenner der Szene sein, um zu ahnen, dass sich hinter diesem Namen so etwas wie ein getarntes Bordell verbarg. Um darüber genaue Auskünfte zu bekommen, rief ich die Kollegen der Sitte an.
Man kannte mich dort, und der Kollege fragte lachend: »Haben Sie den Job gewechselt?«
»Nein, das nicht.«
»Hätte mich auch gewundert.«
»Ich hätte gern eine Auskunft von Ihnen.«
»Bin ganz Ohr.«
»Es geht um einen Club, der sich mit dem schönen Namen Fantasy schmückt. Sagt Ihnen das etwas?«
»Ho«, meinte er nur.
»Also ist er Ihnen bekannt.«
»Das kann man wohl sagen. Es gab dort mal eine Razzia, die leider im Sande verlief. Wir haben nicht das gefunden, was wir finden wollten.«
»Und was war das?«
»Minderjährige Mädchen aus dem Osten.«
»Wissen Sie, wem der Club gehört?«
»Und ob ich das weiß. Der Typ heißt Diego Abramovic. Er ist Albaner und gehört nicht eben zu den nettesten Menschen hier in der Stadt. Ein rücksichtsloser Bandit, wie mir mal einer aus seinem Umkreis gesagt hat. Denn als Bandit hat er sich in den Bergen Albaniens einen Namen gemacht. Er mischte auch im Balkankrieg mit. Beweise fehlen allerdings. So konnte er sich absetzen und hat hier in London eine neue Aufgabe gefunden. Wir halten ihn für einen der mächtigster Schleuser, den man sich vorstellen kann.«
»Hat er Feinde?«
Der Kollege fing an zu lachen. »Und ob. Besonders die Italiener haben ihn aufs Korn genommen. Es heißt, dass ein Bandenkrieg zwischen Abramovic und der Mafia dicht bevorsteht.«
»Toll«, kommentierte ich nur.
»Und jetzt wollen Sie an ihn heran?«
»Das habe ich nicht gesagt. Wir haben nur eine Spur gefunden, die ihn am Rande berührt.«
»Hat er jetzt mit Geistern oder Dämonen zu tun? Das würde mich bei ihm nicht wundern.«
»Es bleibt abzuwarten.«
»Gut, Mr. Sinclair. Das ist Ihr Job. Aber wenn sich etwas tut, sagen Sie mir bitte Bescheid. Und geben Sie auf Ihren Kopf acht. Diego ist dafür bekannt, dass er gern Kehlen durchschneidet.«
»Danke für die Warnung.« Das Gespräch war beendet, und ich drehte mich zu Suko um.
Er nickte mir zu. »Dann wissen wir ja, was wir heute noch zu tun haben.«
Ich musste meine Antwort hinunterschlucken, weil Victor Fleming anfing zu lachen. Er winkte ab und flüsterte dabei: »Das glaube ich einfach nicht. Nein, das kann ich nicht glauben.«
»Was können Sie nicht glauben?«, wollte Suko wissen.
»Dass meine Klara sich in solchen Lokalen oder Bars herumgetrieben hat. Dafür war sie einfach nicht der Typ. Ich kann es nicht fassen.«
»Wir werden es herausfinden, keine Sorge.«
»Meinen Sie denn, dass sie dorthin gegangen ist?«
Suko hob die Schultern. »Er gibt keine sichere Antwort auf Ihre Frage. Aber irgendwo müssen wir eine Spur aufnehmen. Sie haben selbst gehört, dass ein Krieg in der Unterwelt bevorstehen könnte. Der Bandenkrieg zwischen zwei total verfeindeten Parteien. Wie wir jetzt wissen, ist Klara Wellmann, Ihre Freundin, in Wirklichkeit eine brutale Killerin, die man mieten kann. Das ist der einzige Grund gewesen, der sie nach London geführt hat.«
Victor Fleming hatte alles gehört. Er war nicht in der Lage, etwas zu sagen. Er schlug die Hände vor sein Gesicht und senkte den Kopf.
Wenig später hörten wir ihn weinen.
Er tat uns leid. Er war benutzt worden, aber das durfte uns bei der Jagd auf den weiblichen Killer-Zombie nicht aufhalten…
***
Wind wehte über
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