159 - Der Dämon und die Besessene
Sense war schneller.
***
Als Cazale das Bewußtsein verlor, ließ Rekker von ihm ab. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn und schüttelte heftig den Kopf. »Verdammt, Eddie, ich schaffe es nicht, ich schaffs einfach nicht. Ich krieg’ die verfluchte Kugel nicht raus. Man könnte fast meinen, sie hätte Widerhaken. Ich kann sie mit der Pinzette zwar packen, aber sie läßt sich nicht herausziehen.«
»Dann nimm noch mal das Messer«, sagte Lako.
»Das wage ich nicht. Durch den Blutverlust ist Scott stark geschwächt. Ich will ihn nicht umbringen.«
»Wenn die Kugel drin bleibt, krepiert er auch«, entgegnete Lako nervös. »Du mußt es tun!«
Wieder schüttelte Rekker den Kopf. »Unmöglich, Eddie. Ich… ich kann es nicht. Die Sache ist eine Nummer zu groß für mich. Hier muß ein richtiger Arzt ran.«
»Woher sollen wir den nehmen?«
»In diesem Kaff muß es doch einen Doktor geben«, entgegnete Rekker. »Den hole ich her.«
»Sehr intelligent, und wenn er wieder zu Hause ist, hat er nichts Eiligeres zu tun, als die Bullen anzurufen.«
»Wir werden sehen, wie er ist«, meinte Rekker. »Vielleicht läßt er sich einschüchtern. Wenn nicht… Wo steht geschrieben, daß er nach Hause zurückkehren muß?«
»Ich besorge den Doktor«, entschied Lako. »Wenn Scott zu sich kommt, weiß ich nicht, was zu tun ist.«
»Na schön, ich bleibe bei ihm, aber beeile dich. Unser Freund hat nicht mehr allzuviel Zeit.«
Eddie Lako eilte aus dem Raum und die Treppe hinunter. Als er aus dem Haus trat, kam es ihm so vor, als hätte sich der Teufelssee rötlich gefärbt. Er kümmerte sich nicht weiter darum, stieg in den Wagen und fuhr los. Wo der Arzt wohnte, wußte er nicht. Er fuhr auf gut Glück ins Dorf und wollte den erstbesten, der ihm auf der Straße begegnete, nach dem Doktor fragen.
Bevor er noch einen Menschen sah, entdeckte er ein Messingschild an einem der Häuser: Dr. med. Nathan Eldridge.
Vaterland gerettet! dachte Eddie Lako. Sollte er Schwierigkeiten machen, lasse ich ihn an der Mündung meines Revolvers schnuppern, das wird ihn gefügig machen.
Er stieg aus. Licht brannte in Eldridges Haus.
Alles bestens, sagte sich der Gangster und läutete.
Ein großer, schmaler Mann mit weißblondem Haar öffnete. Er musterte den Fremden abweisend.
»Dr. Eldridge?« fragte Lako.
»Der bin ich.«
»Ich brauche Ihre Hilfe.«
»Wobei?«
»Fragen Sie nicht viel, schnappen Sie sich Ihre Bereitschaftstasche und kommen Sie mit mir. Ein Freund von mir ist in Schwierigkeiten. Er kommt ohne ärztliche Hilfe nicht durch.«
»Hatten Sie einen Unfall?«
»Einen Betriebsunfall, ja«, antwortete Lako.
»Wo befindet sich Ihr Freund?«
»Ich bringe Sie zu ihm. Holen Sie endlich Ihre verdammte Tasche!« Der Gangster konnte sich nicht länger beherrschen. Er riß seinen Revolver heraus und richtete ihn auf den Weißblonden. »Wenn Sie’s genau wissen wollen: Mein Freund hat eine Schußverletzung. Sie werden die Kugel herausholen. Wo ist Ihre Tasche?«
»Im Behandlungszimmer«, antwortete Nathan Eldridge und starrte Lako feindselig an.
»Wir holen sie!« entschied der Gangster.
Dr. Eldridge komplettierte den Inhalt der Tasche und verließ mit Lako das Haus.
»Sie versuchen keine Tricks, verstanden?« bellte Eddie Lako. »Während ich fahre, meine ich. Ich bin sicher, Sie hängen an Ihrem Leben. Verstehen wir uns?«
Dr. Eldridge nickte.
»Das freut mich«, sagte Lako. »Sie brauchen Ihren Job nicht umsonst zu tun. Sie kriegen, was Sie verlangen. Wir sind nicht kleinlich. Wichtig ist nur, daß unser Freund wieder auf die Beine kommt. Der arme Hund hat einiges hinter sich.«
Lako kehrte um.
Als das Haus am See in Sicht kam, fragte der Arzt erstaunt: »Dort wohnen Sie?«
»Nur vorübergehend.«
»Wer hat Ihnen das Haus überlasse?«
»Niemand. Ich hörte, daß es seit langem leersteht, und beschloß, es eine Weile mit meiner Anwesenheit zu beehren.«
»Wie viele seid ihr?«
»Drei«, antwortete Lako. Er kniff die Augen zusammen. »Warum fragen Sie?«
Eldridge zuckte mit den schmalen Schultern. »Es interessiert mich. Ich hoffe, Sie erwarten kein Wunder von mir.«
»Wir erwarten nur, daß Sie Ihrer ärztlichen Pflicht nachkommen.«
Sie erreichten das Haus und stiegen aus. In der Halle kam ihnen Albert Rekker entgegen. Sein Blick pendelte zwischen Lako und Dr. Eldridge hin und her.
»Scott kam vor fünf Minuten zu sich«, berichtete er.
»Wie fühlt er sich?«
»Nicht besonders.«
»Du taugst eben doch
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