1605 - Blutnacht - Liebesnacht
leider sagen, dass du eine von mehreren bist.«
»Das glaube ich nicht.«
»Es stimmt aber. Und wir beide stehen hier nicht umsonst. Wir sind hinter ihm her.«
»Wollt ihr ihn verhaften?« Ihre Stimme hatte geklungen, als wollte sie uns verhöhnen.
»Ja, wir werden ihn verhaften«, erwiderte ich.
»Oder aus dem Verkehr ziehen«, fügte Dagmar hinzu.
So sehr sich Moni Schmitz zuvor geweigert hatte, uns zuzuhören, jetzt änderte sich ihr Verhalten. Zwar sagte sie nichts, aber sie benahm sich anders. Ihr Blick verlor die Sicherheit, sie bewegte auch den Kopf wie jemand, der nach etwas Bestimmtem sucht, und dann hatte sie eine Antwort für sich gefunden, die uns allerdings enttäuschte.
»Ich glaube euch nicht.«
Dagmar verdrehte die Augen. »Meine Güte, was sollen wir denn noch alles sagen?«
»Nichts mehr. Ich komme schon allein zurecht.«
»Ach, dann willst du auf einen Mörder warten?« Ich hatte das harte Geschütz aufgefahren, und das hatte Moni Schmitz auch sehr genau verstanden.
»Wieso Mörder?« flüsterte sie.
»Weil dein Darius schon mindestens zwei Frauen auf dem Gewissen hat, zum Teufel.« Ich deutete auf sie. »Und du sollst in dieser Nacht das dritte Opfer werden.«
Sie sagte nichts, sie lachte nur. Es waren kehlige Laute, die aus ihrer Kehle drangen und die man mehr einem Tier hätte zuschreiben können.
Dann stoppte ihr Lachen und sie fragte: »Was wollt ihr mir denn noch alles auftischen? Das ist doch Scheiße.«
»Es wäre dein Tod, wenn du hier auf ihn wartest. Wir sind deinem Darius schon länger auf der Spur, und wir stehen bei dieser Kälte nicht einfach hier herum und drehen Däumchen, weil es uns Spaß macht. Du wirst von hier verschwinden - so oder so, und ich denke, dass dich Dagmar zu deinem Auto bringen wird.«
»Es gibt kein Auto.«
»Bitte?«
»Ja, verflucht, du hast richtig gehört. Ich habe kein Auto.«
»Und wie bist du hergekommen?«
»Mein Bruder Hansi hat-mich gebracht.«
»Ach, und er wird dich auch abholen?«
»Wenn ich ihn anrufe, schon.«
Wir mussten nicht groß weiterreden. Durch ihr Verhalten, für das sie nichts konnte, hatte sich Moni Schmitz in eine gefährliche Lage gebracht.
Damit hatten wir nicht rechnen können, und damit war unser Problem nicht eben kleiner geworden.
»Hast du eine Idee, John?«
»Eine vage.«
»Und?«
»Jemand muss bei ihr bleiben.«
Dagmar nickte. »Daran habe ich auch gedacht. Und ich denke, dass ich es sein werde.«
Ich nickte. »Es ist wohl am besten, wenn ihr euch in den Wagen setzt und die Türen verriegelt. Eine andere Möglichkeit sehe ich nicht. Ihr könnt dann zur Not fahren und…«
»… lassen dich dann hier allein?«
»So sieht es aus.«
Dagmar schüttelte den Kopf. »Nein, John Sinclair, nein. Das kommt nicht infrage.«
»Warum nicht?«
»Weil ich in der Nähe bleiben will. Weil keiner von uns weiß, wie Darius angreifen wird. Ich denke auch an Anne Höller, und ich glaube, dass er sie noch immer unter seiner Kontrolle hat. Ich rechne sogar damit, dass er den Friedhof nicht allein besuchen wird. Er hat jetzt eine Braut, mit der er gemeinsam auf Blutsuche geht. So kann es laufen.«
Dagmar Hansen hatte so laut gesprochen, dass Moni Schmitz hatte mithören können. Ob sie lachte oder andere Laute von sich gab, war nicht festzustellen, jedenfalls kriegte sie sich nur langsam wieder ein, wobei sie mit beiden Armen wedelte.
»Was hast du da von einer Braut erzählt?«
Dagmar drehte sich zu ihr um. Sie nahm jetzt kein Blatt mehr vor den Mund. »Ja, es sind seine Blutbräute. Und das ist, verdammt, kein leeres Gerede.«
Moni Schmitz war noch immer nicht überzeugt. »He, so etwas gehört doch in unsere Gruftie-Welt. Ihr glaubt gar nicht, wie viele von uns davon träumen, eine Braut der Nacht zu sein.«
»Wie kommst du auf Braut der Nacht?«
»Ganz einfach. Durch Darius. Er will mich zu einer Braut der Nacht machen.«
»Ja, und da wärst du nicht die Einzige. Soweit wir wissen, sammelt er Nachtbräute.«
»Hör auf mit dem Mist.«
Dagmar und ich schauten uns an. Wir wussten beide, wie unverbesserlich Moni Schmitz war. Freiwillig würde sie nicht von hier verschwinden, da mussten wir schon eine besondere Überzeugungsarbeit leisten.
»Hast du Handschellen bei dir?«, flüsterte mir Dagmar zu.
»Ja.«
»Okay, ich frage sie noch mal.«
Moni hatte den letzten Satz gehört. »He, Alte, was willst du mich fragen?«
»Ob du mit mir gehst.«
»Wohin denn?«
»Zu meinem Wagen.«
Sie lachte schrill und
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