159 - Der Dämon und die Besessene
nicht bei Sinnen!« stieß Cazale verstört hervor.
Der Arzt hob die Hand mit dem Skalpell.
Cazale nahm seine ganze Kraft zusammen. Er wollte aus dem Bett springen, doch Eldridge war schneller. Seine linke Hand zuckte vor und hielt den Verbrecher fest.
Cazale sah das blinkende Skalpell über sich, sah das verzerrte Gesicht des Doktors, brüllte um Hilfe und wehrte sich verzweifelt. Eldridge war wesentlich kräftiger. Cazale wußte, daß er den Mann nicht entwaffnen konnte, aber vielleicht schaffte er es, diesen Geistesgestörten so lange abzuwehren, bis seine Freunde erschienen.
Er drückte den Arm mit dem Skalpell mit beiden Händen nach oben.
Eddie Lako und Albert Rekker hörten das Gebrüll des Freundes.
»Eldridge ist nicht besser als du«, sagte Lako grinsend, »Verdammt, wieso gab er ihm zuvor keine schmerzstillende Spritze?«
»Vielleicht hat er keine dabei.«
»Ich habe gesehen, daß er eine eingepackt hat«, bemerkte Rekker.
»Albert!« schrie Cazale aus vollen Lungen. »Eddie! Helft mir! Er will mich umbringen!«
»So schreit man nicht, wenn einem der Arzt wehtut!« stellte Rekker nervös fest. »Da stimmt was nicht!«
Sie stürmten los, stießen die Tür auf und sahen ihren Freund mit dem Doktor kämpfen. Cazale schrie immer schriller, während seine Gegenwehr immer schwächer wurde. Als er den Skalpellarm nicht mehr von sich drücken konnte, traf ihn die Klinge und verletzte ihn.
Er brüllte wieder auf.
Nathan Eldridge wollte noch einmal zustechen, doch das ließ Eddie Lako nicht mehr zu. Der Revolver sprang ihm förmlich in die Hand, und er drückte ab, ohne zu zielen. Auf diese kurze Distanz konnte er Eldridge nicht verfehlen.
Die Kugel riß den Arzt herum und schleuderte ihn neben dem Bett gegen die Wand.
Eldridges Hand öffnete sich, und das Skalpell klirrte zu Boden.
Eddie Lako hatte gesehen, wo seine Kugel den Mann erwischt hatte, und er wußte, daß er ihn tödlich getroffen hatte.
»Du verdammter Bastard!« schrie Albert Rekker und wollte sich auf den Arzt stürzen, doch Lako hielt ihn zurück.
»Laß ihn, er ist erledigt«, sagte Lako.
Nathan Eldridges Blick schien sie nicht mehr wahrzunehmen, er schweifte durch den Raum und richtete sich auf das Fenster. Mit marionettenhaften Bewegungen ging er durch den Raum.
Er hörte den stummen Lockruf des Teufelssees. Es war für ihn soweit, er mußte kommen - früher, als er gedacht hatte. Ein verklärter, der Wirklichkeit völlig entrückter Ausdruck breitete sich über sein Gesicht. »Ich komme«, gurgelte er. »Ich komme…«
»Warum hat er das getan?« schrie Rekker. »Wieso geht er auf Scott mit dem Skalpell los? Er ist doch Arzt, hat geschworen, Leben unter allen Umständen zu erhalten - und dann geht er hin und versucht Scott zu killen! Ich begreife das nicht!«
Scott Cazale war nahe daran, das Bewußtsein abermals zu verlieren. Rekker eilte zu ihm. Cazale rutschte zur Seite, Rekker fing ihn auf und bettete ihn so bequem wie möglich.
Nathan Eldridge wankte aus dem Zimmer.
»Leg ihn um!« verlangte Rekker haßerfüllt. »Schieß ihn nieder!«
»Das ist nicht nötig, wäre reine Munitionsverschwendung«, erwiderte Eddie Lako.
»Er haut ab.«
»Er kommt nicht mehr weit.«
»Wenn er es noch bis zum Wagen schafft…«
»Kümmere dich nicht um ihn. Wir werden seine Leiche später mit irgend etwas beschweren und im See versenken. Versuch, Scott zu helfen.«
»Du weißt, daß ich das nicht kann.«
»Jetzt hast du doch das ganze Zeug des Doktors zur Verfügung, und du kannst Scott das schmerzstillende Mittel injizieren. Das macht die Arbeit etwas leichter.«
»Aber nun hat er noch eine Verletzung - eine schlimmere«, sagte Rekker mit belegter Stimme.
Lako drückte ihm die Einwegspritze in die Hand. »Tu, was du kannst.«
»Ich komme nicht durch«, röchelte Cazale. »Die Kugel sitzt nicht so dicht an meinem Leben wie der Stich…«
Rekker säuberte die Einstichstelle mit Wundbenzin und gab dem Freund die Injektion. Krampflösend und schmerzstillend war das Serum, und die Wirkung setzte fast schlagartig ein. Cazale entspannte sich und lag ganz ruhig, sein Blick war zum Fenster gerichtet. »Es ist bald vorbei«, flüsterte er.
Nathan Eldridge ging immer weiter, obwohl ihm jeder Schritt schwerer fiel als der vorangegangene. Sein eiserner Wille, es noch bis zum See zu schaffen, hielt ihn auf den wackeligen Beinen. Es gelang ihm, das einsame Haus zu verlassen. Draußen stolperte er über Bodenunebenheiten und stürzte, aber er
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