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1610 03 - Soehne der Zeit

1610 03 - Soehne der Zeit

Titel: 1610 03 - Soehne der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Gentle
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über den Boden und erhellte Fludds weiße stoppelige Wange. Ich blickte zu Gabriel.
    Der breitschultrige Mann rückte sofort ein Stück zur Seite, um den Kabinenausgang zu versperren. Er knurrte: »Man kann einem Mann viel antun, ohne ihn gleich umzubringen.«
    Über Fludds Kopf hinweg sagte ich zu Dariole: »Wählt. Lasst ihn leben, aber wählt. Was wollt Ihr mit ihm tun?«
    Dariole starrte auf den Knienden hinab.
    Sie machte eine Geste, die zaghaft begann, jedoch voller Autorität endete. »Richtet ihn auf.«
    Ich habe Erfahrung mit widerspenstigen Männern. So packte ich Robert Fludd an Handgelenk und Ellbogen, drehte ihm den Arm auf den Rücken und riss ihn hoch.
    Er schrie.
    Dariole schlug ihm mit der leeren Hand mitten ins Gesicht. Blut spritzte auf meinen Ärmel, als Fludds Lippe unter der Wucht des Schlages platzte.
    Ich taumelte mit ihm zurück, hielt ihn aber weiter auf eine Art und Weise fest, die ihm den Arm ausgekugelt hätte, wenn er versucht hätte, sich meinem Griff zu entziehen. Blut flog durch die gelbe Luft, als Fludd zu sprechen versuchte. Er schien kaum zu bemerken, dass ich ihn festhielt; seine Aufmerksamkeit war voll und ganz auf Dariole gerichtet.
    »›Heiraten‹. ›Entschuldigen‹«, echote Dariole. »›Buße tun‹.«
    Die Worte trafen auch mich wie ein Stich.
    Ich möchte nicht da stehen, wo Fludd jetzt steht. Das hätte nämlich bedeutet, dass ich sie tiefer verletzt hätte, als sie ertrug. Und das wiederum erinnerte mich an Nagasaki, wo alles Gefällen, alle Zuneigung aus ihrer Stimme gewichen war.
    Wenn das ein Spiel wäre, würde ich es vielleicht spielen. Aber abseits der Bühne, in der kalten Wirklichkeit … ist es unerträglich.
    Dariole zog den Dolch.
    Das Licht spiegelte sich auf der Klinge: ein Schimmer von Silber und Blau. Dariole befühlte die Schneide mit dem Daumen und nahm sie wieder weg. Eine dünne rote Linie erschien auf ihrer Haut. Ihre Augen bewegten sich, während sie Fludd betrachtete. Den Kopf hob sie jedoch nicht. Sie starrte ihn unter den Augenlidern hervor an.
    Aufgeschreckte Insekten summten durch die Kabinentür. Der muffige Geruch weckte in mir den Wunsch, mir die Nase zu verstopfen. Doch was wir hier taten, durfte niemand sehen; somit war die Geheimhaltung ein wenig Ekel wohl wert.
    Sie ist kein Kind mehr, dachte ich. Wenn sie ihn wirklich töten will, kann ich mich dann dazu zwingen, schnell genug zu sein, sie davon abzuhalten? Selbst angesichts dessen, was alles daran hängt?
    Fludd schnappte nach Luft, und schließlich gelang es ihm zu reden. »Verzeiht mir!«
    Dariole blickte wieder auf ihr Messer. »Also das ist jetzt wirklich einfach nur dumm.«
    Robert Fludd verkrampfte sich.
    Fast hätte er mich überrascht. Kleiner und dünner als ich, war er dennoch kein schwacher Mann. Angetrieben von schierer Panik schlug er derart um sich, wie nur Männer es können, die sich in größter Gefahr wähnen.
    Ich verlagerte meinen Griff, legte ein Bein um seines und nahm ihn so in die Zange. Dann packte ich ihn am Kragen, sodass er sich nur die Luft abdrücken würde, sollte er sich weiterwehren, während ich ihm gleichzeitig, den Arm hinter dem Rücken verdrehte.
    Über Fludds Kopf hinweg blickte ich zu Dariole.
    Sie wirkte viel zu ruhig, als sie nach seiner Hose griff.
    »Es tut mir Leid!«, bellte Fludd so laut wie ein Bullenkalb.
    Mir tat es nicht Leid, dass ich keine Hand mehr frei hatte, um ihm den Mund zuzuhalten; auch schaute ich nicht zu Gabriel. Dariole verdient es, das zu hören. Der Ekel auf ihrem Gesicht zeigte deutlich, dass sie Fechter als Gegner gewohnt war, die lieber starben, als um Gnade zu winseln …
    Sie öffnet Fludds Hose und schnitt mit dem Dolch die Unterhose auf.
    »Bitte!« Fludd weinte. »Es tut mir Leid! Ich schwöre es! Es tut mir Leid!«
    Seine Stimme überschlug sich förmlich vor Angst.
    Dariole griff ihm in die Kleider und holte seinen Schwanz heraus, elendes weißes Fleisch vor dem Grau der Unterhose. Dann legte sie die scharfe Klinge an das Teil.
    Bewundernd und angewidert zugleich knurrte Gabriel von der Tür her: »Jesus!«
    Fludd zuckte in meinen Armen und rang nach Luft.
    Wann immer ich Dariole hatte töten sehen, war es entweder mit purer Freude geschehen wie an dem Strand in der Normandie oder später voller Leid und Wut.
    Leise und ohne vorher zu wissen, dass ich das tun würde, sagte ich Fludd ins Ohr: »Ihr habt sie zu der Frau gemacht, die dazu fähig ist.«
    Er rollte mit den Augen, und Schleim troff ihm aus der

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