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1605 - Blutnacht - Liebesnacht

1605 - Blutnacht - Liebesnacht

Titel: 1605 - Blutnacht - Liebesnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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so laut, dass sie alle Schrittgeräusche übertönt hätten.
    Wieder wechselte ich meinen Standort. Diesmal ging ich mehr nach rechts und entfernte mich von der Mauer.
    Mein Verhalten war genau richtig.
    Als wäre er vom Himmel gefallen, stand plötzlich der Vampir vor mir.
    Inmitten des Eisregens hielt er sich auf, und das vom Himmel fallende Zeug hatte auch bei ihm Spuren hinterlassen, denn sein Mantel oder Umhang lag angeklatscht an seinem Körper.
    Wir beide gaben traurige Gestalten ab, aber mein Kreuz reagierte normal, wie ich mit einem Griff feststellte.
    Es hatte sich leicht erwärmt.
    Ich ließ es in der Tasche stecken und holte stattdessen meine Beretta hervor. Ich hielt die Waffe eng an mein rechtes Bein gepresst, damit er sie nicht zu schnell sah.
    Dann wartete ich darauf, wie er reagieren würde…
    Es gab keinen Zweifel. Auf der anderen Seite der Scheibe zeichnete sich das Gesicht von Anne Höller ab, das Dagmar Hansen sehr gut kannte.
    Nur war der Liebreiz daraus verschwunden. Es war scheußlich verzerrt, und das lag an ihrem weit geöffneten Maul, in dem die beiden Blutzähne deutlich zu sehen waren.
    Moni Schmitz fing an zu zittern. »Scheiße!«, flüsterte sie. »Verdammte Scheiße, die ist ja echt!«
    »Was hattest du denn gedacht?«
    »Ich weiß nicht…«
    »Was sollen wir tun?«
    »Weg vom Sitz, Moni!«
    »Wieso?«
    »Runter! Duck dich in den Bodenraum. Alles andere kannst du mir überlassen!«
    Moni Schmitz bedachte die rothaarige Frau mit einem flehenden und zugleich ängstlichem Blick. Aber sie tat, was ihr geraten worden war. Sie rutschte nach vorn, bis sie die Sitzkante erreicht hatte, und drückte sich dann in den Fußraum hinein, was nicht einfach war. Dort blieb sie zusammengekauert hocken.
    Das Gesicht war nicht verschwunden. Es schien an der Scheibe zu kleben, und Dagmar nickte dieser Fratze zu.
    »Okay«, flüsterte sie, »okay, so geht es nicht weiter.« Sie drehte sich so weit nach rechts, wie es ihr möglich war, und hob die Waffe an, die auf ihrem Schoß gelegen hatte.
    »Ist alles in Ordnung?«, flüsterte Moni.
    »Ja, ja, bleib du da sitzen.«
    »Soll ich beten?«
    Dagmar musste trotz der angespannten Lage lächeln. Eine derartige Frage aus dem Mund einer Gruftie-Frau zu hören war schon mehr als ungewöhnlich.
    »Meinetwegen.«
    Nach dieser Antwort konzentrierte sie sich auf ihre Aktion. Die Pistole war mit geweihten Silberkugeln geladen. Eine perfekte Tötungsmaschine für Blutsauger.
    Dagmar konnte schießen. Das Ziel war auch nicht zu verfehlen, aber ein Hindernis gab es schon. Das war die Scheibe. Ihr Material hielt einiges ab, das wusste Dagmar. Ob die Kugel noch so traf, wie sie es sich wünschte, konnte sie nicht sagen.
    Es gab keine andere Möglichkeit.
    Sie zielte genau. Die Fratze bot einen Anblick, den sie nicht mehr vergessen würde. Das war nicht mehr Anne Höller, die sie gekannt hatte.
    »Tut mir nicht mal leid«, flüsterte Dagmar und drückte ab.
    Überlaut hallte der Schuss in ihren Ohren wider. Das Echo war schon leicht betäubend. Sie hört auch Monis Schrei - und starrte gegen die Scheibe.
    Die sah nicht mehr so aus wie sonst. Ein Spinnennetz aus feinen Rissen hatte sich ausgebreitet, und dort, wo die geweihte Silberkugel getroffen hatte, befand sich ein Loch.
    Und Anne Höller?
    Dagmar sah sie nicht mehr. Der Schuss oder die Kugel schien sie weggefegt zu haben.
    Im Fußraum hatte Moni Schmitz ihre Sprache wiedergefunden. »Ist sie weg?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Wieso?«
    »Ich sehe sie jedenfalls nicht mehr.«
    »Dann hast du sie erwischt? Super!« Moni klatschte in die Hände.
    Dagmar Hansen gab ihr keine Antwort. Sie war sich nicht so sicher, denn sie wusste, wie raffiniert die Wiedergänger waren. Sie waren mit allen Wassern gewaschen, und Anne Höller hatte auch lange genug gesehen, was Dagmar vorhatte.
    »Wie geht es jetzt weiter?«
    »Bleib du da unten.« Dagmar öffnete die Verriegelung. »Ich werde aussteigen.«
    »Mist! Und dann?«
    »Schaue ich nach.«
    Moni Schmitz gab eine Antwort, die Dagmar nicht verstand, weil sie nur geflüstert worden war.
    Es wäre alles einfacher ohne diesen schauerlichen Eisregen gewesen.
    Der wollte einfach nicht aufhören, und die Körner peitschten gegen ihren Oberkörper, als Dagmar sich aus dem Opel schwang.
    Auf der Schneefläche hatte sich eine glatte Schicht gebildet, die zum Glück nicht so hart war, sodass sie nachgab.
    Um eine Antwort auf ihre Frage zu erhalten, musste sie um den Wagen herum. Dabei spielte

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